Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
Gast Bier brachte, erzählte Magnus bescheiden, hier oben, wo die südlichen Wälder mit denen des Nordens zusammentrafen, gebe es genügend Bauholz, nämlich lange, gerade Kiefern. Damit boten sich ganz andere Baumöglichkeiten als beispielsweise unten am Fluss Lidan, wo meist Laubwald stand.
Sigrid hatte andere Schwierigkeiten, als sie ihre Verwandte Kristina herumführte. Die Stimmung zwischen ihnen konnte kaum mehr als unterkühlt sein, da Kristina inzwischen schon bei Priestern und dem König gezetert hatte, dass zumindest ein Teil von Varnhem ihr zukommen sollte und dass sie ihren Teil des Erbes wahrhaftig nicht an irgendwelche Mönche verschenkt hatte.
Doch es wäre unpassend gewesen, dieses Thema jetzt anzuschneiden, wo ihre Männer nicht anwesend waren. Wenn in dieser Sache etwas zu sagen war, geschah es am
besten, wenn alle, die ein Recht hatten, sich zu dem Problem zu äußern, in ein und demselben Raum versammelt waren.
Kristina musste sich eingestehen, dass alle die verschiedenen Werkstätten, die um den Hof herum emporgewachsen waren, einen tiefen Eindruck auf sie machten. Wegen des Geruchs gingen sie nicht ganz bis zur Gerberei hinunter, besuchten aber die Kochhäuser, die Steinmetzwerkstätten, die Schmieden, die Fassbinderwerkstatt und die Flachsspinnerei, bevor sie die Vorratskammern und eine der Behausungen der Leibeigenen besichtigten, wo sie ein buhlendes Paar überraschten, das sich aber nicht im Mindesten stören ließ. Sie riefen den verlegenen Leibeigenen nur ein paar aufmunternde Worte zu, als sie an ihnen vorbeigingen. Kristina ließ allerdings die scherzhafte Bemerkung fallen, zu Hause lasse sie mindestens jeden zweiten Leibeigenen entmannen, da diese Taugenichtse sich sonst zu stark vermehrten und zu viele neue Münder in die Welt setzten, die gestopft werden müssten.
Sigrid erklärte, sie habe mit dieser Sitte ein Ende gemacht. Nicht unbedingt wegen der Leibeigenen selbst, obwohl die diese neue Regelung natürlich sehr hoch zu schätzen wussten, sondern weil man gar nicht genügend Leibeigene haben konnte.
Das war eine Denkweise, die Kristina nicht verstehen konnte. Noch mehr Leibeigene, das bedeutete ja mehr Mäuler, die gestopft werden mussten, mehr Schlachttiere und mehr Getreide für die Mühle.
Sigrid versuchte, die Methode zu erklären: Umsiedlung, Urbarmachung von Boden und Freilassung in dem Tempo, in dem die Leibeigenen sich vermehrten. Das gab erhöhte Einkünfte in Form zusätzlichen Getreides
von den Neuanpflanzungen in jedem Jahr. Ebenso trug es übrigens dazu bei, dass die Leibeigenen sich beim Essen zurückhielten, wenn sie es selbst bezahlen mussten. Die Freiheit wussten sie so sehr zu schätzen, dass sie fast jedes Opfer brachten.
Kristina kicherte nur über diese verdrehten Gedanken. Es kam ihr vor, als sollte man Kühe auf die grüne Weide lassen, damit sie sich selbst melken, schlachten und am Ende sogar braten konnten. Sigrid gab schnell ihre Versuche auf, die Zusammenhänge zu erklären, und nahm Kristina schließlich zum Badehaus mit, wo einige Haus-Leibeigene vor dem Abend badeten.
Wasserdampf schlug ihnen in einer großen Wolke entgegen, als sie die Tür zum Badehaus öffneten und die winterliche Kälte auf die feuchte Wärme dort drinnen traf. Sobald sie wieder sehen konnten, staunte Kristina zum ersten Mal so sehr, dass sie es nicht verbergen konnte. Der Raum war voller nackter Leibeigener, die durcheinanderliefen und aus Eimern heißes Wasser in große Eichenzuber kippten. Manche saßen in den dampfenden Zubern. Sigrid trat an einen heran, zog eine Weibsperson hoch und ließ Kristina deren Haut betasten. »Die ist doch gesund und wohlgenährt, oder?«
»O ja, deine Leibeigenen sehen gut aus. Aber was hat es für einen Sinn, Leibeigene Holz verbrauchen zu lassen, als wären sie Leute von Stand? Das kann ich einfach nicht verstehen.«
Sigrid erklärte, es seien immerhin Hausknechte und Hausmägde, die die ganze Nacht lang den Braten wenden, das Fleisch auftragen, das Bier einschenken und den Abfall hinaustragen sollten. Ob es denn nicht angenehmer sei, saubere Leibeigene zu haben, die keinen Gestank verbreiteten? Kristina schüttelte den Kopf. Sie konnte
nicht umhin zu zeigen, wie verdreht sie diese Behandlung von Leibeigenen fand.
»Das steigt ihnen nur zu Kopf«, meinte sie.
»Sie haben schon was im Kopf«, entgegnete Sigrid mit einem Lächeln, das Kristina nur schwer deuten konnte.
Doch als am Abend das Gastmahl begann, war es ein schöner
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