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Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer

Titel: Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Eingang des Kaffeehauses hin. Ein Turban flog draußen am Fenster vorbei und ein barhäuptiger Mann lief hinterher. »Leghari ist unser Mann, Balu. Wie ausgekocht er auch sein mag, mich konnte er gestern nicht täuschen. Er kennt die Passion seines Kunden. Wahrscheinlich wollte er nur Zeit gewinnen, um Ben Nedal eine möglichst hohe Provision abzugaunern. In spätestens fünf Minuten wird Leghari durch die Tür dort treten und uns mit einem überschwänglichen Lächeln einladen, ihn zu begleiten.«
    »Willst du wirklich allein gehen?«
    »Du kannst mich gerne noch hundertmal fragen und wirst von mir trotzdem keine andere Antwort bekommen, Balu: Du bleibst hier und wartest im Hotel auf mich. Sollte ich bis heute Abend nicht zurück sein, fährst du nach Hause und steckst nie mehr deine Nase in meine Angelegenheiten. Dann hast du wenigstens eine gewisse Chance, einhundertdreiunddreißig Jahre alt zu werden. Im anderen Fall…«
    »Du bist nicht besonders nett zu deinem alten Freund, Sahib.«
    Das stimmt, mein Guter. Aber wenigstens dir soll Belial nichts antun. »Die Zeit der Nettigkeiten ist für mich endgültig vorbei, Balu. Der Schattenlord hat mir die Hälfte meines Herzens herausgerissen. Das ist wirklich genug – findest du nicht?«
    »Da kommt Legharu«, flüsterte Balu zurück. »Viel Glück. Wir sehen uns später.« Der Inder erhob sich schnell und verließ den Tisch.
    David konnte nur noch zustimmend nicken. Eigentlich hatte er sich den Abschied von seinem Freund anders vorgestellt. Bewusst vermied er es, Balu hinterherzusehen und damit vielleicht Ghulam Legharis Misstrauen zu wecken. Er wartete, bis Ben Nedals Mittelsmann sich vor ihm aufgebaut und ein höfliches Begrüßungswort gemurmelt hatte.
    Sein Kunde, ein Kenner und Liebhaber antiker und vorgeschichtlicher Artefakte, habe den Wunsch geäußert, die Röhrenperle persönlich in Augenschein zu nehmen, eröffnete der Pakistani. Wenn es Mr Gladius passe, könne man dem Kunstfreund sofort einen Besuch abstatten. Ob er denn das Schmuckstück diesmal bei sich trage?
    Mit der Rechten klopfte sich David auf das Jackett und lächelte. »Ich habe es direkt über meinem Herzen. Und falls die Röhrenperle den Gefallen Ihres Kunden findet, könnte ich ihm vielleicht noch weitere besorgen.«
    »Das wird er bestimmt gerne hören«, antwortete Leghari. Er wusste nun, welch fetter Provisionen er sich berauben würde, sollte er dem Engländer auch nur eines seiner schneeweißen Haare krümmen.
    Vor dem Kaffeehaus blickte David zum pechschwarzen Himmel empor. Das Arabische Meer hatte den Straßen Karachis einen heftigen Sturm gesandt, der alles, was nicht niet- und nagelfest war, durcheinander wirbelte. Es würde bald Regen geben. David überlegte, ob er das Unternehmen abblasen sollte.
    Da drang eine aufgeregte Stimme an sein Ohr. Ein braunhäutiger livrierter Chauffeur versuchte eine Horde Neugieriger, überwiegend Kinder, von seiner schwarzen Limousine zu vertreiben. Als ihm das endlich gelungen war, wanderte sein besorgter Blick über die spiegelnde Oberfläche des Bentley. Erst ein Räuspern Legharis erinnerte ihn an seine eigentliche Aufgabe.
    »Bitte verzeihen Sie, aber dieser Pöbel kann einem den ganzen Lack ruinieren«, sagte er diensteifrig und war schon zur Stelle, um den Schlag der Limousine aufzureißen. David zog den Kopf ein und ließ sich in die weichen Ledersitze sinken, neben ihm nahm Leghari Platz. Die Tür fiel mit einem satten Klacken ins Schloss und eine fast bedrückende Stille umfing sie. Mit gemischten Gefühlen blickte David durch die Heckscheibe auf das sich schnell entfernende Kaffeehaus zurück. Er wünschte, Balu stünde dort und würde zum Abschied winken.
     
     
    Der Bentley kämpfte sich durch den dichten Verkehr von Khadda. Fußgänger, Eselskarren und Fahrräder verstopften die Straße. Gelegentlich kam auch ein Kamel hinzu. Während die Limousine entlang der Bahntrasse stadtauswärts rollte, glänzte Ghulam Leghari durch nachhaltiges Schweigen. Offenbar hatte er seinen Teil an dem Handel erfüllt, alles Weitere würde sich fügen.
    Auf einer Brücke, die ein wasserloses Flussbett überspannte, blieb der Wagen plötzlich stehen.
    »Leider bin ich nicht zu der Unterredung geladen«, entschuldigte sich Leghari. »Der Chauffeur wird Sie zum Haus meines Kunden bringen und später auch wieder in die Stadt zurück. Leben Sie wohl, Mr Gladius. Es war eine interessante Erfahrung, mit Ihnen Geschäfte zu machen.«
    Ehe sich’s David versah,

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