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Der Kreuzfahrer

Der Kreuzfahrer

Titel: Der Kreuzfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angus Donald
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Manöver, das ich brauchte – einen mit der Rückhand geführten Streich, an dessen Ende sein Körper ungedeckt sein würde. Und als ich ihn kommen sah, verteidigte ich mich nicht mit dem Schild, sondern duckte mich unter seinem Hieb hindurch, riss den linken Ellbogen hoch und warf mich auf ihn. Er bewegte sich bereits wieder vorwärts, und ich rammte ihm das spitz zulaufende Ende des Schildes von unten gegen das Kinn. Es traf mit der Wucht meines ganzen Körpers auf seinen Adamsapfel. Sein Kehlkopf explodierte mit einem klebrigen Schmatzen, die Luftröhre kollabierte, und er riss die wilden Augen auf und fiel vor mir auf die Knie. Mit beiden Händen griff er nach seinem zerschmetterten Kehlkopf, unfähig, zu atmen oder zu begreifen, was geschehen war. Ich sprang an ihm vorbei, holte mit dem Schild aus und ließ den harten Holzrahmen wie eine Axt auf seinen Nacken niedersausen. Knochen knackten, sein Kopf baumelte nach hinten, und er kippte auf den Boden. Seine Füße zuckten krampfhaft im Sand, und sein Kopf war in einem unnatürlichen Winkel zur Seite verdreht, der nur eines bedeuten konnte.
    Ich nahm mir nicht die Zeit, weiter nach ihm zu sehen, sondern lief zu dem bewusstlosen Waffenknecht hinüber, riss mein Schwert aus der sandigen Scheide, die halb unter ihm begraben war, und schlitzte ihm mit einer ruckartigen Bewegung die Kehle durch.
    »Oh, Alan«, sagte William, »das wa-wa-war ein unglaublich tapferer Kampf. Noch nie habe ich jemanden so ri-ri-ritterlich und kunstvoll kämpfen sehen.« Während ich da stand und keuchend zusah, wie das Blut des Mannes vor mir im Sand versickerte, nackt, aber mit einem blutigen Schwert und dem arg mitgenommenen Schild in Händen, fühlte ich mich weniger ritterlich als je zuvor in meinem Leben. Ich kam mir eher vor wie ein Krieger aus uralten Zeiten, einer dieser blaubemalten Kämpfer, die den Römern getrotzt hatten, ehe es die Normannen und ihre Reiterkrieger überhaupt gegeben hatte. Und dann war der Augenblick vorüber. Mein Herzschlag beruhigte sich, ich grinste William an und hob das Schwert zum Gruß.
    »W-W-Würdet Ihr mich bitte lo-lo-losbinden, Alan?«, sagte William. Ich trat einen Schritt auf ihn zu – und blieb unvermittelt stehen. Ich sah ihn mit neuen Augen. Irgendetwas an der Art, wie er gefesselt war, weckte eine vage Erinnerung in mir. Die Knie waren ihm auf die Brust geschnürt, die Hände vor den Schienbeinen an die Füße gefesselt. Er sah aus wie eine für den Ofen fertig verschnürte Weihnachtsgans. Und da wusste ich es. Ich hatte es schon seit einiger Zeit vermutet, aber jetzt war ich mir sicher. William war derjenige, der Robin ermorden wollte. Und jetzt wusste ich auch, weshalb er das seit Monaten versuchte.

Kapitel 20
    I ch starrte William ein paar Herzschläge lang an. Dann legte ich Schwert und Schild nieder und schlüpfte in Brouche und Unterhemd. Obwohl die Sonne schon unterging, war mir zu heiß und mein Körper zu zerschunden, um mich vollständig anzukleiden. Doch ich hob rasch meinen Schwertgürtel auf und schnallte ihn mir um die Hüfte, ehe ich mich neben meinen treuen Diener William kniete.
    Ein paar Augenblicke lang starrte ich ihn nur an, bis ich mir ganz schlüssig war. William blickte verwirrt drein und sagte dann: »Herr, bitte habt die Gü-Güte, mich loszuschneiden? Die Fesseln tu-tu-tun mir weh.«
    »Nenn mir erst deinen Namen«, verlangte ich.
    Er sah mich stirnrunzelnd an. »Aber, Herr, Ihr wisst doch, d-d-dass ich William heiße.«
    »Deinen vollständigen Namen. Nenn mir den Namen deines Vaters«, sagte ich kalt und dachte an Schlangen und Gift, herabstürzende Trümmer und Riesenspinnen.
    Er erwiderte meinen Blick, und langsam veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Seine sonst so hilfsbereite Miene – das typische Gesicht eines Dieners, unterwürfig, fröhlich, aufrichtig – versteinerte zu einer harten, leeren Maske. Er sagte nichts, sondern starrte mich nur mit uralten, vor Schmerz glühenden Augen in dem weichen Jungengesicht an.
    »Dein Name ist William Peveril«, sagte ich. Das war keine Frage. »Dein Vater war Sir John Peveril – und Robert Odo, jetzt der Earl of Locksley, hat ihn vor deinen Augen verstümmeln, demütigen und zum Krüppel schlagen lassen.«
    Er sagte immer noch nichts. In Gedanken versetzte ich mich drei Jahre zurück in eine Zeit, da ich nicht viel älter gewesen war als William jetzt. Ich erinnerte mich an einen großen Mann, der an den Waldboden gefesselt war, an das feuchte Knirschen

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