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Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer

Titel: Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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diesem Moment begann er diesen Vorsatz anzuzweifeln. Leider sah er, aus seiner gegenwärtigen Situation heraus, nicht die geringste Möglichkeit, an dem Kriegsgeschehen auch nur irgendetwas zu ändern.
    »Wir sind spät dran«, sagte Kaeddong knapp.
    »Glaubst du, wir können es wagen, die Fahrbahn zu überqueren?«
    »Warte noch einen Moment. Der Jäger kommt bestimmt noch einmal zurück.«
    Kaeddong sollte Recht behalten. Unglücklicherweise bog in diesem Augenblick einer der amerikanischen Evakuierungsbusse in die Straße. Mit bangen Blicken suchte David den Himmel ab. Noch war kein Kampfflugzeug zu sehen. Er sah wieder zum Bus hin. Wie kann dieser Schwach kopf nur die Hauptstraße nehmen! Hat er von dem Angriff eben nichts bemerkt?
    In diesem Moment eröffneten die Bordkanonen der La-11 das Feuer. Fassungslos verfolgte David die unwirkliche Szene. Sein Geist hatte den Kampflärm ausgesperrt, er sah nur die Bilder. Wie Steine, die über einen See hüpften, jagten zwei Reihen von Geschossen in schneller Folge über die Straße. Sie erreichten den Bus, schienen ihn gleichsam zu zerteilen und setzten ihren Weg fort. Die Lawotschkin ging in den Steigflug über und schwenkte nach rechts ab.
    Schlagartig kehrten die Geräusche zurück. Der Bus explodierte mit einem ohrenbetäubenden Knall. Dann taumelten blutende Menschen auf die Straße. Doch es waren nur wenige.
    »Wir müssen ihnen helfen, Kaeddong.«
    »Bist du verrückt geworden? Wir sollten uns lieber selbst retten.«
    »Das hat Zeit bis später. Komm!«
    David sprang aus der Deckung heraus und lief auf den brennenden Bus zu. Der Schwarzhändler folgte zögernd, aber schließlich doch festen Schrittes. Die beiden taten, was möglich war, um die Verletzten zu bergen und in den Schutz der umstehenden Häuser zu schleppen. Notdürftig band David Blutungen ab, legte einige Druckverbände an und sprach den teilweise furchtbar zugerichteten Zivilisten Mut zu, Kaeddong assistierte ihm. Bis er die Geduld verlor.
    »Es wurde nach Hilfe geschickt und du hast die Menschen verarztet: Jetzt müssen wir uns um uns selbst kümmern, älterer Freund. Lass uns gehen. Bitte!«
    David blickte voller Verzweiflung in Kaeddongs versteinertes Gesicht. Einige schnelle Herzschläge lang kämpfte sein Helferinstinkt mit dem Verstand und schließlich siegte Letzterer. Vor einigen Jahren noch hätte er sich vielleicht anders entschieden. Er nickte traurig, legte dem Verletzten neben ihm zum Abschied die Hand auf die Schulter und erhob sich.
    »Ich würde zu gerne wissen, ob die Nordkoreaner nicht auch ein paar Waffen von einem gewissen Ben Nedal benutzen. Brechen wir auf und gehen dieser Frage auf den Grund. Es gibt da einen Mann, der mir einige Antworten schuldet.«
     
     
    Unbeschadet erreichten David und Kaeddong die Aula der Chae-Dong-Grundschule. In einem Nebenraum mit aufgestapelten Stühlen räumte der Schwarzhändler eine Luke frei und zog sie hoch. Darunter kam eine steinerne Treppe zum Vorschein, die in dunkle Tiefe hinunterführte.
    Kaeddong hatte alles vorbereitet. Schnell war eine Karbidlampe zur Hand. Dann begann der Abstieg in die Unterwelt.
    Der Keller unter dem Schulsaal bot ein Bild heillosen Durcheinanders. Er war voll gestopft mit allem möglichen Gerümpel. Wieder räumte Kaeddong Hindernisse aus dem Weg. Bald stießen sie auf eine Wand mit einem hölzernen Bücherschrank, in dem vergessene Schulfibeln mit japanischen Schriftzeichen einen aussichtslosen Kampf gegen den Zerfall führten.
    Gemeinsam schoben die beiden Männer den Schrank zur Seite. Er lief auf unsichtbaren Rollen, die dahinter versteckte Tür wurde anscheinend schon seit geraumer Zeit als Geheimausgang benutzt« David und Kaeddong traten auf den Absatz einer weiteren Treppe. Ein übler Gestank schlug ihnen entgegen. Über einen Seilzug beförderte der Koreaner den Bücherschrank wieder in seine alte Position zurück.
    Nun ging es in den Abwasserkanal hinab. Es musste sich um einen Nebenzweig des unterirdischen Systems handeln, denn der Tunnel war sehr schmal. Zur Abwehr der Fäkaliengerüche hielt sich David ein Taschentuch vor Mund und Nase, sein koreanischer Begleiter stapfte ungeschützt voran. Wenig später stieß Kaeddong eine Stahltür in der linken Backsteinwand auf und die beiden betraten einen ungefähr vier mal sechs Meter großen Raum.
    »Nicht gerade komfortabel, aber zum Überleben wird’s reichen«, kommentierte der Schwarzhändler das trostlos wirkende Versteck. Der Fußboden bestand aus

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