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Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem

Titel: Der Kreuzritter - Aufbruch - Vägen till Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
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vernichtet, ließ Arn das Schwert zur Erde fallen und senkte das Haupt zum Gebet, bereit, es im nächsten Moment von jedem der Anwesenden abschlagen zu lassen.
    Der Dompropst reckte jedoch die Arme in den Himmel und stimmte ein Kirchenlied an, was zumindest für den Moment alle weiteren Attacken gegen Arn unpassend machte. Und dann sprach der Dompropst streng und vom Geist des Herrn erfüllt über das Wunder, deren Zeugen sie soeben geworden seien. Sie hatten gesehen, wie ein offenbar völlig unschuldiger Mensch gerade wegen seiner Unschuld den Schutz des Höchsten
erhalten hatte. Er selbst, der Dompropst, hatte deutlich gesehen, wie der Erzengel Gabriel hinter dem kleinen wehrlosen Laienbruder gestanden und ihm den Arm zur Verteidigung geführt hatte. Kurz darauf bezeugten mehrere der Anwesenden, sie hätten ebenfalls gesehen, wie ein wehrloses kleines Mönchlein zwei erwachsenen Kriegern widerstanden hatte, ein wahrhaft göttliches Wunder.
    Jetzt wurden die Fesseln der Braut gelöst, und auch sie warf sich zu einem dankbaren Gebet auf die Knie, weil Gott ihr in letzter Stunde jemanden geschickt hatte, sie zu retten. Es wurden einige Kirchenlieder gesungen, aber Arn vermochte sich nicht daran zu beteiligen.
    Der Dompropst erkundigte sich anschließend bei Arn, woher er kam, und beschloss, das arme Mönchlein selbst nach Varnhem zurückzuführen. Gunnar in Redeberga sollte zu Hause aufgebahrt werden, während der schwerverwundete Joar auf einer Trage in sein Haus gebracht werden sollte.
    Dann sah sich der Dompropst streng um und fragte, wer von ihnen dreimal »Brautraub!« gerufen habe. Doch alle Anwesenden blickten zu Boden, und niemand antwortete. Da fragte er, ob auch nur einer der Anwesenden tatsächlich glaubte, dass dieses kleine Mönchlein aus Varnhem ein Brauträuber war, doch keiner der Anwesenden machte das geltend.

    Es war ein höchst ungleiches Paar, das an diesem lauen Herbstmorgen nach Varnhem ritt, da die Ahornbäume, Eichen und Buchen in der Umgebung des Klosters sich schon gelb und rot zu verfärben begannen.

    Dompropst Torkel war strahlender Laune, denn Gott hatte ihm vergönnt, eins seiner Wunder auf Erden zu schauen. Das war eine besondere Gunst.
    Arn, der seit seiner Missetat gefastet und sich geweigert hatte, die Nacht woanders als im Dom und im Gebet zu verbringen, war aschgrau im Gesicht und litt sichtlich unter seiner schweren Sünde. Arn wusste, dass das wirre Gerede des Priesters von einem Wunder die Unwahrheit war. Gott hatte ihm Gnade erwiesen, indem er ihm ein Schwert in die Hand gegeben hatte. Damit hätte er sich wehren können, ohne jemanden zu verletzen. Er hatte diese Gnade jedoch missbraucht und stattdessen die schlimmste aller Sünden begangen. Er wusste, dass er jetzt verdammt war, und es erstaunte ihn, dass Gott ihn nicht auf der Stelle zu Boden geschlagen hatte, als er die unverzeihliche Sünde beging.
    Man ließ sie durch das Klosterportal unter den beiden hohen Eschen ein, die einzigen noch sichtbaren Überbleibsel von dem, was Arns Mutter einmal gestiftet hatte. Arn bat sofort um Erlaubnis, sich zurückziehen zu dürfen, und stahl sich in die Klosterkirche, wo er um Kraft beten wollte, um schon bald ehrlich beichten zu können. Dompropst Torkel dagegen bat stolz um Vortritt bei Pater Henri, da er so großartige Neuigkeiten zu erzählen hatte.
    Es wurde ein sehr eigentümliches Gespräch zwischen den beiden Männern, und das nicht nur, weil es ihnen schwerfiel, einander zu verstehen. Dompropst Torkels Latein war ähnlich schlecht wie Pater Henris Nordisch. Überdies war Dompropst Torkel so erregt, dass er nicht ruhig und besonnen sprechen konnte, bis Pater Henri ihn bat, sich zu beruhigen, ein Glas Wein zu trinken und noch einmal von vorn zu beginnen.

    Als Pater Henri dann allmählich aufging, welche Katastrophe sich ereignet hatte, konnte er das Entzücken des Dompropstes überhaupt nicht verstehen.
    Dass Arn kein Brauträuber war, verstand sich von selbst. Wie man ihn überhaupt einer solchen Tat hatte beschuldigen können, konnte der ungebildete nordische Kollege ihm zunächst kaum begreiflich machen.
    Dass das Ganze anschließend, als jemand auf den unglücklichen Einfall gekommen war, Arn ein Schwert zuzuwerfen, mit einem Toten und einem Sterbenden geendet hatte, war im Grunde selbstverständlich. Das war doch beinahe - welch lästerlicher Gedanke -, als hätte sich Gott Vater mit den Hochzeitsgästen einen bösen Scherz erlaubt. Vielleicht wollte er sie auch für die

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