Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Olaf säuerlich.
»Das weiß ich, aber keine Leibeigene hat mir je einen solchen Dienst erwiesen wie die, die Sala genannt wird. Sind wir uns einig?«
»Wir sind uns einig.«
»Gut, dann kommen wir zu dem großen Geschäft. Ich habe meinen Sohn getroffen, einen munteren und lebhaften Knaben, der sein Wort für sein geringes Alter sehr gut zu führen weiß. Man nennt ihn einen Hurenbalg. Das ist er von heute an nicht mehr. Er ist mein Sohn linker Hand, und sein Name soll Gregers Birgersson lauten.«
»Meine Tochter hat sich trotzdem der Hurerei schuldig gemacht, und diese Schmach lässt sich nicht so leicht abwaschen, nicht einmal von einem Junker, der hierherkommt und von einem Sohn linker Hand spricht«, murmelte Olaf, der nicht wusste, ob er Zorn darüber empfinden sollte, dass seine Ehre nicht ganz wiederhergestellt wurde, oder Freude darüber, dass sein Enkel in die mächtige Folkungergemeinschaft aufgenommen worden war.
»Hurerei habe auch ich begangen«, erwiderte Birger kalt. »Das geschieht in allen Kreisen. Es ist passiert, und es führt zu nichts, darüber zu streiten. Hört stattdessen meinen Vorschlag an. Signy und Gregers ziehen heute noch in Euer Haus ein, Ihr versöhnt Euch mit Eurer Tochter, seht zu, dass mein Sohn unverzüglich als Christ getauft wird, und Ihr behandelt ihn mit der Liebe, auf die
Euer Enkel ein Anrecht hat. Wenn die Zeit der Weihnachtsfeiern anbricht, sollt Ihr, Herr Olaf, Signy und Gregers Birgersson und wen Ihr sonst in Eurer Gesellschaft wünscht nach Ulvåsa kommen. Nehmt Euer Petschaft mit, falls Ihr eins habt. Auf Ulvåsa setzen wir einen Vertrag auf. Gregers soll in Forsvik erzogen werden und Signy einen eigenen Hof aus meinem Besitz erhalten. So geschehe es.«
»Was lässt Euch glauben, Junker Birger, dass Ihr in mein Haus kommen und verfügen und befehlen könnt?«, brüllte Olaf. Erst hatte es den Anschein, als wolle er die Faust auf den Tisch schlagen, aber dann überlegte er es sich anders. »Schließlich gehöre ich den Ulvsleuten an«, fuhr er zögernd fort, als Birger keine Anstalten machte zu antworten.
»Und ich bin Birger Magnusson zu Ulvåsa von den Folkungern«, erwiderte Birger sehr langsam. »Und Gregers gehört von heute an ebenfalls zu den Folkungern. Ihr, Herr Olaf, tragt die Verantwortung für das Leben eines jungen Folkungers. Wir Folkunger würden es sehr zu schätzen wissen, wenn Ihr diesen einfachen Wunsch, den ich Euch vorgetragen habe, annehmen könntet. Ich glaube auch, dass Ihr Euch die Folkunger bei näherem Nachdenken lieber zu Freunden als zu Feinden machen wollt.«
Olaf Gudmursson musste nicht lange nachdenken. Obwohl der Junker seine Forderungen vorgebracht hatte, ohne im mindesten drohend zu klingen oder auch nur einmal die Stimme zu erheben, lag in seinen Worten eine Eiseskälte. Was es bedeutete, die Folkunger zu Freunden zu haben, war etwas unklar, obwohl es nichts Schlechtes sein konnte. Was es hieß, sie zu Feinden zu haben, war hingegen klar: einen niedergebrannten Hof, abgeschlachtetes
Vieh, getötete Leibeigene und den Verlust des eigenen Lebens.
Herr Olaf befand so auch recht rasch Birgers Vorschlag für gut. Er fühle sich geehrt, zu den Weihnachtsfeierlichkeiten nach Ulvåsa geladen zu sein und nehme mit dem größten Vergnügen an.
So geschah es dann auch. Herr Olaf Gudmursson erschien mit vier Schlitten in Ulvåsa, allerdings erst kurz nach der Christmette, denn der Schnee war in diesem Jahr ungewöhnlich spät schlittentauglich gewesen. Signy war jetzt wieder eine fröhliche Jungfer mit strahlenden Augen. Den kleinen Gregers schlossen bald alle auf dem Hof wegen seiner Streiche und seiner Neugier in ihr Herz. Der Hof war unendlich viel größer als alle, die er in seinem bisherigen Leben gesehen hatte.
Zu Birgers großer Erleichterung behandelte Ingrid Ylva Olaf Gudmursson mit höfischem Respekt und Signy über Erwarten liebevoll. Es schien ihr auch großen Spaß zu machen, den kleinen Gregers auf ihrem Schoß sitzen zu haben, was jedoch nicht so leicht war, da er ständig herumtollte.
Alles, was niederzuschreiben war, wurde schriftlich festgehalten, und Olaf Gudmursson hatte tatsächlich ein Siegel dabei, obwohl er weder lesen noch schreiben konnte. Man einigte sich darauf, dass Gregers auf Forsvik in allem erzogen werden solle, was für Knaben wichtig war, obwohl sein Großvater dem Lesen und den Klerikern gegenüber misstrauisch war. Er murmelte, ihm selbst wäre eine männlichere Erziehung lieber gewesen. Daraufhin
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