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Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer

Titel: Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Verteidigung einsetzen.
    Barrios der Altere ließ noch nicht erkennen, was er vom Vorschlag seines Gastes hielt. Auch der Jüngere übte sich in mimischer Enthaltsamkeit. Plötzlich bewegte der Alte in einer raumgreifenden Geste seinen Arm. Das Personal kannte auch dieses Kommando. Fünf weiß livrierte Diener verließen eilig den Raum.
    Barrios der Ältere entspannte sich. Er lächelte sogar. »Sie wundern sich vielleicht über meine seltsame Pantomime, Herr Schwertfeger, aber meine Bediensteten sind meist taubstumm. Ich lege auf dieses kleine Detail großen Wert, werden in diesem Haus doch des öfteren Dinge besprochen, die nicht unbedingt nach außen dringen sollen. Viele meiner Lakaien verstehen sich jedoch aufs Lippenlesen, deshalb habe ich sie hinausgeschickt. Doch jetzt wieder zu uns, Herr Schwertfeger. Sie müssen meinen Argwohn schon verzeihen, aber wir haben noch nie miteinander zu tun gehabt. Deshalb können Sie auch nicht wissen, dass ich die Anrede Don Alfonso bevorzuge.«
    Davids Blick lag noch auf der Tür, durch die das stumme Pagenquintett entschwunden war. Er konnte sich der unangenehmen Vorstellung nicht entziehen, Barrios habe selbst Hand angelegt, um seine Diener in die Welt des ewigen Schweigens zu versetzen.
    Langsam gewann David seine Fassung zurück. Wenigstens war das heikle Namensproblem ausgeräumt. Jetzt wurde es Zeit für ihn, die Initiative zu ergreifen. »Wie Ihr wünscht, Don Alfonso. Vielleicht könnten wir nun zum eigentlichen Zweck meines Hierseins kommen.«
    »Den zu erraten ist auch ohne Ihr Empfehlungsschreiben nicht besonders schwer. Dieser Camden wird allmählich zu einer Plage.«
    »Genau darum geht es. Die Bruderschaft hat, Negromanus gar nicht mitgerechnet, bereits drei Mitstreiter verloren. Zwar seid Ihr in Amerika, abgesehen von der Niederlage des Ku-Klux-Klans, bislang noch von Verlusten verschont geblieben, aber ich muss Euch nicht sagen, wie sehr die Gesamtentwicklung Lord Belial missfällt. Wohl nicht ganz unbegründet rechnet er in Eurem Gebiet mit dem nächsten Angriff Camdens.«
    »Das wundert mich«, antwortete der alte Mann merkwürdig misstrauisch.
    David schluckte. Hatte er sich irgendeine Blöße gegeben? Wenn, dann half nur noch die Flucht nach vorn. »Seit Graf Zapata seinen Skrupeln erlegen ist, hat seine Lordschaft ein wachsames Auge – auch und besonders auf diesen Teil der Welt.«
    »Meinen Sie, das sei mir entgangen?«, fauchte Barrios unvermittelt. »Anstatt unsere Kräfte sinnvoll aufzuteilen, werden sie hier sogar noch konzentriert. Und er glaubt trotzdem an eine Schwachstelle? Lord Belial sollte mich besser kennen. Ich bin kein Kelippoth und schon gar kein Zapata. Auf mich ist Verlass.«
    David blickte kurz zur anderen Seite des Tisches hinüber, wo der Urenkel des Palastherrn wie ein Jaguar lauerte. Ein Befehl seines Urgroßvaters und er würde den dreisten Besucher in der Luft zerreißen.
    Bewusst zweideutig erwiderte David: »Ihr wisst, was seine Lordschaft tun würde, wenn es an Eurer Loyalität ernsthafte Zweifel gäbe.«
    Barrios der Ältere betrachtete nachdenklich den Siegelring an seinem Finger. »Ja, nur zu gut. Und seien Sie versichert: Mir wird das nicht passieren. Eher möchte ich sterben, als…« Er schüttelte angewidert den Kopf und David hätte zu gerne gewusst, welche Alternative für den Alten schlimmer als der Tod war. Auffallend ruhig fügte Barrios dann hinzu: »Sehen Sie mir meinen Gefühlsausbruch bitte nach.«
    »Der Zorn der Gerechten muss nicht entschuldigt werden. Und schon gar nicht mir gegenüber. Ich bin nur ein Bote des Bundes, aber die Gefahr, die für den Kreis der Dämmerung von diesem Camden ausgeht, muss endlich gebannt werden. Der ganze Jahrhundertplan könnte sonst ins Wanken geraten.«
    »So?«
    Dieser Einwurf verwirrte David. »Immerhin hat Camden ein Viertel des Zirkels ausgelöscht«, fügte er etwas unsicher hinzu.
    »Aber unsere wichtigsten Geheimnisse sind ihm bisher verborgen geblieben.«
    David verbeugte sich einmal mehr, vor allem um seine Beklemmung zu verbergen. Irgendetwas an diesem Gespräch begann schief zu laufen. Aber was? »Wenn mein Leben auch eng mit dem Kreis verwoben ist, gehöre ich doch nicht seinem inneren Zirkel an. Ich fände es aufregend, wenn Ihr für diesen Camden noch eine Überraschung in petto hättet, Don Alfonso.« Du ahnst gar nicht, wie gern ich das wüsste!
    »Der Mensch ist kurzlebig und mit Erregung gesättigt – auch Sie werden noch Ihr Maß davon bekommen.«
    Lass

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