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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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nicht wahrhaftig lieben, wie eine Frau liebt – mit ganzem Herzen. Doch so hat Gott euch in Seiner Weisheit erschaffen.«
    Ich suchte Robin in seinem Palast am Hafen auf und sank vor ihm auf ein Knie nieder. Auf dem Weg dorthin hatte ich mir meine Worte zurechtgelegt, doch als ich meine kleine Rede hielt, erkannte ich, dass sie nicht halb so eloquent klang, wie ich gehofft hatte, und nicht annähernd so aufrichtig. Zum Schluss flehte ich ihn an, mir all die hässlichen Dinge zu verzeihen, die ich während des Überfalls auf die Karawane gesagt hatte. Wäre ich nicht vom Fieber wie von Sinnen gewesen, erklärte ich, hätte ich niemals so gesprochen.
    »Das bezweifle ich stark«, entgegnete Robin kühl. »Fieber hin oder her, ich glaube, dass du jedes dieser Worte genau so gemeint hast. Ich glaube außerdem, dass ich dir helfen soll, Sir Richard Malbête zu töten, und dass du nur deshalb hier vor mir kniest und mich unterwürfig um Verzeihung bittest. Wie dem auch sei – schieben wir es auf das Fieber, wenn das dein Wunsch ist. Aber eines sage ich dir: Solltest du jemals wieder so mit mir sprechen – ob fiebernd oder gesund –, werde ich dich für deine Unverschämtheit am Spieß braten lassen. Und jetzt geh und packe deine Sachen, wir brechen morgen auf. Dieser heilige Kreuzzug« – das klang ein wenig höhnisch – »setzt sich nach Jerusalem in Marsch.«
    Ich wandte mich zum Gehen, doch er hielt mich zurück und sagte in einem anderen, leiseren Tonfall: »Alan, es tut mir aufrichtig leid, was deiner Nur widerfahren ist.« Ich schwieg lieber, denn ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen, und ich hatte einen Kloß in der Kehle. »Wenn ich irgendetwas tun kann …« Dann seufzte Robin und fuhr fort: »Alan, vor einer Weile glaubtest du zu wissen, wer versucht hat, mich zu ermorden. Sei so gut und nenn mir seinen Namen.«
    Ich wandte mich zu meinem Herrn um. Seine silbrigen Augen blickten durchdringend in meine und drängten mich, ihm zu sagen, was ich wusste. Ich zuckte mit den Schultern und fuhr mir über das nasse Gesicht. »Ich dachte, es sei Will Scarlet gewesen, mit Hilfe von Elise, die jetzt seine Frau ist«, erklärte ich, blickte zu Boden und schniefte laut.
    Robin dachte eine Weile darüber nach und tippte sich dabei mit dem Zeigefinger ans Kinn. »Ja, das kann ich mir vorstellen«, sagte er schließlich. »Er war wütend, weil ich ihn bestraft und degradiert habe, obwohl er es verdient hatte. Ich habe ihn vor seinen Männern gedemütigt, was möglicherweise ein Fehler war. Und er hatte stets uneingeschränkt Zugang zu meinen Gemächern. Sie liebt ihn und versteht sich auf die Naturkunde, auf Schlangen und Giftpflanzen. Ja, ich kann mir durchaus vorstellen, dass die beiden mich ermorden wollten.«
    »Aber es ist weder Will noch Elise«, sagte ich tonlos. Robin starrte mich an, und seine Augen glitzerten gefährlich. »Treib keine Spielchen mit mir, Alan. Ich warne dich.«
    »Sie können es nicht sein, weil sie an dem Tag, nachdem wir Akkon eingenommen hatten, mittags getraut wurden. Zu der Zeit, als jemand Trümmer der Stadtmauer auf Euch herabstürzen ließ. Ich habe Elise nach dem genauen Tag und der Uhrzeit ihrer Trauung gefragt, und Pater Simon hat ihre Angaben bestätigt. Als Ihr angegriffen wurdet, standen sie im Süden von Akkon unter einem Kirchenportal, mit einem Dutzend Zeugen. Sie können es nicht sein.«
    »Also schön«, sagte Robin enttäuscht. »Aber du wirst weiterhin Nachforschungen anstellen?« Ich nickte. »Wenn du mir den Namen des Schuldigen nennst, werde ich dir deine unbeherrschten Worte von neulich ein für alle Mal verzeihen, und ich werde dir helfen, Malbête zu vernichten, so schnell du willst«, fuhr er fort. Das war ein gutes Angebot, und wir besiegelten die Abmachung mit einem Händedruck. Trotz allem, was ich nun über ihn wusste, stellte ich überrascht fest, dass der Mann noch immer einen Platz in meinem Herzen hatte – habgieriges, gottloses, mordlüsternes Ungeheuer, das er war.
     
    Die Armee sammelte sich am nächsten Tag auf der Ebene vor den Toren Akkons, wo Malbête und seine Männer zwei Tage zuvor so viele Unschuldige ermordet hatten. Man hatte riesige Fässer voll Sand vom Strand heraufgebracht und über die blutigsten Stellen verteilt, doch der Gestank des Gemetzels hing in der Luft wie ein Fluch.
    Als ich am Morgen meine Sachen zu den Stallungen geschleppt hatte, war ich zu meiner Freude meinem Freund Ambroise begegnet, dem dicken Trouvère.

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