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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kirche alles, was wir in Gebrauch gehabt und geschaffen haben.«
    Arn verstummte und versank in Grübelei. Er sah die Logik in Pater Henris Erklärung und war auch dankbar dafür, dass dieser es vorgezogen hatte, ihm alles mit niederen
irdischen Beispielen zu erklären, statt sich auf Theorien von Platon und dem heiligen Bernhard zu stürzen, etwa über verschiedene Menschenseelen in verschiedenen Stadien. Arn war aber trotzdem nicht zufrieden. Er hatte das Gefühl, als fehlte noch etwas in der logischen Kette. Immerhin konnte man sich fragen, weshalb Selbstbefleckung so schrecklich sein sollte. War sie vielleicht eine Art Völlerei der Seele? Oder nur etwas, was die Gedanken von Gott ablenkte? Es war ja wirklich unmöglich, wie er sich errötend eingestand, an Gott zu denken, während man es tat.
    Als Pater Henri sah, dass Arn offenbar alles verstanden und die einfachen Erklärungen zumindest weitgehend akzeptiert hatte, entschied Pater Henri sichtlich aufgemuntert, dass Arns Bußwoche jetzt in den Kochhäusern bei den Brüdern aus der Provence fortgesetzt werden sollte. Jedoch immer noch bei Wasser und Brot, was zwar gerade in den Kochhäusern eine sehr schwere Prüfung werden konnte, die aber zugleich stärkend für die seelische Willenskraft war.

    Die Kochhäuser waren der zeitintensivste Arbeitsplatz der ganzen Vitae Schola. Die Brüder, die auf den Feldern arbeiteten, gingen zur Vesper nach Hause; die Brüder, die in Schmieden, Spinnereien, in der Ziegelei, bei der Schafzucht, als Imker oder in den Kräutergärten und Gemüsebeeten arbeiteten, hatten bei ihrer Arbeit natürliche Pausen. Sie hatten Zeit für ihre Lektüre, ohne deswegen mit ihrer täglichen Arbeit ins Hintertreffen zu geraten.
    In den Kochhäusern jedoch gab es in vierundzwanzig Stunden nur zwei richtig ruhige, nämlich die zwei Stunden nach der Mitternachtsmesse, wenn die Feuer ausgegangen
waren und alles still und blitzblank geputzt dalag. Doch lange vor der Morgendämmerung begann die Arbeit von Neuem. Erst musste das Brot für den kommenden Tag gebacken werden. Danach füllten sich die Kochhäuser mit immer mehr Brüdern und Laienbrüdern. Die Stunden vor dem großen Mittagsmahl waren am intensivsten: Da arbeiteten zehn Brüder und Laienbrüder gleichzeitig und in großer Eile. Jeden Tag mussten nämlich zwischen fünfzig und sechzig Münder gesättigt werden, je nachdem, wie viele Brüder sich gerade auf Reisen befanden und wie viele Gäste zu bewirten waren. In den Kochhäusern herrschte Bruder Rugiero de Nîmes mit uneingeschränkter Macht. Unter ihm arbeiteten seine Brüder Catalan und Luis, die jedoch noch keine vollwertigen Mitglieder des Ordens waren, möglicherweise weil sie für ihre Studien nie genügend Zeit fanden.
    An dem Vormittag, an dem Arn sich zum Dienst einfand, sollte das Mittagsmahl aus Lammfleisch bestehen. Arn musste daher damit beginnen, zu den Schafhirten hinunterzugehen und zwei Jungtiere zu holen, die er in die Schlachterei neben den Kochhäusern führte. Die beiden Lämmer, die zehn Tage zuvor geschlachtet worden waren und deren Fleisch inzwischen gut abgehangen war, mussten im Kühlraum neben dem großen Kochhaus durch zwei frisch geschlachtete Tiere ersetzt werden, die wiederum in zehn Tagen auf den Tisch kommen konnten. Nur Barbaren aßen unabgehangenes Fleisch.
    Es gefiel Arn nicht, die beiden ahnungslosen Lämmer zu den Kochhäusern zu führen. Er hatte ihnen einen Lederriemen um die Hälse gelegt und zog sie mit leichter Hand hinter sich her, während er sie von Zeit zu Zeit lockte, wenn sie innehielten, um sich ein Grasbüschel zu schnappen, das ihnen besonders appetitlich erschien. Arn
fielen alle Gleichnisse in der Heiligen Schrift ein, die gerade das Verhältnis zwischen dem guten Hirten und seiner Herde schildern; gerade jetzt war er wahrlich kein guter Hirte.
    Als er das Schlachthaus erreichte, wurden die Tiere sofort von einem mürrischen Laienbruder in Empfang genommen, der sie ohne Federlesens an einem Hinterlauf aufhängte und ihnen die Hälse durchschnitt. Während das Leben aus den Tieren entwich und sie vor Schrecken die Augen verdrehten, holte der Laienbruder einen Schilfbesen und öffnete die Holzluke zu einem Wasserkanal, sodass das Blut von dem Ziegelboden weggespült wurde und in einem unterirdischen Abfluss verschwand. Als das erledigt war, trat ein weiterer Laienbruder ein, worauf die beiden Männer mit ihren Messern die Tiere schnell in etwas verwandelten, was mehr Ähnlichkeit mit

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