Der Kreuzfahrer
brav meine Schweine versorgt, jahrein, jahraus, komme, was da wolle. Ich hätte ihn niemals wegen ein paar Ferkeln erhängen lassen, und Robin ebenso wenig.
Das ist einfach eine Frage der Loyalität.
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Historische Anmerkungen
D ie Vorstellung von Robin Hood als Kreuzfahrer mag einem absurd vorkommen, aber mir erschien es nur logisch, dass ein illustrer Edelmann, ein einflussreiches Mitglied des anglonormannischen Kriegeradels, sich an einer der größten kriegerischen Unternehmungen seiner Zeit beteiligt haben müsste – freiwillig oder nicht. Vor und nach König Richards Aufbruch zur großen Pilgerfahrt, wie man den Dritten Kreuzzug damals bezeichnete, stand England unter dem Einfluss einer beinahe wahnhaften religiösen Inbrunst. Zehntausende Ritter von den Penninischen Alpen bis zu den Pyrenäen, von der Bretagne bis nach Bayern waren bereit, ihr Leben, ihren Reichtum und das Wohl ihrer Familien aufs Spiel zu setzen, um an etwas teilzuhaben, das ihnen als großes, heiliges Abenteuer erschienen sein muss. Ich glaube, es wäre geradezu bizarr gewesen, wenn mein fiktiver Earl of Locksley sich nicht in irgendeiner Weise daran beteiligt hätte.
Diese religiöse Hysterie war die Hauptursache für die schändlichen und abscheulichen Ereignisse, die sich Mitte März 1190 in York abspielten. Ein Mob bewaffneter Stadtbürger, aufgepeitscht von einem mysteriösen, weiß gewandeten Mönch, der sie mit Hasspredigten gegen die Juden aufhetzte, belagerte etwa einhundertfünfzig jüdische Männer, Frauen und Kinder, die im King’s Tower (heute Clifford’s Tower) von York Castle Zuflucht gesucht hatten.
Nach einer mehrere Tage dauernden, blutigen Belagerung wurde deutlich, dass die Juden, angeführt von Joshe von York und Rabbi Yomtob, sich nicht gefahrlos Sir John Marshal, dem Sheriff von Yorkshire, ergeben konnten. Am Samstag, dem 16 . März, beschlossen sie, lieber von eigener Hand zu sterben, als von einem Mob blutrünstiger Christen in Stücke gerissen zu werden.
Die von einem religiösen Wahn erfassten Einwohner von York wurden unter anderem von einem Ritter namens Sir Richard Malebisse angeführt. Mein fiktiver Bösewicht Sir Richard Malbête beruht natürlich auf dieser historischen Persönlichkeit, aber es ist mir wichtig, deutlich zu machen, dass die beiden nicht gleichzusetzen sind. Malebisse kam nicht während des Dritten Kreuzzuges um und fiel zwar 1190 nach dem Massaker von York in Ungnade, gelangte jedoch nach Richards Tod unter der Herrschaft König Johns wieder zu großem Einfluss. Es ist verzeichnet, dass er 1199 die Erlaubnis erhielt, eine Burg in Yorkshire zu bauen, und 1209 oder 1210 verstarb. Soweit ich weiß, gibt es heute noch mehrere lebende Nachfahren Malebisses.
Natürlich gibt es keinerlei Beleg für die Anwesenheit zweier christlicher Kämpfer unter den mutigen jüdischen Märtyrern von York – oder vielmehr, eines Christen und eines Robin Hood. Doch es ist das Vorrecht des Schriftstellers, seine fiktiven Helden in den Mittelpunkt jeder beliebigen historischen Katastrophe zu stellen und sie mehr oder weniger unversehrt daraus hervorgehen zu lassen.
Die tatsächlichen Ereignisse des Dritten Kreuzzuges haben sich ungefähr so abgespielt, wie ich sie in diesem Buch geschildert habe. Im Sommer 1190 vereinte sich der größte Teil von Richards Streitmacht in Vézelay mit den französischen Truppen. Sie marschierten gemeinsam nach Marseille, segelten nach Sizilien und überwinterten in Messina. Die Kreuzritter ließen sich von den Einheimischen provozieren, überfielen schließlich unter König Richards Führung die Stadt und plünderten sie. Das Verhältnis zwischen den beiden Königen Richard und Philip verschlechterte sich während dieses langen, untätigen Winters zusehends, und nachdem König Philip am 30 . März in See gestochen war, nur einen Tag, ehe König Richards Braut Berengaria in Messina eintraf, misstrauten die beiden Monarchen einander zutiefst. Richards riesige Armee folgte den Franzosen zehn Tage später, doch während Philip schon am 20 . April Akkon erreichte, wurde Richards Flotte von einem schweren Sturm nahe Kreta zerstreut. Die Schiffe seiner königlichen Damen ankerten schließlich schwer beschädigt vor Zypern, wo der selbsternannte Kaiser Isaak Komnenos ihnen Nahrung und Trinkwasser verweigerte.
Richards Angriff auf Limassol entsprach recht genau dem hier geschilderten. Er vertrieb den Kaiser vom Strand und durchbrach mit nur wenigen hundert Mann eine hastig
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