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Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer

Titel: Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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getan.«
    »Er hat aber ein Gewehr«, merkte Phillihi an.
    »Das liegt noch in der Tugend«, erinnerte sich Kaeddong. »Und es wäre schön, wenn du das den netten Onkels, die gleich kommen werden, nicht gerade auf die Nase bindest.«
    Wie sich schnell herausstellte, hatte der Kommandant des Torpedobootes präzise Anweisungen erhalten: keinen Lärm machen und keine unnötigen Verzögerungen. Als David dem Kapitän erst einmal gegenüberstand, lösten sich viele Probleme wie von selbst.
    »Wer ist der Oberbefehlshaber der Operation?«, fragte David selbstbewusst.
    Der Kapitän zögerte nur einen Augenblick. Er hatte das Gefühl, diesem weißhaarigen Mann, der sich als der UN-Berater Phil Claymore ausgewiesen hatte, alles anvertrauen zu können. »Das Kommando hat General Douglas Mac Arthur.«
    David musste unweigerlich schmunzeln. »Dough!«, gluckste er. »Wie klein doch die Welt ist!«
    »Sir?«
    »Vermutlich ist Funkstille angeordnet, Captain. Aber es wäre nett, wenn Sie dennoch dem Oberkommandierenden auf dem Flaggschiff eine Nachricht von mir übermitteln könnten. Richten Sie ihm bitte aus, Sie hätten soeben David Pratt aus dem Meer gefischt.«
    »Bitte, Sir?«
    Jetzt konnte sich David ein Lachen nicht mehr verkneifen. »Tun Sie’s einfach und ich verspreche Ihnen, Sie werden im Ansehen des Generals mindestens um drei Faden steigen.«
     
     
    Die Wiedersehensfreude war nicht ungetrübt. Davids Freundschaft mit dem General wurde von einer bitteren Erfahrung überschattet. General Douglas MacArthur hatte ihm fünf Jahre zuvor geheimnisvoll das Kommen eines bösen kleinen Jungen angekündigt, aber dessen wahre Natur ebenso verschwiegen wie den Zeitpunkt seiner Ankunft. Fast wäre David von Little Boy, der Hiroshimabombe, verdampft worden.
    Aber Erinnerung ist ein sehr elastischer Stoff – man kann ihn fast in jede gewünschte Form zerren. Aufgrund dieser oft unterschätzten Eigenschaft besaß der General ein ganz anderes Bild von jenem Mann, den er einst als Japankenner an seine Seite berufen und der, wie er felsenfest glaubte, den Tenno zur Kapitulation überredet und damit den Zweiten Weltkrieg beendet hatte.
    »Seien Sie mir gegrüßt, David«, dröhnte General MacArthur. »Ich hab’s nicht glauben wollen. Mein Gott, das gibt es einfach nicht! Aber Sie machen ja in bewährter Weise das Unmögliche möglich.«
    »Ich bin auch überrascht, Sie hier wieder zu treffen«, gestand David. »Obwohl es mich, je länger ich darüber nachdenke, immer weniger wundert. Sie planen eine Invasion – habe ich Recht?«
    »Das war ja nicht schwer zu erraten.«
    »Eine ganz ansehnliche Flotte haben Sie da zusammengebracht.«
    »Danke. Zweihundertdreißig Schiffe sind, zugegeben, ganz nett. Wenn es nach mir ginge, wären es noch ein paar mehr gewesen, aber wir mussten unsere Kräfte aufteilen. Es sind insgesamt fünf amphibische Landungsoperationen geplant.«
    »Und wo genau wird die Invasion stattfinden?«
    »Das ist geheim.«
    David lächelte. »Das alte Spiel. Kommen Sie schon, Dough. Wo sollen die Marines an Land gehen?«
    »Wir haben uns für Inch’on entschieden.«
    Davids Augenbrauen hoben sich. »Das wird aber kein Spaziergang, General. Ich war zuletzt Ende vorigen Monats dort. Die Küste um die Hafenstadt gleicht einer hohen Mauer.«
    »Und wie viele Verteidiger haben Sie gesehen?«
    »Schon komisch, kaum bin ich hier, machen Sie mich schon wieder zu einem Ihrer Spione.«
    »Das ist ein hässliches Wort, David. ›Berater‹ gefällt mir viel besser. Also: Ist der Küstenstrich um Inch’on schwer bewacht?«
    »Soweit ich das beurteilen kann, nicht. Anscheinend halten die Nordkoreaner eine Landung an dieser Stelle für unmöglich.«
    Der General steckte sich mit einem zufriedenen Grinsen eine Zigarre an. »Genau das habe ich auch gesagt. Unseren geheimdienstlichen Ermittlungen zufolge gibt es praktisch keine Verteidigungsanlagen rings um Inch’on. Wir werden es wie die alten Rittersleute machen.«
    »Wie bitte?«
    MacArthur stieß genüsslich eine blaue Wolke aus. »Unsere Marineinfanteristen sind mit Aluminiumleitern ausgerüstet. Die Ledernacken werden den Küstenwall erstürmt und einen Brückenkopf errichtet haben, bevor die roten Teufel aus dem Norden dreimal furzen können.« Der General schien in den letzten Jahren noch bissiger geworden zu sein.
    »Ich hoffe nur, der Krieg ist bald wieder zu Ende. In den vergangenen zwölf Monaten habe ich die Südkoreaner als gastfreundliche und offene Menschen kennen

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