Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kreis der Sechs

Der Kreis der Sechs

Titel: Der Kreis der Sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate White
Vom Netzwerk:
derjenige, der den Blick abwandte, so, als würde er seine Gedanken ordnen, aber sie wusste aus Erfahrung, dass Menschen den Augenkontakt abbrechen, wenn die Worte der anderen Person sie überrumpelt haben.
    »Etwa zweieinhalb Jahre«, sagte er und blickte wieder zu ihr zurück. »Und es war ziemlich gut. Es ist einfach nicht die Art von Ort, wo ich mich selbst gesehen hätte.«
    »Ich habe gehört, dass es heutzutage schwer ist, einen Job an einer Hochschule zu bekommen.«
    »Das war nicht wirklich der Grund.« Er klang ernst. »Dann nehme ich an, die Gerüchteküche am College hat meine persönliche Geschichte noch nicht aufgetischt.«
    Sie fühlte plötzlich einen Anflug von Angst, obwohl sie nicht sicher war, warum. »Nein«, sagte sie.
    »Die Eltern meiner früheren Frau stammten aus Lyle. Bei ihr wurde vor zwei Jahren fortgeschrittener Brustkrebs diagnostiziert, und sie wollte zum Sterben hierher zurückkommen. Ich habe vorher an der Northwestern gelehrt – wir lebten in Chicago –, und glücklicherweise ergab sich hier eine offene Stelle am College, nicht lange nachdem wir hierher zurückgezogen waren.«
    Phoebe wurde klar, dass sie den Atem angehalten hatte. Sie atmete langsam aus.
    »Und?«, fragte Phoebe zögernd.
    »Sie starb vor fünfzehn Monaten. Doch ironischerweise nicht am Krebs. Sie war im letzten Stadium, als sie beim Lesen in der Badewanne einschlief und ertrank.«

7
    Phoebe erwachte kurz nach drei mit einem Ruck, während ihre Herzschläge durcheinanderstolperten. Ein Geräusch, so schien es, war in ihren Traum eingedrungen, aber jetzt konnte sie nichts mehr hören. Sie richtete sich mühsam im Bett auf, lauschte, strengte die Augen an, um im schwachen Glühen des Nachtlichtes etwas zu sehen.
    Dann hörte sie es erneut. Etwas huschte über das Dach. Es ist nur ein Eichhörnchen, sagte sie sich, eines aus der Gruppe, die sie manchmal in dem kleinen Garten hinter dem Haus sah. Bitte mach nur, dass die verdammten Dinger nicht auf den Dachboden gelangen, betete sie. Sie knipste ihre Nachttischlampe an und wartete, dass ihre Augen sich an die Lichtverhältnisse anpassten. Aus irgendeinem Grund war sie unerträglich durstig. Sie warf die Bettdecke beiseite und tappte nach unten.
    Sie legte den Lichtschalter in der Küche um. Helles Licht von der Deckenlampe erfüllte den Raum, als würde ein Blitz aufleuchten. Sie goss sich ein Glas Wasser aus dem Krug ein, den sie aus dem Kühlschrank geholt hatte, und setzte sich an den kleinen Holztisch. Draußen drängte sich die Nacht an die Küchenfenster. Plötzlich fühlte sie sich ungeschützt, all die Dunkelheit da draußen verursachte ihr Unbehagen, also nahm sie das Wasser mit nach oben. Während sie es sich wieder im Bett bequem machte, den Rücken an das Kopfende gelehnt, ging sie den Abend im Geiste noch einmal durch.
    Das, was Duncan gegen Ende des Abendessens offenbart hatte, hatte sie aus der Fassung gebracht. Sie hatte sich ausgerechnet, dass er irgendwann verheiratet gewesen sein musste und jetzt geschieden war, dass er vielleicht sogar irgendwo Kinder hatte. Das Letzte, was sie erwartet hatte, war eine Ehefrau, die tot in der Badewanne gefunden wurde.
    »Es tut mir so leid«, hatte sie gesagt. »Die letzten paar Jahre müssen sehr hart gewesen sein.«
    Er verzog seinen Mund zu einer Seite. »Ja«, sagte er. »Und doch nicht in genau der Weise, wie man es erwarten würde. Allison und ich hatten uns, nur ein paar Tage bevor ihr Krebs diagnostiziert wurde, geeinigt, dass wir uns scheiden lassen würden. Die Ehe war zu einer Katastrophe geworden. Aber ich wollte im letzten Jahr ihres Lebens bei ihr bleiben. Außerdem war ich derjenige mit der Lebensversicherung.«
    »Das war eine gute Tat«, sagte Phoebe.
    »Ein Teil von mir dachte tatsächlich, dass die Dinge zwischen uns besser werden könnten, angesichts der neuen Umstände, aber ich fürchte, das ist nicht geschehen.« Er zeigte ein kleines Lächeln. »Und wie Sie sich vorstellen können, sind meine Erfahrungen als Witwer ziemlich seltsam. Die Leute sehen mich mitleidig an, weil sie denken, dass ich die Frau verloren habe, die ich liebte. Das soll nicht heißen, dass ich nicht getrauert hätte, aber meine Erfahrung war nicht so, wie die Leute annehmen.«
    »Wie viel … früher starb sie, als wenn sie durch den Krebs gestorben wäre?«
    Die Frage ging vermutlich weiter, als sie hätte gehen sollen, aber Phoebe hatte das Gefühl, dass sie es wissen musste. Und er hatte die Tür geöffnet.
    »Ein

Weitere Kostenlose Bücher