Der Kreuzfahrer
Arm, streichelte ihr seidiges schwarzes Haar und strich es glatt, von ihrem Kopf bis über den Rücken hinunter. Dabei stellte meine Hand fest, dass sie unter dem Umhang nackt war, und mir blieb gerade noch Zeit, William barsch hinauszuschicken, der uns von der Tür her angaffte. Ich wartete, bis er sich abgewandt und leise die Tür geschlossen hatte, ehe ich der brennenden Begierde nachgab, die seit so vielen Wochen in mir tobte, und die Lippen auf ihren weichen Mund presste.
Was kann ein alter Mann schon über die körperliche Liebe schreiben? Jede Generation glaubt, sie völlig neu entdeckt zu haben, und findet die geschlechtliche Vereinigung der Älteren schlicht grotesk. Jetzt mag ich alt sein, doch damals war ich es nicht, und ich habe die erste Liebesnacht mit Nur als die vielleicht schönste, bewegendste, wundersamste Nacht meines Lebens in Erinnerung.
Nach diesem ersten Kuss, der einem tiefen Schluck süßen Weines glich, fielen wir in unserer Leidenschaft übereinander her wie wilde Tiere. Sie riss mir die Kleider von Leib, und ich bestieg sie ohne jedes Zögern und genoss die einmalige Empfindung, als ich tief in sie hineinglitt. Hitze loderte in meinen Lenden, ihre Beine schlangen sich um meine Taille, die weichen Brüste pressten sich an meine Brust. Rasch wurde ich von einem Strudel der Lust hinweggerissen. Ich bäumte mich auf, pflügte vor und zurück und küsste sie, dass unsere Zähne zusammenstießen, wann immer ich ihren Mund finden konnte. Unerträglicher Druck baute sich in mir auf, ich wankte auf der Schwelle zur Explosion, jeder Stoß war noch köstlicher als zuvor, bis ich mich schließlich keuchend und bebend tief in ihr ergoss.
Diese Nacht währte nur einen Augenblick und wird mir auf ewig unvergesslich sein. Zeit war bedeutungslos, wenn ich bei ihr war, in ihr, neben ihr. In den Pausen, ehe wir uns ein weiteres Mal liebten, küssten wir uns lang und zärtlich, als trinke jeder von uns das Leben selbst von den süßen Lippen des anderen. Nachdem wir uns zwei Mal geliebt hatten, begann Nur, mir etwas von den Liebeskünsten zu zeigen, die sie in dem prächtigen Haus in Messina gelernt hatte. Mit Zunge und Fingern küsste und leckte und liebkoste sie mich an den geheimsten Stellen, brachte mich zur Ekstase und ließ sie wieder verebben, ehe es zu spät war. Immer wieder verschlug mir ihre schamlose, seidenglatte Sinnlichkeit den Atem, ihre Gelenkigkeit, das Geschick, mit dem sie mir auf jede denkbare Art Lust bereitete – darunter einige besonders reizvolle Praktiken, von denen ich mir nicht einmal hätte träumen lassen und die jeder Priester gewiss aufs schärfste verdammt hätte.
Vor Tagesanbruch lagen wir erschöpft und eng umschlungen da, und ich blickte in ihre unendlich tiefen dunklen Augen und genoss das Gefühl ihres schlanken, unaussprechlich kostbaren Körpers in meinen Armen. Wir sprachen nicht miteinander, denn mein Arabisch reichte noch kaum über höfliche Begrüßungsfloskeln hinaus, und Nur kannte nur diesen einen Satz Französisch, den Reuben ihr beigebracht hatte. Doch dieser Augenblick bedurfte keiner Worte. Wir lagen in unsere Liebe eingehüllt wie in einer Blase, im zärtlichen Blick des anderen geborgen.
Ich glaube, in diesen frühen Morgenstunden nach unserer ersten gemeinsamen Nacht, von der Stille des schlafenden Klosters umgeben und mit ihrem dunklen Kopf an meiner Schulter, erklomm ich einen Gipfel des Glücks, wie ich ihn seither nie wieder erreicht habe. Mein Körper fühlte sich leer an, und doch so voller Freude, mein Herz war leicht und ich zutiefst erschöpft.
Nach dieser wundersamen, magischen Nacht kam sie am nächsten Abend wieder zu mir, und auch am Abend darauf. William wurde ins Dormitorium verbannt, das er seinem Bericht zufolge mit einem Haufen schnarchender, furzender Waffenknechte teilte. Doch der Junge ertrug dieses Exil sehr tapfer, und ich ertappte ihn mehrmals dabei, wie er mich versonnen lächelnd betrachtete und sich über mein Glück freute.
Sir James de Brus erwähnte meine neue Situation mit keinem Wort, doch ich wusste, dass er davon wusste, und während ich meine Technik am Quintan und auf dem Übungsfeld verfeinerte, schien er mir ein wenig respektvoller zu begegnen. Eines Tages waren wir gerade mit unseren Übungen fertig, als ich bemerkte, dass Sir Robert of Thurnham und seine Ritter uns beobachtet hatten. Wir ritten zu ihm hinüber, und er begrüßte uns fröhlich.
»Du machst dich sehr gut, Alan«, bemerkte Sir Robert
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