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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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also keine andere Lösung, und Gunvors Bitten halfen nicht im Mindesten. Ihr Vater hatte nur einmal versucht, sie zu trösten, nämlich mit der Versicherung, dass die Launen von Jungfrauen kämen und gingen, vor allem aber gingen sie vorüber. Wenn sie ihren ersten Kindern den Rotz von der Nase putzte, sei alles vergessen.
    Jetzt saß sie da in ihrem Brautkleid, während die Männer an den Tischen immer betrunkener wurden. Jedes Mal, wenn sie Scherze und anzügliche Bemerkungen über das Zubettgehen hörte, stach es sie wie mit Nadeln, denn alle wollten dabeisein und es mit ansehen. Als sie sah, wie seine Freunde ihrem sabbernden und vor Trunkenheit torkelnden künftigen Mann auf den Rücken klopften und unanständige Gesten machten, die etwa bedeuten sollten, er habe einen Schwanz so groß wie der eines Pferdes, überlief es sie abwechselnd heiß und kalt. Sie betete zu der Heiligen Jungfrau, sie sofort nach Hause zu holen, sie aus Gnade tot zu Boden fallen zu lassen, ohne dass es ein Selbstmord und damit Sünde sei. Sie möge sie auf diese Weise vor all dem Entsetzlichen erretten. Doch ihr war sehr wohl klar, dass die Mutter Gottes einem so sündigen Verlangen niemals entsprechen würde. Sie wusste, dass es
keine Hoffnung für sie gab und dass sie schon bald unrettbar von diesem sabbernden Alten entjungfert werden würde. Sie konnte nichts weiter tun, als gehorsam die Beine breit zu machen, wie es ihr die älteren Frauen beigebracht hatten.
    Doch als sie sah, wie die Nachmittagssonne sich draußen allmählich senkte und sich der Tag unerbittlich dem Abend zuneigte, sprach plötzlich die Mutter Gottes stark und klar in ihr. Mit einem wilden Schrei und einem einzigen langen und geschmeidigen Satz war Gunvor über den Tisch hinweg und auf dem Weg aus der Tür. Und als sie draußen war, raffte sie ihre Röcke und rannte, so schnell sie vermochte, davon.
    Drinnen beim Hochzeitsbier dauerte es eine Weile, bis die betrunkenen Männer begriffen, was geschehen war. Die meisten hatten aus verschiedensten Gründen nicht einmal gesehen, wie die Braut weggelaufen war. Doch dann nahm man sich zusammen und leitete auf unsicheren Beinen die Jagd nach der entlaufenen Braut ein, während irgendjemand - man brachte nie in Erfahrung, wer es war - laut schrie: »Brautraub, Brautraub, Brautraub!«
    Der betrunkene Haufen torkelte nach diesen Worten wieder ins Haus und holte Schwerter und Speere. Die Männer sattelten unbeholfen ihre Pferde, während besorgte Frauen der flüchtenden Braut nachspähten.
    Auf dem Weg aus Skara kam Arn in gemächlichem Tempo und mit knurrendem Magen angeritten. Er hatte es nicht eilig, da er erkannt hatte, dass die Nacht dunkel und ohne Mond und Sterne sein würde. Er musste sich irgendwo ein Nachtlager suchen, und somit bestand keine Hoffnung, vor der Mittagszeit des nächsten Tages in Arnäs anzukommen.

    Da rannte ihm plötzlich eine junge Frau mit unordentlicher Kleidung, wildem Blick und ausgebreiteten Armen entgegen. Er brachte sein Pferd zum Stehen und betrachtete sie, unfähig zu verstehen, was er sah, oder einen üblichen Gruß zu entbieten.
    »Rette mich, rette mich vor den Dämonen!«, schrie das Mädchen und fiel im selben Moment vor den Hufen von Arns Pferd ermattet zu Boden.
    Verwirrt und erschrocken saß Arn ab. Dass seine Nächste in Schwierigkeiten war, konnte er ohne Weiteres sehen, aber wie sollte er das junge Mädchen retten?
    Er kauerte sich neben den keuchenden Frauenkörper hin und streckte vorsichtig die Hand aus, um der Frau über das schöne braune Haar zu streichen, wagte es dann aber doch nicht. Da blickte sie zu ihm hoch und erwiderte seinen Blick. Ihr Gesicht erfüllte sich mit Glück, und sie begann, verwirrt von seinen sanften Augen zu sprechen, von der Heiligen Mutter Gottes, die ihr einen rettenden Engel geschickt hatte, und von anderen Dingen, die in ihm allmählich den Verdacht weckten, dass die junge Frau nicht ganz richtig im Kopf war.
    In dieser Stellung fanden die betrunkenen und zornigen Hochzeitsgäste die entlaufene Braut und ihren Brauträuber. Die ersten Männer, die jetzt absaßen, packten sofort die Braut, die herzzerreißend zu schreien begann, worauf man sie an Händen und Füßen fesselte und ihr einen Knebel in den Mund stopfte. Zwei Männer hielten Arn fest, indem sie seine Arme auf dem Rücken verschränkten und seinen Kopf nach vorn drückten. Er leistete keinen Widerstand.
    Dann erschien der Bräutigam höchstpersönlich. Man reichte ihm sofort ein

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