Der Kreis der Sechs
»Ich habe heute keine Mittagspause gemacht.«
Sie hatte den Klapptisch im Wohnzimmer für das Abendessen gedeckt, und während Duncan ihre Weingläser nachfüllte, warf sie die Spaghetti in den Topf mit kochendem Wasser und servierte dann die Salate.
»Sie kennen also Herb?«, fragte sie, nachdem sie zu essen begonnen hatten.
»Nicht so wahnsinnig gut«, sagte Duncan. »Aber ich war bei ein paar von seinen Weihnachtspartys hier im Haus.«
»Werden hier unter den Fakultätsmitgliedern viele private Kontakte gepflegt?«
»Durchschnittlich viele, würde ich sagen.« Er drehte seinen Kopf. »Warum erinnere ich mich an ein Esszimmer? Ich habe einen großen Tisch vor Augen, mit einem dampfenden Schmortopf voller schwedischer Fleischbällchen.«
Phoebe lachte, obwohl sie sich fragte, warum er so schnell das Thema wechselte.
»Das befindet sich hinter der Tür da drüben«, sagte sie und zeigte mit ihrem Kinn darauf. »Aber ich habe es zu meinem Büro gemacht. Herb benutzte das zweite Schlafzimmer in der oberen Etage für sich, aber es befindet sich unter der Dachschräge, und ich habe so ein klaustrophobisches Gefühl da oben.«
»Ich kann mir vorstellen, dass einiges in Lyle sich für Sie klaustrophobisch anfühlt. War es hart, Manhattan hinter sich zu lassen?«
»Definitiv ein wenig seltsam. Aber ich hatte das Gefühl, ich müsste da weg. Ich habe nach einem Ort gesucht, an dem ich nachdenken, mich sammeln kann, so etwas.« Sie lächelte und fühlte sich ein wenig befangen. »Und dann hat Glenda mir ein Angebot gemacht, dass ich nicht ablehnen konnte.«
»Jemand hat mir gesagt, dass Sie beide auf dasselbe Internat gegangen sind.«
»Mehr oder weniger.«
Er legte seinen Kopf schräg, mit einer Bewegung, die sagte: Bitte erklären. Er ist ein wenig wie ich, dachte Phoebe. Er mag es, unter die Oberfläche zu gehen.
»Glenda hat dort ihren Abschluss gemacht«, sagte sie. »Ich bin letztendlich nur bis zu meinem zweiten Jahr dort geblieben und habe den Abschluss dann in der Highschool meiner Heimatstadt gemacht.« Sie machte eine Pause. »Ich hatte Heimweh.«
Er verengte seine Augen und betrachtete sie.
»Sie erscheinen mir nicht wie die Art von Mädchen, das Heimweh bekommt.«
»Nun, ich hatte meine schwachen Momente im Leben«, sagte Phoebe. Sie blickte unwillkürlich weg und hätte sich dafür in den Hintern treten können.
»Was erstaunlich ist«, sagte Duncan, »ist die Tatsache, dass Sie und Glenda Freunde geblieben sind, nachdem Sie sich nur ein Jahr gekannt hatten, als sie – wie alt – fünfzehn waren?«
»Ich weiß. Aber sie hatte mir durch eine schwere Zeit geholfen, und wir haben eine ziemlich starke Verbindung aufgebaut. Wir haben uns eine Zeit lang auseinandergelebt – das war, bevor es Mobiltelefone und E-Mail gab. Aber direkt nach dem College landeten wir beide in New York – ich war im Zeitschriftengeschäft, und sie machte gerade ihren Doktor an der Colombia – und wir fingen an, wieder Zeit miteinander zu verbringen. Es war großartig, wieder Kontakt zu haben, und seitdem sind wir sehr enge Freundinnen geblieben.«
»Und sind Sie froh, dass Sie ihr Angebot angenommen haben?«
»Im Großen und Ganzen ja. Aber wie gesagt, ich vermisse die Stadt.« Sie lächelte. »Man bekommt keine Red-Velvet-Cupcakes in dieser Stadt. Aber gleichzeitig habe ich die Ruhe genossen, die Abwesenheit von Chaos. Und das Unterrichten hat mir etwas gegeben, worauf ich mich konzentrieren kann, abgesehen von meinem letzten Misserfolg.«
»Ich wette, die Kids finden Sie total faszinierend.«
»Oh, ja, aber nicht unbedingt in einer guten Weise. Da ist diese ganze Sache mit dem Meiden des heiklen Themas, mit der es fertigzuwerden gilt – sowohl bei den Studenten als auch bei den Fakultätsangehörigen.«
Er legte seinen Kopf schräg. »Was bedeutet?«
»Der ganze Skandal «, sagte Phoebe. »Die Plagiatsvorwürfe. Ich weiß, dass die Leute über mich reden, sobald ich in einen Raum komme. Ich fühle mich wie Jordan Baker in Der große Gatsby. Sie fragen sich alle, ob ich bei diesem Golfturnier wirklich betrogen habe.«
» Haben Sie?«, fragte er und hielt ihren Blick fest. Es war das erste Mal, dass sie das so unverblümt gefragt worden war, und sie fand es merkwürdigerweise reizvoll.
»Nein«, sagte sie und schüttelte mit einem kläglichen Lächeln den Kopf. »Eine freiberufliche Rechercheassistentin hatte einige Recherchenotizen falsch benannt. Und doch …«
Er sagte kein Wort, blickte sie nur an. Er
Weitere Kostenlose Bücher