Der Kreuzfahrer
zu, und er kam sofort zur Sache: »Sag mir, was wir bisher über die drei Mordversuche wissen …«
»Nun«, begann ich, »den ersten Versuch in Eurem Schlafgemach in Kirkton unternahm dieser Bogenschütze, Lloyd ap Gryffudd. Owain hat in Wales nachgeforscht und herausgefunden, dass einer von Murdacs Getreuen Lloyd die hundert Pfund in teutschem Silber versprochen hatte. Außerdem hat er damit gedroht, Lloyds Sohn umzubringen, wenn Lloyd Euch nicht tötet. Er selbst ist ja dabei umgekommen, aber seine Frau zu Hause in Wales hat Owains Mann bereitwillig alles gesagt, was sie wusste, aus Angst vor unserer Vergeltung. Owain hat ihr diese Ehrlichkeit mit einer Handvoll Münzen gedankt und sie und ihren Sohn nach Kirkton Castle geholt, wo sie in Sicherheit sind. Lloyd ist also tot, aber Murdacs Kopfgeld könnte jedermann, jeden Bogenschützen, Waffenknecht oder sogar einen Ritter dazu verleiten, es sich verdienen zu wollen.«
»Ich wünschte, ich könnte es mir selbst verdienen«, bemerkte Robin düster. Ich wusste, dass er kaum noch Geld hatte. Der König hatte ihm bisher keinen einzigen Shilling bezahlt, und das Geld, das Robin sich in England geliehen hatte, war beinahe aufgebraucht. Aber ich wollte jetzt nicht von den Attentaten abschweifen, also ignorierte ich seinen Einwurf und fuhr fort:
»Wer immer es ist, er muss Euch recht nahestehen, denn bei den folgenden Anschlägen mit der Schlange und den vergifteten Früchten hatte der Mörder offenbar leichten Zugang zu Eurem Privatgemach oder Eurem Zelt. Es muss jemand sein, dessen Anwesenheit dort keinerlei Aufmerksamkeit erregt. Das engt den Kreis immer noch nicht ein. So gut wie jeder, der in Euren Diensten steht, könnte einen Vorwand finden, hier hereinzukommen. Selbst wenn ihn jemand fragen sollte, was er hier zu suchen habe, könnte er einfach behaupten, er überbringe eine Nachricht von Owain, Little John oder Sir James, beispielsweise. Das hilft uns also nicht weiter.«
»Tja, damit ist ab sofort Schluss«, erklärte Robin entschieden. »Von jetzt an führt der einzige Weg, Kontakt zu mir aufzunehmen, mich zu sprechen oder zu sehen, über dich … und John, denke ich. Ich kann nicht glauben, dass John Nailor mich nach all diesen Jahren ermorden will. Nein, wenn er mich töten wollte, dann wäre ich bereits tot. Also«, fuhr mein Herr fort, »muss fortan jeglicher Kontakt zu mir über dich und John laufen. Ihr bringt mir mein Essen, das Keelie natürlich vorkosten wird …« Er lächelte auf die blonde Hündin hinab, die in ihrer Ecke zusammengerollt friedlich schlief. »Ihr bringt mir meinen Wein, überbringt sämtliche Befehle an meine Männer, und jeder, der mich sprechen will, redet erst mit dir oder John, und ihr sagt mir Bescheid. Wenn ich dieses Gemach verlasse, ist einer von euch beiden immer an meiner Seite. Verstanden?«
»Ja«, antwortete ich, »aber ist das alles wirklich nötig? Es wird sehr merkwürdig aussehen und den Männern nicht gefallen. Sie werden glauben, dass Ihr ihnen nicht mehr traut.«
»Es geht nicht anders«, sagte Robin. »Je schneller du herausfindest, wer der Mörder ist, desto eher können wir mit diesem Unsinn wieder aufhören. Hast du irgendeine Idee?«
»Ich habe das Gefühl, dass es eine Frau sein könnte«, sagte ich. »Und Murdacs Geld als alleiniges Motiv überzeugt mich auch nicht. Es könnte sehr wohl Sir Richard Malbête sein. In der Nacht nach der Eroberung von Messina bin ich ihm in der Stadt begegnet, und da hat er mir geschworen, dass er sich an Euch rächen würde – und an mir.«
»Malbête könnte es sein«, sagte er nachdenklich. »Aber dann hätte jemand anderes den Anschlag in Frankreich verüben müssen, denn die Bestie ist erst in Messina zu uns gestoßen. Könnten wir es tatsächlich mit drei Attentätern zu tun haben – einem in Yorkshire, einem in Frankreich und einem hier? Das kann ich mir kaum vorstellen. Es muss ein und dieselbe Person sein.« Er stützte das Kinn auf die linke Handfläche und starrte eine Weile ins Leere.
»Was bringt dich darauf, dass es eine Frau sein könnte?«, fragte Robin schließlich.
»Die Art der Anschläge«, antwortete ich. »Sie sind heimtückisch, lautlos, hinterlistig: eine Schlange im Bett, vergiftete Speisen – das ist nicht die Art eines Mannes, eines Kriegers.«
»Ich glaube, du hast eine überzogene Vorstellung von der Ehre unserer Männer«, entgegnete Robin lachend. »Und ich möchte ja nicht prahlen, aber die Aussichten, mich in einem Kampf Mann
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