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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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italienischen Armbrustschützen mit ihren Waffen über der Schulter sangen beim Marschieren. Die Nachhut bildete eine weitere Zweierreihe Ritter. Die Formation diente dem Zweck, die Ausrüstung auf den Karren zu verteidigen, und dafür war sie klug zusammengestellt. Wäre sie jedenfalls gewesen, wenn sich nicht diese gähnende Lücke zwischen der dritten Division und der restlichen Armee aufgetan hätte. Die Franzosen schienen es nicht eilig zu haben, aber ich erkannte deutlich, wo das eigentliche Problem lag: Die Ochsenkarren waren zu langsam. Obwohl sie nur im Schritt ritten, mussten die Ritter der Vorhut immer wieder anhalten und warten, bis die großen Wagen zu ihnen aufgeholt hatten. Und jedes Mal, wenn sie das taten, öffnete sich die Lücke in unserer Kolonne wieder ein Stück weiter.
    »Alan«, sagte Robin, »reite nach vorn zum König und berichte ihm, wie es hier aussieht. Sag ihm, dass wir Gefahr laufen, die Franzosen abzuhängen, und dass wir langsamer marschieren müssen. Na los, beeile dich. Diese Sarazenen-Reiter da drüben gefallen mir gar nicht.«
    Ich lenkte Ghost zwischen zwei von Little Johns Spießträgern hindurch und gab ihm dann die Sporen. Während ich auf der linken Seite die Kolonne entlanggaloppierte, blickte ich nach Osten und sah, was Robin Sorgen bereitete. Ein Strom von Reitern, Hunderte, vielleicht Tausende, ergoss sich etwa auf Höhe unserer Abteilung aus den Hügeln in die Ebene herab. Sie hielten auf die Lücke in unserem Zug zu. Wenn sie zwischen den Hauptteil unserer Armee und die Franzosen gelangten, konnten sie den Tross umzingeln und die dritte Division in aller Ruhe niedermetzeln. Ich senkte den Kopf und raste so schnell, wie Ghost mich tragen konnte, auf das königliche Banner zu, einen rot-goldenen, im Wind flatternden Tupfen eine halbe Meile vor mir. Es kam mir vor, als seien nur wenige Augenblicke vergangen, bis ich keuchend und schwitzend wie ein Sklave den Rittern des königlichen Gefolges zuschrie, sie sollten mich passieren lassen, und dann plötzlich den König vor mir hatte. Er sah älter aus als am Strand von Zypern, wo ich ihn zuletzt aus nächster Nähe gesehen hatte – verhärmter, und ich würde seinen Sorgen gleich eine weitere hinzufügen.
    »Hoheit, respektvolle Grüße vom Earl of Locksley, und ich soll Euch berichten, dass die Franzosen und der Tross immer weiter zurückfallen. Wir müssen langsamer marschieren, sonst verlieren wir sie. Außerdem ist offenbar eine große Reitertruppe der Sarazenen im Begriff, sich zwischen uns und die dritte Division zu drängen.«
    »Bei Gott! William, Roger, Hugh, ihr drei kommt mit mir. Die Übrigen halten die Kolonne in Bewegung. Blondel!« Ich lächelte vor Freude, als der König mich mit dem Spitznamen ansprach, den er mir persönlich gegeben hatte. »Wie viele Reiter hat Locksley, etwa achtzig, nicht wahr?« Ich nickte zustimmend. »Schön, dann wollen wir mal sehen, ob sie auch etwas taugen.«
    Der König, seine drei tapfersten Ritter und ich jagten Kopf an Kopf die Kolonne entlang zurück, und bald erkannte ich, dass es bereits zu spät war. Drei- oder vierhundert Sarazenen galoppierten auf ihren struppigen kleinen Pferden in lockerer Formation schnurstracks auf die französische Vorhut zu. Alle hielten diese kurzen Bögen in Händen, und wir sahen, wie sie die erste Wolke von Pfeilen abschossen. In hohem Bogen segelten sie durch die Luft, sanken herab und trafen klappernd auf die Schilde und Kettenpanzer der Ritter. Ohne ihre Pferde zu zügeln, zogen die Sarazenen neue Pfeile aus Köchern an ihren Sätteln, legten ein und schossen, wieder und wieder. Bass erstaunt, sah ich, dass sie in noch schnellerer Folge schießen konnten als unsere Bogenschützen aus dem Sherwood, und das vom Rücken eines galoppierenden Pferdes aus! Die französischen Ritter hatten ihre Lanzen eingelegt und trabten ihnen entgegen. Als ich sicher war, dass die Sarazenen jeden Augenblick auf die Linie der Ritter prallen mussten, schwenkten sie seitlich weg, rasten an der Flanke der Division entlang und schossen weitere Pfeile ab, die Pferde und Menschen aus nächster Nähe durchbohrten. Dann ritten sie einen Bogen, drehten sich in den Sätteln um und schossen eine letzte Salve auf die Franzosen ab, ehe sie dorthin zurückritten, woher sie gekommen waren. Das war eine erstaunliche Darbietung reiterlicher Kunst, und ich bezweifelte, dass irgendjemand in unserer Armee ihnen in dieser Hinsicht gewachsen wäre.
    Als sie von den Rittern

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