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Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer

Titel: Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ihr kostbares Licht durch ein Bullauge in die Kajüte. Mit einem gereinigten und sterilisierten Ölpeilstab als Sonde tastete er sich zu dem Projektil vor. Es steckte erfreulicherweise nicht allzu tief im Hüftknochen. In Ermangelung geeigneter Greifwerkzeuge musste er einen tiefen Schnitt durch das Muskelgewebe vornehmen, um mit einer Rundzange an den Fremdkörper heranzukommen.
    Kaeddong hatte sein Versprechen wahr gemacht und schon bald einen Schlupfwinkel gefunden. Die Insel Haiyang Dao lag nur etwa fünfundsechzig Seemeilen von Yongamp’o entfernt. Der Schwarzhändler hatte versichert, dort würden sie vor den koreanischen Kommunisten sicher sein. Das stimmte. Die allgemeine Freude trübte einzig der Umstand, dass sich dieses Refugium fest in der Hand der chinesischen Kommunisten befand. Die Insel war der äußerste Vorposten von Mao Zedongs Riesenreich in der Koreanischen Bucht.
     
     
    Il erwachte erst am nächsten Tag wieder und brauchte fast zwei Wochen, um einigermaßen zu Kräften zu kommen. Phillihi umsorgte ihn wie eine Tochter den schwer kranken Vater.
    In der Nacht zum 13. September wagte die Mannschaft der Jadeprinzessin dann den Ausfall Unbehelligt erreichte die Dschunke das offene Meer und nahm Kurs auf die Hafenstadt Inch’on, genauer gesagt auf die Asan-Bucht, wo das Schiff neue Treibstoffvorräte aufnehmen sollte. Von dort aus wollte man einen noch nicht eroberten Teil der Halbinsel weiter im Süden erreichen. Sollte Choson bereits völlig eingenommen sein, würde man es bis zur japanischen Insel Tsushima schaffen müssen.
    Bis zum Treibstoffdepot waren es nicht ganz zweihundert Seemeilen. Wenn sie sich am Ruder ablösten, konnten sie in ungefähr vierundzwanzig Stunden die Grotte erreichen. So jedenfalls lautete Ils Schätzung. Doch es kam wieder einmal alles anders.
    Etwa vierzig Seemeilen westlich von Inch’on in stockdunkler Nacht fing das Herz der Jadeprinzessin plötzlich an heftig zu schlagen. Das Pochen alarmierte Il, der gerade in der Koje lag und nach Schlaf suchte. Der Skipper machte sich sofort an die Untersuchung seines Patienten. Er steckte in einer Luke, an Deck über ihm schwebten drei Köpfe und machten sorgenvolle Gesichter.
    »Er ist verreckt«, drang es von unten herauf.
    »Der Motor?«, fragte Kaeddong überflüssigerweise.
    »Kannst du ihn reparieren?«, erkundigte sich David.
    »Nicht ohne Ersatzteile, und die befinden sich in meinem Depot.«
    »Dann müssen wir eben segeln! Zwischen den Inseln hindurchzumanövrieren ist zwar… «
    »Pscht!«, machte David und hob den Kopf. »Könnt ihr das auch hören?«
    Der Schmuggler streckte den Kopf aus der Luke und lauschte. Mit einem Mal erstarrte er und stieß dann entsetzt hervor: »Ein Schiff! Ein Riesenpott. Er hält direkt auf uns zu.«
    Schwerfällig wegen der noch schmerzenden Verletzung und mithilfe seiner Freunde hievte sich Il aus dem Maschinenraum an Deck. Die vier lauschten und spähten in die Dunkelheit.
    Und dann sahen sie es. Ein Wall aus Stahl schob sich auf die Jadeprinzessin zu. Das mussten dutzende, wenn nicht gar hunderte von Schiffen sein.
    »Was ist das?«, flüsterte Kaeddong fassungslos.
    David wandte sich ihm benommen zu und erwiderte: »Die Zeitungen werden es vermutlich ›die Antwort der Weltgemeinschaft auf die nordkoreanische Aggression nennen. Sag einfach ›Invasionsflotte‹ dazu.«
    »Wir müssen Zeichen geben«, brach es plötzlich aus Il hervor. »Sonst pflügen die uns unter und bemerken es nicht einmal.«
    »Hast du ein Signallicht?«, fragte David ruhig.
    »Ja. Ich hole es.«
    Il stellte sich mit der kleinen Signallampe ans Heck der Jadeprinzessin. Vor ihm zogen bedrohlich die dunklen Rümpfe der Kriegsschiffe auf. Das Bild erinnerte an Don Quichotte im Kampf gegen die riesigen Windmühlenflügel.
    »Warum bist du nur so gelassen?«, fragte Kaeddong ärgerlich.
    »Die amerikanische Marine besitzt Radar. Sie werden uns längst entdeckt haben.«
    »Ist das sicher?«
    »Nein.«
    »Du machst mir Spaß!« Der kleine Schwarzhändler griff nach Phillihis Hand, als sei diese ein Schutzengelchen, das man nur berühren musste, um dem Ansturm von über zweihundert Kriegsschiffen zu entgehen. So groß nämlich war die Flotte, die ihr Boot nach und nach ringsherum eingeschlossen hatte.
    Bald löste sich aus dem Konvoi ein einzelnes kleines Torpedoboot und hielt direkt auf sie zu.
    »Signalisiere ihnen, dass wir unbewaffnet sind und einen Maschinenschaden haben«, rief David Il zu.
    »Habe ich längst

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