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Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind

Titel: Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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groß, aber wenigstens besaß er zwei Bullaugen, durch die man aufs Meer hinaussehen konnte. Zusätzlich zu den Schlafkojen gab es außerdem eine Sitzgarnitur mit zwei winzigen Sesselchen und einem runden Tischchen. Zwischen Bett und Innenwand war zudem ein Sekretär geklemmt, was David sehr begrüßte, weil er während der Reise für Briton Hadden einige Artikel schreiben wollte.
    Nach dem Ablegen im Hafen von Yokohama verlor das junge Paar allmählich seine Nervosität. Die Gleichförmigkeit des Stillen Ozeans übte eine beruhigende Wirkung auf sie aus. Als bereits eine beträchtliche Strecke Wasser zwischen David und dem Versteck seines Feindes lag, raffte er eines Abends beim Dinner seine Serviette zusammen und warf sie verärgert auf den Tisch.
    »Was ist?«, fragte Rebekka erschrocken.
    »Mir ist gerade etwas eingefallen.«
    Sie seufzte. »Es hat mit Toyama zu tun, stimmt’s?«
    Er wirkte erschrocken. »Woher weißt du das?«
    »Francis« – in der Öffentlichkeit benutzte sie inzwischen meist diesen Namen – »du denkst an nichts anderes als an diesen Schurken. Was ist dir denn in den Sinn gekommen?«
    »Erinnerst du dich, wie Toyama in Kyoto mit Yoshi gesprochen hat, während die Herolde das Kaiserpaar ankündigten?«
    »Natürlich. Ich hatte mich schon gefragt, ob sie überhaupt nicht mehr aufhören wollen über das Kärtchen zu reden.«
    »Wer sagt denn, dass meine Botschaft ihr Thema war?«
    »Was denn sonst?«
    »Ich weiß nicht. Das ist es ja gerade, was mich beunruhigt. Als wir so übereilt abreisen mussten, habe ich völlig vergessen Yoshi danach zu fragen. Ich muss ihm unbedingt ein Telegramm schicken.«
    »Du musst endlich versuchen abzuschalten, Francis. Wenn es etwas Wichtiges gewesen wäre, worüber sich die beiden unterhalten haben, dann wüsstest du es bestimmt längst. Nimm wieder deine Serviette und iss dein Soufflee auf. Der Hauptgang kommt gleich.«
    David folgte dem Rat seiner Frau, aber er tat es voller Zweifel. »Wenn ich nur nicht das Gefühl hätte, etwas Wichtiges übersehen zu haben.«
    »Wie meinst du das?«
    Er nippte an seinem Weißwein und blickte abwesend auf das Tischtuch. »Ich habe mir den Kopf über das Vermächtnis meines Vaters zermartert. Er hat die Ereignisse seines Lebens bis ungefähr zum Kriegsbeginn erstaunlich detailliert aufgezeichnet. Vielleicht steckt irgendwo in den Seiten des Diariums etwas, das ich überlesen habe. Ein versteckter Hinweis oder vielleicht auch nur eine unbewusste Anmerkung, die mir dabei helfen könnte, dem Kreis der Dämmerung auf die Schliche zu kommen.«
    »David?«
    Er sah verwundert zu ihr auf. »Pst! Nenn mich nicht so, wenn uns andere Leute hören können.«
    Rebekka ignorierte seine Schwarzseherei. »Ist dir eigentlich schon bewusst geworden, dass du mir zwar alles – zumindest glaube ich das – über dein Leben erzählt hast, ich aber noch keinen einzigen Blick in das Buch deines Vaters werfen durfte?«
    Die Frage überraschte David. »Nein… Ich meine, ja. Was ich sagen will, ist, ich habe es nicht mit Absicht getan. Ich dachte, du wüsstest sowieso alles, was in dem Diarium steht.«
    »Warum zeigst du es mir dann nicht? Du hütest es in deiner Holzschatulle wie einen Kronschatz.«
    Erst in diesem Augenblick, als David darüber nachdachte, bemerkte er, welches Unbehagen ihm dieser Gedanke bereitete. Das Vermächtnis war für ihn eine sehr persönliche Sache. Nicht Misstrauen ließ ihn zögern, Rebekka Einblick in das Buch zu gewähren, sondern die Furcht, die letzte Verbindung zu seinem Vater zu zerreißen. Er konnte sich dieses Gefühl selbst nicht erklären, aber…
    »David? Warum antwortest du nicht?«
    Er blinzelte benommen. »Was?«
    »Ich möchte dir so gerne helfen, Liebster. Lass mich das Buch deines Vaters lesen. Vielleicht fällt mir ja etwas auf, das du übersehen hast.«
    David langte über den Tisch hinweg und drückte ihre Hand. »Entschuldige meine Zerstreutheit. Ich werde dir die Schatulle geben. Gleich nach dem Essen.«
    Rebekka erwiderte sein etwas unglückliches Lächeln. »Danke, David. Mir liegt sehr viel an deinem Vertrauen. Danke!« Überrascht hob sie den Blick, als er sich mit einem Mal vom Tisch erhob.
    »Fang schon mal mit dem Hauptgang an, Schatz. Ich muss nur schnell in den Funkraum und ein Telegramm aufgeben. In ein paar Minuten bin ich zurück.«
    Rebekka las die ganze Nacht hindurch. Sie tat es wohl sehr gründlich, denn David fiel auf, wie langsam sie die Seiten umblätterte, während er sich auf

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