Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem
grausame Gedankenlosigkeit bestrafen, dass sie den ersten besten Mann als Brauträuber beschuldigt hatten. Das war tatsächlich ein abscheulich barbarisches Verhalten, besonders da die Leute dann das Recht zu haben meinten, den Mann, den sie auf der Straße angetroffen hatten, ohne Weiteres zu erschlagen. Andererseits waren die Gesetze in diesem Teil der Welt eben so, und die armen verwirrten Seelen hatten daher in gutem Glauben gehandelt.
Am unerträglichsten waren jedoch die selbstgerechten Vorstellungen des ungebildeten Kollegen, ihm sei vergönnt gewesen, ein Wunder zu schauen, da der Erzengel Gabriel hinter Arn gestanden und ihm bei jedem Schwertstreich geholfen habe.
Pater Henri brummte leise in sich hinein, dass der Erzengel Gabriel nicht Arn zu Hilfe geeilt wäre, sondern den verrückten Trunkenbolden, wenn er wirklich gesehen hätte, was da zu geschehen drohte. Doch laut sagte Pater Henri nichts Dergleichen.
Dieses eingebildete Wunder jedoch einfach abzutun, war insofern schwierig, als Dompropst Torkel jetzt um die Hilfe des Klosters bat, weil er seinen Bericht über das Wunder schön kalligrafiert zu sehen wünschte, solange seine Visionen ihm noch klar vor Augen standen und er sich überdies an die Namen sämtlicher Zeugen erinnerte.
Pater Henri antwortete zunächst ausweichend auf dieses Begehren und bat stattdessen um Aufklärung darüber, was die Gesetze hierzulande über Laienbruder Arns Verhalten sagten. Damit war Dompropst Torkel für eine ganze Weile von seiner Forderung nach Schreibhilfe abgelenkt.
»Die Gesetze besagen, dass auf frischer Tat ertappte Brauträuber zu Boden geschlagen werden dürfen; jedoch kein Unschuldiger, denn das wäre das Gleiche wie Totschlag.
Das Gesetz sieht vor, dass - wenn zwölf Mann beeiden, dass Arn unschuldig ist und sich ein Wunder ereignet hat - Arn beim Thing freigesprochen wird, falls es überhaupt so weit kommen sollte. Wenn jedoch die Sippe des Erschlagenen oder schlimmstenfalls die Sippen der beiden Erschlagenen beim Thing klagen wollen, ergibt sich die Frage, ob Arn irgendwelche Zeugen aufbieten kann, die zu seinen Gunsten aussagen und keine Ausländer sind. Hat Arn vielleicht irgendwelche Fürsprecher? Gehört er möglicherweise zu einem vornehmen Geschlecht?«
»Ja«, seufzte Pater Henri erleichtert. »Der Name des jungen Mannes ist Arn Magnusson zu Arnäs. Sein Vater ist folglich Magnus Folkesson, sein Onkel ist Birger Brosa zu Bjälbo, und auch Richter Eskil ist sein Verwandter. Der Knabe gehört zum Geschlecht der Folkunger, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob er selbst begreift, was
das bedeutet. Es dürfte also kein Problem sein, Männer zu finden, die für ihn aussagen.«
»Nein, wahrlich nicht! Gepriesen sei Gott!«, rief Dompropst Torkel aus. »Ich werde den Angehörigen schleunigst mitteilen, dass sie bei einem Thing keinen Erfolg zu erwarten haben. Umso besser, dann werden sie ja auch nichts dagegen haben zu bezeugen, dass der Wunderbericht wahr ist!«
Obwohl die beiden Gottesmänner jetzt eine sehr einfache Lösung eines rechtlichen Problems gefunden zu haben schienen, war ihnen höchst unterschiedlich zumute. Der Dompropst war glücklich, als schwebte er ein wenig über der Erde, denn sein Wunderbericht, über den er im Dom viel würde sagen können, würde von denen, die diese Kunst am besten beherrschten, auf Pergament kalligrafiert werden.
Pater Henri, der genau wusste, dass sich kein Wunder ereignet hatte, war erleichtert, weil Arn nicht mehr dem harten und blinden Gesetz des Westlichen Götaland zum Opfer fallen konnte. Er betrauerte jedoch Arns Schuld und seine eigene Sünde, denn ihm ging jetzt auf, dass er und Bruder Guilbert großen Anteil an dem hatten, was geschehen war.
»Kann ich jetzt sofort die Schreibhilfe bekommen, die diese große und wichtige Angelegenheit erfordert?«, fragte der Dompropst, von freudiger Erregung erfüllt.
»Ja, natürlich, Bruder«, erwiderte Pater Henri in erstaunlich gemessenem Tonfall. »Dafür werden wir gleich sorgen.«
Pater Henri rief einen der Schreiber zu sich und erklärte ihm auf Französisch - denn er war sicher, dass der ungebildete Dompropst diese Sprache nicht beherrschte -, dass es nur darauf ankam, die gute Miene zu halten,
einfach draufloszuschreiben und keine Einwände zu erheben, wie verrückt sich das Ganze auch anhören mochte.
Als der Dompropst mit jugendlich federnden Schritten und den Herrn laut preisend zum Skriptorium geleitet wurde, erhob sich Pater Henri schwer, um
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