Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer
solcherlei Müßiggang zu unterbinden.
Zunächst wollten sie die altertümliche Karneolperle in einschlägigen Kreisen bekannt machen. Ben Nedal musste dann früher oder später auf sie aufmerksam werden. Yar hatte ihnen einige Namen von Kaufleuten aufgeschrieben, denen hohe Gewinnspannen alles, »saubere« Geschäfte dagegen wenig bedeuteten. Die Verhandlungen wickelte man am besten in einem gut besuchten Kaffeehaus ab, meinte Balu. David war einverstanden und beauftragte seinen Freund, für den Nachmittag entsprechende Treffen zu vereinbaren. Er selbst wollte in der Zwischenzeit Ben Nedals Palast auf der Halbinsel Manora in Augenschein nehmen.
»Mir ist von Geschäftsleuten in Karachi mit einigen sehr kostspieligen Steckenpferden berichtet worden.« David ließ die Worte eine Zeit lang einwirken. Er nippte an einer Mokkatasse und lächelte Ghulam Leghari an, der ihm gegenübersaß und sich nach Kräften mühte gelangweilt auszusehen. Der Mittelsmann war der fünfte und letzte auf Yars Liste. In dem lauten Kaffeehaus herrschte ein ständiges Kommen und Gehen. Auffällig war, dass nur Männer zu den Gästen gehörten.
Balu spitzte die Ohren, während David die fünfte Vorstellung des Tages gab. »Ich hätte da ein besonders kostbares Stück anzubieten: nicht weniger als viertausendfünfhundert Jahre alt, eine Röhrenperle aus Karneol, leuchtendes Orangerot, prachtvolle Bänderung, tadelloser Zustand.«
Die linke der beiden auffällig struppigen Augenbrauen Legharis zuckte ein einziges Mal. Sein Gesicht blieb unbewegt. »Wie kommen Sie dazu, ausgerechnet mir dieses Angebot zu machen, Mr Gladius?«
Zur Rolle ebenjenes Gladius gehörte eine gewisse Verschlagenheit. David grinste unverschämt und erwiderte abschätzig: »Sie werden doch wohl nicht von mir erwarten, dass ich Ihnen meine besten Geschäftskontakte offen lege. Aber seien Sie versichert, Mr Leghari, überall auf der Welt habe ich Handelspartner, ich unterbreite Ihnen deshalb dieses Angebot nur einmal. Es ist für mich schlicht und ergreifend einfacher, das besagte Artefakt gleich hier in Pakistan zu verkaufen, da es ja aus Mohendscho Daro stammt. Natürlich will ich aber auch kein Verlustgeschäft machen. In Europa oder den Vereinigten Staaten gibt es einige Kunstliebhaber, die für das Stück einen fürstlichen Preis bezahlen würden.«
»Den Sie daher auch von mir verlangen müssen. Sie haben mein Mitgefühl, Mr Gladius.«
»Danke. Ich verkaufe übrigens nur an den Endabnehmer persönlich, Mr Leghari. Bezahlung in bar und er übernimmt Ihre Provision. Das Geschäft wird auf diese Weise abgewickelt oder gar nicht.«
»Ich nehme an, Sie möchten den Kaufpreis in amerikanischen Dollars?«
David nickte und nannte eine unverschämt hohe Summe.
Ghulam Leghari stieß pfeifend die Luft zwischen den Zähnen hervor. »Zweihundertfünfzigtausend? Das können Sie vergessen!«
Diese Reaktion hatte David erwartet. Orientalische Kaufleute schienen das Feilschen alle auf derselben Schule gelernt zu haben. Er drückte sich aus dem Stuhl hoch und reichte dem Pakistani die Hand. »Dann danke ich Ihnen für das Gespräch, Mr Leghari. Ich werde meine Ware wohl doch besser jemandem anbieten, der ihren wahren Wert zu schätzen weiß.«
»Nun seien Sie doch nicht gleich gekränkt, Mr Gladius«, beschwichtigte der Mittelsmann. »Und nehmen Sie bitte wieder Platz.«
David ließ sich, scheinbar widerwillig, auf den Stuhl zurücksinken.
Balu war einfach sitzen geblieben. Er kannte das Spiel ja schon.
»Für diese hohe Summe benötige ich die Zustimmung meines Kunden. Haben Sie denn zur Begutachtung die Perle dabei?«
»Für wen halten Sie mich?«, schnaubte David. »Ich weiß, wie locker die Dolche in diesem Land sitzen. Bringen Sie mich mit Ihrem Kunden zusammen und er kann die Ware in aller Ruhe prüfen und sich dann entscheiden.«
»Darf ich Sie morgen in Ihrem Hotel aufsuchen?«
»Ich werde um neun Uhr hier auf Sie warten, genau fünfzehn Minuten lang. Wenn Sie nicht erscheinen, ist das Geschäft geplatzt.«
»Sie sind ein harter Verhandlungspartner, Mr Gladius.«
David fixierte mit versteinerter Miene den Zwischenhändler. »Falsch, Mr Leghari. Wir sind weder Partner noch verhandele ich mit Ihnen. Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt: Wir spielen hier nach meinen Regeln. Sie können entweder als Bote fungieren und dafür ein sattes Honorar einstreichen oder Sie lassen es bleiben.«
»Meinst du, er wird kommen, Sahib?«
David blickte unauffällig zum
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