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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Plätze, liebevoll gepflegte Bäume –, aber David traute dem schönen Schein nicht. Er wusste, dass er sich auf ein gefährliches Spiel eingelassen hatte. Irgendwo in den Schatten zwischen den Gebäuden, Büschen und Bäumen lauerte ein Jäger. Und er, David, war das Wild.
    Natürlich hoffte er, Lord Belials Henkersknecht würde sich noch versteckt halten. Die Beisetzungsfeier sollte erst in gut anderthalb Stunden beginnen. Für eine so auffällige Gestalt wie Negromanus konnte es nur verräterisch sein, einfach hier herumzuspazieren. Diese große finstere, ja, geradezu bedrohliche Erscheinung musste jedem unwillkürlich ins Auge springen. David setzte auf die Vorsicht des Schemens, während er nun selbst nach einem passenden Versteck Ausschau hielt.
    Sein Plan war denkbar einfach. Er wollte heimlich den Eingang der Knochenhalle beobachten, in dem die Zeremonie stattfand. Irgendwann musste sich Negromanus zeigen, wenn er gegen ihn vorgehen wollte. Dann würde er die Klinge des wakizashi zu spüren bekommen. David hatte sich fest vorgenommen, diesmal abzuwarten und seinen Feind nicht vorschnell zu attackieren wie auf dem schottischen Schloss Blair, als er ihm nur eine Hand abschlagen konnte.
    Die Knochenhalle war ein lang gestrecktes Gebäude hinter dem Tempel. Fachwerkrahmen aus dicken braunen Holzbohlen, deren Zwischenräume mit weiß gestrichenem Füllmaterial verschlossen waren, bildeten die Wände. Oben glitzerten die graublau glasierten Ziegel des weich geschwungenen Spitzdaches in der Mittagssonne. Über einen gut einsehbaren Kiesplatz gelangte man zum Haupteingang an der Stirnseite der Halle. Trotz oder gerade wegen seiner Schlichtheit betonte das Tor die Bedeutung des Baus. Die Sockel der dunklen Holzpfosten waren in ziseliertes Goldblech gefasst. Über dem Sturz konnte David Schnitzwerk erkennen.
    Ohne der anmutigen Architektur weiter Beachtung zu schenken, entschloss er sich zunächst zu einer Erkundung des Terrains. Eine genaue Kenntnis der Örtlichkeiten konnte für ihn lebenswichtig sein. Er steuerte auf einen schmalen Weg zu, der an der Längsseite des Gebäudes entlangführte.
    Je weiter er sich vom Haupteingang der Knochenhalle entfernte, desto stiller wurde es. Anscheinend verlief sich nur selten ein Besucher in diesen versteckten Winkel des Tempelgeländes. Bald hörte David nur noch das Zwitschern von Vögeln, das gelegentliche Summen eines vorüberfliegenden Insekts und das Rascheln von Blättern im Wind. Der schmale Plattenweg neben dem Gebäude war von Schilfstauden, japanischen Kirschbäumen, strauchförmigen Bunge- oder Tempelkiefern und anderen Gewächsen umsäumt. Hier wucherte nichts. Das hätte dem japanischen, auf Weglassung alles Überflüssigen beruhenden Harmonieverständnis widersprochen. Aber trotzdem entdeckte Davids wachsames Auge noch genügend Dickichte, die ihn zu größter Vorsicht mahnten. Seine Hand tastete unwillkürlich zum Griff des Kurzschwertes, das er an seiner linken Seite unter dem weiten Kimono trug. Mehr noch als auf die Geräusche der Umgebung lauschte er in sein Inneres. Aber die Gabe der Sekundenprophetie meldete sich nicht. Plötzlich raschelte das Schilfgras zu seiner Rechten. David schreckte zusammen. Sein Schwert sprang förmlich aus der Scheide. Im nächsten Moment sah er eine Bewegung…
    Er musste lächeln, als er das fliehende Eichhörnchen entdeckte. In seinem Maul trug es einen eiförmigen, gelbpurpurnen Zapfen einer Tanyosho Nana, einer japanischen Rotkiefer. Er entspannte sich wieder. Kein Wunder, dass die Sekundenprophetie ihn nicht gewarnt hatte. Er war ganz auf mögliche Gefahren fixiert und eine solche ging von dem pelzigen Zapfensammler nun wirklich nicht aus.
    Erleichtert, aber unvermindert wachsam setzte David seine Erkundung fort. An der Rückseite der Knochenhalle entdeckte er einen unscheinbaren Hintereingang. Er überprüfte die hölzerne Tür. Sie war unverschlossen. Ein Blick in das Gebäude zeigte ihm ein Nebenzimmer, von dem aus man unmittelbar in den großen Hauptsaal gelangte. Leise trat er ein. Der Raum war nicht sehr groß. Man konnte ihn mit vier Schritten durchmessen. In die gegenüberliegende Tür war ein Holzgitter eingelassen, durch das David die eigentliche Knochenhalle sehen konnte.
    Kurz entschlossen änderte er seinen Plan. Dieser Ort war wie geschaffen zum unauffälligen Beobachten der Zeremonie. Und für einen hinterhältigen Angriff. Sollte Negromanus ihn wirklich in der Halle stellen wollen, würde er kaum durch den

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