Der Kreuzfahrer
Flotte, denn die großen Schiffe sollten die schwere Ausrüstung transportieren und uns unterwegs mit Proviant versorgen. Da unsere rechte Flanke also von der Flotte geschützt wurde, brauchten wir uns nur um die linke zu kümmern.
Ehe wir aufbrachen, rief Robin all seine Offiziere zusammen und gab unsere Befehle aus. »Wir ziehen nach Jaffa, achtzig Meilen südlich von hier und der Jerusalem am nächsten gelegene Hafen«, erklärte Robin, als sein Führungsstab in einem lockeren Kreis um ihn versammelt war. »Das wird kein leichter Marsch. Wir müssen Jaffa einnehmen, wenn wir Jerusalem erobern wollen, und Saladin wird natürlich versuchen, uns aufzuhalten.« Er blickte sich im Kreis um und vergewisserte sich, dass alle ihm aufmerksam zuhörten. »Unsere Marschposition ist weit hinten in der mittleren Division. Die Kavallerie formiert sich im Zentrum, links und rechts abgeschirmt von der Infanterie – Bogenschützen und Spießträger. Wir bleiben zusammen. Wir marschieren alle zusammen, das kann ich nicht oft genug betonen. Nachzügler werden höchstwahrscheinlich von Saladins Reitern niedergemacht. Wenn euch also euer Leben lieb ist, seht zu, dass ihr nicht zurückfallt, ist das klar? Die Infanterie hat die Aufgabe, die Kavallerie zu schützen. Irgendwann im Verlauf dieses Marsches werden wir auf Saladins Hauptstreitmacht treffen, und um ihn zu schlagen, müssen unsere schweren Reiter in bester Verfassung sein. Deshalb sage ich es noch einmal: Die Bogenschützen und Spießträger dienen als Schutzschild gegen die leichten Reiter der Sarazenen. Es ist ihre Aufgabe, unsere schwere Kavallerie zu schützen, um jeden Preis. Sir James de Brus hat die meiste Erfahrung mit unserem Gegner, also sollten wir ihn dazu hören. Sir James …«
Der Schotte runzelte die Stirn und räusperte sich. »Den wenigen eingegangenen Berichten zufolge führt Saladin zwanzig- bis dreißigtausend Mann, hauptsächlich leichte Kavallerie, aber auch zweitausend nubische Schwertkämpfer aus Ägypten und einige tausend Berber, hervorragende Kavallerie – größtenteils Lanzenreiter. Allein zahlenmäßig ist er uns überlegen, doch sein größtes Kontingent, die leichte türkische Reiterei, ist im Kampf Mann gegen Mann schwächer als unsere Ritter. Sie sind schnell, viel schneller als unsere Schlachtrösser, aber nur leicht gerüstet, und ihre kurzen Bögen gebrauchen sie vom Sattel aus. Des Weiteren tragen sie Säbel oder Scimitar, leichte Lanzen und Streitkolben. Im Kampf Mann gegen Mann wären unsere Ritter ihren Reitern immer überlegen, aber so kämpfen sie nicht. Sie stellen sich keinem direkten Kampf gegen einen einzelnen Feind.«
Jemand brummte: »Dreckige Feiglinge«, und Sir James verstummte und funkelte die harten Männer an, die ihn im Kreis umstanden. »Diese Männer sind keine Feiglinge«, sagte er. »Ihre
Taktik
besteht darin, nah an den Feind heranzureiten, ihre Pfeile abzuschießen, möglichst viele Gegner zu töten und wieder davonzureiten, ehe sie angegriffen werden. So erleidet der Feind Verluste, sie selbst aber nicht. Das ist keine Feigheit, sondern schlichte, praktische Vernunft. Und wenn sie einem christlichen Ritterheer gegenüberstehen, bedienen sie sich einer weiteren Taktik: Sie setzen dem Feind mit ihren Pfeilen zu und versuchen, ihn zum Angriff zu provozieren. Wenn unsere Ritter dann angreifen, zerstreuen sich die Türken in alle Himmelsrichtungen, und die schwere Kavallerie läuft plötzlich ohne Ziel ins Leere. Stellt euch einen großen Mann vor, der versucht, einen Wespenschwarm mit der Faust zu schlagen. Unsere Ritter verlieren die Formation, die Wucht der Attacke ist verpufft, und die einzelnen über das Feld verstreuten Ritter werden dann von einem Dutzend ihrer leichten, schnellen Reiter eingekreist und getötet.«
Nun übernahm Robin wieder die Einweisung. »Also greifen wir sie nicht an. Unsere Kavallerie geht erst dann zum Angriff über, wenn wir sicher sind, dass wir ihre Hauptstreitmacht mit voller Wucht treffen und niedermachen können. Wenn sie uns angreifen, müssen die Fußsoldaten die Attacke auffangen. Unsere Bogenschützen werden sich natürlich aus der Distanz dafür rächen, aber die Spießträger müssen standhalten und einstecken.« Robin lächelte kalt. »Aber ich habe nicht nur schlechte Neuigkeiten für unsere Fußtruppen«, fuhr er fort. »Wir teilen sie in zwei Kompanien auf, die sich tageweise abwechseln werden. An einem Tag verteidigen sie also die linke Flanke unserer Kavallerie,
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