Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
waren. »Der Sohn meiner lieben Ulvhilde ist einer der wenigen richtigen Ritter des Reiches. Er heißt Emund Jonsson.«
»Ich kenne ihn dem Namen nach«, erwiderte der Erzbischof. »Was ist mit ihm?«
»Er erhält einen Platz im Reichsrat«, erwiderte Ulvhilde leichthin, als begehre sie nicht viel.
»Er ist jung, vielleicht etwas zu jung?«, wandte der Erzbischof zögernd ein.
»Er ist über dreißig, ein Alter, in dem sich ein Ritter auf der Höhe seiner Kraft befindet. Außerdem ist sein Platz im Rat mein Preis!«, erwiderte Ulvhilde zum ersten Mal mit erhobener Stimme.
»Nun gut, so sei es entschieden.« Der Erzbischof nickte. »Und Ihr, Ingrid Ylva, was stellt Ihr für Forderungen?«
»Das Bischofsamt in Linköping ist unbesetzt. Mein Sohn Karl ist ein Mann der Kirche. Er ist ein gelehrter Kleriker. Meine erste Forderung ist dieser Bischofsstuhl in Linköping. Als Zweites fordere ich, dass er zum Kanzler des Königs ernannt wird, da er sehr buchgelehrt ist.«
»Das sind keine bescheidenen Forderungen!«, sagte Valerius verblüfft.
»Ich hatte auch nicht die Absicht, bescheidene Ansprüche zu stellen, wenn Ihr unsere Unterstützung kaufen wollt«, entgegnete Ingrid Ylva rasch. »Und doch habt Ihr noch nicht alles gehört. Mein anderer Sohn Eskil soll den Lagmannshof bei Skara erhalten und dazu noch einen Platz im Reichsrat.«
Valerius war sprachlos. Er schwieg lange, während ihn die beiden Witwen auf der anderen Seite der Tafel betrachteten, ohne eine Miene zu verziehen. Er sah ein, dass er einen kühlen Kopf bewahren musste, obwohl sein erster Impuls gewesen war, die Witwen mit harten Worten für ihren schamlosen Machthunger zurechtzuweisen. Aber wie sich bereits gezeigt hatte, ließen sie sich nicht zurechtweisen, und falls dieses Treffen im Streit endete, würde es sehr schwer werden, den jungen Johan Sverkersson zum
König zu krönen. Die Witwen wussten, was sie bei diesem Geschäft fordern konnten. An ihrem Verstand war nichts auszusetzen. Es ärgerte ihn trotzdem unbeschreiblich, dass ihn diese beiden verdammten Schlangen in ihrer Gewalt hatten und davon so frech Gebrauch machten.
»Der Lagmannshof bei Skara gehört zu den königlichen Gütern, die nicht veräußert werden dürfen«, sagte er schließlich vorsichtig, als bedauere er diese Schwierigkeit und habe keinesfalls die Absicht, Ingrid Ylvas Ansinnen zurückzuweisen.
»Ejvind Lagmann liegt im Sterben und wird bald, die Füße voran, dort ausziehen«, erwiderte Ingrid Ylva, ohne auch nur einen Augenblick lang zu zögern. »Und was die königlichen Güter betrifft, solltet Ihr vielleicht nicht so jammern, Erzbischof. Wenn es Euch gelingt, den Knaben Johan zum König zu machen, dann wird er vermutlich Euch und der Kirche einiges bezahlen. Keiner von uns wird leer ausgehen, aber Euer Anteil wird größer ausfallen als meiner.«
Wie eine Kreuzotter hat sie wieder zugebissen, dachte Valerius, ebenso schnell und ebenso giftig. Diese Vorführung ließ jedoch nur einen Schluss zu. Er konnte es sich im Augenblick nicht leisten, sie sich zur Feindin zu machen.
»Nun gut«, sagte er nachdenklich und nickte bedächtig, als hätte er Ingrid Ylvas freche Andeutung, wie sehr er von der Krönung eines sverkerschen Knaben profitieren würde, gar nicht zur Kenntnis genommen. »Dann habe ich also eine Abmachung mit euch beiden hochgeborenen Sverker-Frauen. Wenn Johan der Junge mit Gottes Hilfe König wird und Ihr beide mich in dieser Angelegenheit unterstützt, dann wird Ulvhildes Sohn Emund Jonsson einer der Männer im königlichen Rat, und Eure beiden
Söhne, Ingrid Ylva, bekommen das Bischofsamt in Linköping und den Lagmannshof bei Skara.«
»Und Karl wird Kanzler des Königs und beide erhalten einen Platz im königlichen Rat!«, ergänzte Ingrid Ylva ungehalten.
»Gewiss. Wir sind uns also einig. Damit haben wir drei eine Absprache getroffen. Wir schwören, an dieser festzuhalten und sie geheim zu halten!«
»Und diese Vereinbarung schreiben wir jetzt nieder und besiegeln sie«, sagte Ulvhilde, ohne mit der Wimper zu zucken.
Ausgerechnet in dem Augenblick, in dem er geglaubt hatte, die peinlichen Verhandlungen seien endlich beendet, fehlten dem Erzbischof erneut die Worte. Ganz offensichtlich hatten sich die beiden genauestens auf dieses Gespräch vorbereitet. Vielleicht hatten sie auch vorher vereinbart, wer was sagen würde, und jetzt besaßen sie auch noch die unglaubliche Frechheit, sich nicht mit seinem Ehrenwort zu begnügen.
»Ein solches
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