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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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dürfe nicht unterschätzt werden.

    Entscheidend für Ingrid Ylva war, dass ihren Söhnen die legitime Macht zufiel, ungeachtet dessen, welcher Mann oder welches Kind schließlich gekrönt wurde.
    Vermutlich würde der schriftliche Vertrag mit dem heimtückischen Valerius nie zur Anwendung kommen müssen, da wahrscheinlich ein Eriker der nächste König werde. Doch wenn es Valerius ein weiteres Mal gelänge, einen Sverker zu krönen, so sei dieser Vertrag keinesfalls von Nachteil. Auch im schlimmsten Fall würden Ingrid Ylvas Söhne die Macht erlangen, für die sie erzogen worden seien, und auf dieses Ziel habe sie hingelebt, seit sie Witwe geworden sei. So sähen ihre Überlegungen aus.
    Birger lächelte seine Mutter bewundernd an. Seine Brüder brachten viele kleinliche Einwände vor und verwendeten dabei große Worte wie Ehre, Familienehre, ehrenvolles Gelübde, Ehre der Vorväter und Ähnliches.
    Es dauerte bis zum Nachmittag des folgenden Tages, bis die Tragweite von Ingrid Ylvas Plänen selbst Birger gänzlich aufgegangen war. Auf einmal sah er sein Leben eine völlig neue Wendung nehmen, einer schwer beladenen Lübecker Kogge gleich, die in den Wind und auf einen völlig neuen Kurs drehte.
    Ingrid Ylva rief ihn in ihre Webkammer und begann, Garn zu spinnen, während sie sprach. Sie behauptete, besser nachdenken zu können, wenn sie ihre Hände mit einer vertrauten Arbeit aus ihrer Klosterzeit beschäftige.
    Dass Karl nun Bischof werden würde, unabhängig davon, wer den Wettkampf um die Königskrone gewann, und Eskil bald Lagmann, wozu er sich auch sicher gut eigne, solle Birger keinen Augenblick lang an seiner eigenen Zukunft zweifeln lassen. Sie verfolgte in Bezug auf ihn noch größere Pläne, sagte sie, als sei dies das Selbstverständlichste der Welt. Seine neue Lebensbahn, die dem
Aufstieg eines neuen Sternes am Firmament vergleichbar sei, werde am Familienthing der Folkunger am nächsten Tag in Bjälbo ihren Anfang nehmen.
    Bei diesem Familienthing würden zwei alte Männer um die Macht streiten, Karl der Taube, der eifersüchtig war, weil er nur Jarl der Familie, aber nicht des ganzen Reiches sei, und Folke Jarl, der sich so oft gehässig über Erzbischof Valerius geäußert habe, dass es ihm schwerfallen würde, seine Jarlskrone zu behalten.
    Karl der Taube würde unter dem Vorwand, nur das Wohl der Folkunger im Sinn zu haben, und nicht etwa, weil er selbst Jarl des Reiches werden wolle, Johan Sverkersson als König befürworten. Er würde sagen, ein Knabenkönig sei ein schwacher König, und mit einem schwachen König würden die Folkunger die eigentliche Macht besitzen.
    Dagegen würde Folke Jarl einwenden, dass die Folkunger und Eriker verbündet seien, dass die Eintracht des Reiches von diesem Bündnis abhinge und es die Ehre gebiete, dass die Folkunger zu ihrem Wort stünden.
    Damit wäre der Familienthing in zwei gleich große Lager gespalten und der wichtige Augenblick für Birger gekommen, denn dieser würde jetzt bald die Nachfolge der beiden antreten. Er müsse vor allem darauf achten, für keinen der beiden streitenden Alten eindeutig Partei zu ergreifen, sondern Zeit zu gewinnen. Könne er so den Streit in die Länge ziehen, damit es zu keinem übereilten Beschluss in falscher Eintracht käme, und könne er es ferner vermeiden, sich die Feindschaft des einen oder anderen Alten zuzuziehen, so sei das Fundament für seine zukünftige Macht gelegt.
    Wie ein Kleriker während der Lektionen saß sie lange bei ihm und erläuterte, welche Worte er in welcher Situation
wählen solle. Danach probte sie mit ihm ein Rollenspiel, wobei sie erstaunlich geschickt den alten Karl und seinen Halbbruder Folke imitierte, so dass Birger die beiden regelrecht vor sich sah.
    Als es in der Kammer zu dämmern begann, nahm Ingrid Ylva Birger in ihre eigenen Gemächer mit, die sich in einem der Nebengebäude befanden. Dort überreichte sie ihm sein Erbe, das Schwert Arn Magnussons, das vier Forsviker mit dem Boot gebracht hatten. Sie erwähnte kurz, als handele es sich um eine Nebensache, wie wichtig es sei, dass er dieses Schwert beim Familienthing trage. Denn obwohl er einer der Jüngsten sei, die dort sprächen, würden alle das Schwert Arn Magnussons wiedererkennen. Und dieser Anblick würde viele zum Verstummen bringen, die sein geringes Alter und andere männliche Defizite zur Sprache bringen wollten.
    Birger gürtete sich geübt und behände das Schwert um. Dann trat er in die Dämmerung hinaus, um noch ein

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