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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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Turms sickerte das Licht, in allen Farben des Regenbogens gebrochen, ins Innere des Doms. Das Bild von Jesus Christus an einer der Turmwände war mit Gold und Silber überladen, als wäre der Herr ein irdischer Fürst gewesen. Das alles machte auf Arn einen vermessenen und unechten Eindruck. Er kniete nieder und betete erst um die Vergebung seiner Sünden und bat den Herrn dann, den Menschen zu vergeben, die sein Haus zu einer weltlichen Anhäufung von Götzenbildern und schlechtem Geschmack gemacht hatten.
    Doch als er sich erneut hinsetzte, strahlte der Kalkstein der kleinen Steinbank eine bemerkenswerte Wärme aus, als wollten die Steine zu ihm sprechen. Ihm kam der Gedanke, er hätte schon früher einmal dort gesessen, obwohl das nicht möglich war. Dann sah er seine Mutter vor sich, als käme sie ihm entgegen und lächelte ihn an. Doch die Vision verschwand schnell, als der Chor da vorn ein neues Kirchenlied anstimmte, das ihm in den Ohren weh tat.
    Der Chor sang zwar nur zweistimmig, doch es klang noch immer schauerlich, da der Vorsänger der zweiten Stimme die anderen ständig in die Irre führte. In dem Glauben, jetzt eine kleine gute Tat vollbringen zu können, trat Arn vor, stellte sich neben den Chor, übernahm
die zweite Stimme und sang sie richtig. Den Text kannte er von Kindesbeinen an.
    Domkaplan Inge, der den Chorgesang leitete, hatte erst das Gefühl, als hätte Gott sie, aller Dissonanzen überdrüssig, korrigiert. Doch dann entdeckte er, dass es ein kleiner Laienbruder aus Varnhem war, der direkt neben ihnen stand und ohne jede Schüchternheit ganz einfach die Leitung der zweiten Stimme übernommen hatte. Als sie mit dem Kirchenlied fertig waren, bei dem Arn sich eingemischt hatte, holte der Domkaplan ihn zu sich und stellte ihn mitten in den Chor, damit er ihnen bis zum Ende der Messe zur Verfügung stand.
    Hinterher wollten mehrere der Sänger Arn voller Eifer Fragen stellen, doch der Domkaplan nahm ihn rasch beiseite und führte ihn in die Sakristei. Dort strömte Licht durch zwei kleine Fenster herein, sodass man sich sehen konnte, wenn man sich miteinander unterhielt. Arn wurde aufgefordert, sich hinzusetzen, und erhielt einen Krug mit Wasser. Der Domkaplan scherzte, das sei eine nur geringe Vergütung für den schönen Gesang.
    Arn, der nicht verstand, dass dies ein Scherz war, wehrte sofort ab und sagte, er habe keinen Lohn dafür verlangt, im Hause Gottes zu singen. Auf die Frage nach seinem Namen erwiderte er, er heiße Arn von Varnhem.
    Der Domkaplan wurde jetzt sehr eifrig, da er einen Fund gemacht zu haben glaubte. Hier war ein junger Mann, der bei den Zisterziensern wohl nicht als vollwertiger Bruder aufgenommen werden konnte, den man aus irgendeinem Anlass hinausgeworfen hatte und der daher sicher als höchst willkommene Verstärkung dem Chor zur Verfügung stehen würde. Was immer man über die ausländischen Mönche sagen wollte, singen konnten sie,
und zwar so, dass selbst die Engel des Herrn hingerissen sein mussten, das war einfach nicht zu leugnen.
    Da noch niemand mit Hintergedanken zu Arn gesprochen hatte, verstand er nichts vom Sinn all der Fragen, mit denen ihn der übereifrige Domkaplan nun überschüttete.
    »Du hast Varnhem also verlassen, um nach Hause zurückzukehren? Aha, und wo liegt dein Zuhause? Und was tun deine Eltern? Ach, deine Mutter ist tot? Friede ihrem Angedenken und ihrer Seele ewige Seligkeit. Aber dein Vater, was tut der? Arbeitet er wie alle anderen im Schweiße seines Angesichts, also in der Landwirtschaft? Ist er Pachtbauer oder Freigelassener?«
    Arn antwortete nach bestem Vermögen, ohne zu lügen - außer auf die scherzhafte Frage, ob sein Vater reich sei, was er leugnete, da er das Wort »reich« als etwas Schändliches betrachtete und von seinem eigenen Vater nichts Schändliches denken wollte. Und was die Worte »Pachtbauer« und »Freigelassener« zu bedeuten hatten, wusste er nicht, obwohl er bezweifelte, dass sein Vater so etwas war.
    Für den Domkaplan stand jedoch schon nach kurzer Zeit alles fest. Hier war der Sohn eines armen Mannes, der in der Landwirtschaft hart schuftete, vielleicht ein freigelassener Leibeigener, der zu viele Mäuler stopfen musste und versucht hatte, zumindest eins davon in einem Kloster loszuwerden. Und jetzt wollte der junge Mann nach Hause, dazu in einem Alter, in dem der Hunger am größten war, obwohl er kaum zu mehr als zum Sprechen des Tischgebets taugte. Hier bot sich eine Gelegenheit, für alle Beteiligten

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