Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
vor dem Krieg weiter. Seit er zum ersten Mal auf dem Folkungerthing gesprochen hatte, war er in der Rede immer sicherer geworden. Diese Gabe Gottes hatte er immer besessen, sie aber erst entdeckt, als er begonnen hatte, mit dem tauben alten Karl zu streiten, der die Gefahr eines Krieges gegen König Valdemar nicht bedacht hatte. Dann hatte er angefangen, mit dem nächsten Alten zu streiten, mit Folke, der sich mit dem Kirchenrecht nicht auskannte und die Gefahr eines Interdikts nicht gesehen hatte. Seither war Birger derjenige, der auf dem Folkungerthing das letzte Wort hatte und erklärte, was beschlossen werden sollte. Was er befürwortet hatte, war fast immer ausgeführt worden. Das gefiel ihm, erfüllte ihn aber auch mit einem gewissen Schauder. Besonders freute es ihn jedoch, dass er vor schweigenden und aufmerksamen Verwandten sprach. Er spürte, wie ihm die Worte wie Schwalben aus allen Richtungen zuflogen, um sich dann in ordentlichen Reihen wie auf einer Dachrinne zu formieren. Das war sein Leben. Gott hatte ihm die Gabe geschenkt, die Folkunger
anzuführen, alles andere wurde dadurch weniger wichtig. Vielleicht abgesehen davon, lebend aus diesem irrsinnigen Krieg heimzukehren.
Seine Gedanken berührten kurz den Krieg, aber dann dachte er sofort an etwas, das großartig, schön und quälend zugleich war. Er war Vater eines kleinen Knaben namens Gregers.
Das kam einem Wunder gleich, denn er hatte jahrelang nichts von ihm gewusst. Hätte die Mutter Gottes nicht seine Schritte gelenkt, hätte er auch nie davon erfahren. Als er mit dem schwierigen Auftrag, sechzehn willige Forsviker zu finden, das Tal des Mälaren durchquert hatte, war er zu einem Hof namens Sund gekommen, der den Ulvsleuten gehörte. Er war es gewohnt, nur seinen Folkungerschild zeigen zu müssen, um sofort willkommen geheißen und verköstigt zu werden. Der unschlüssige Empfang durch den Bauern und seine Frau hatte ihm Kopfzerbrechen bereitet, da zwischen den Folkungern und den Ulvsleuten keine Feindschaft bestand. Einer der Söhne des Hauses hatte ihn unfreundlich angezischt, war aber sofort vom Hausherrn mit Schlägen auf den Hofplatz vertrieben worden.
Alle tückischen Blicke und die häufige peinliche Stille hatten ihn bald bereuen lassen, dass er nicht im Wald geschlafen hatte, was er sonst recht häufig tat. Jetzt war es zu spät, es wäre für seine Gastgeber kränkend gewesen, wenn er am späten Abend wieder aufgebrochen wäre. Er bat daher, sich zur Ruhe begeben zu dürfen, da er am nächsten Tag einen langen Ritt vor sich habe. Niemand drängte ihm daraufhin ein weiteres Glas Bier auf.
In der Nacht schlich sich eine junge Leibeigene in seine Kammer. Erst wies er sie barsch zurück, da er für solche Vergnügungen nicht in Stimmung war. Er bereute es jedoch
bald. Ein junger Frauenkörper war eine bedeutend bessere Gesellschaft als Grübelei. Als sie sich ein weiteres Mal in seine Kammer schlich, packte er sie und riss ihr das Hemd herunter. Sie begann jedoch zu zappeln und Widerstand zu leisten. Als Birger von ihr abließ, flüsterte sie, dass sie sich schon einigen würden, falls er sie begehre. Sie sei jedoch gekommen, um ihm etwas zu erzählen, was er vielleicht nicht wisse. Birger gab ihr daraufhin sofort ihr Hemd zurück und bat sie, ihm zu sagen, weshalb sie gekommen sei.
Sie zog sich das Hemd wieder über den Kopf und begann zu erzählen. In einer Kate außerhalb des Hofes wohne die älteste Tochter des Hauses Signy, die ihre Familie dadurch entehrt habe, dass sie ein Hurenkind zur Welt gebracht habe. In der Hütte wohne sie jetzt verstoßen mit ihrem Kind. Man munkele, dass Signys Vater aus ihr herausgeprügelt habe, wer Schuld an dem Hurenkind sei. Das sei Birger Magnusson zu Ulvåsa. Der Herr sei daraufhin doppelt verzweifelt gewesen, da er sich nicht an einem Folkunger rächen konnte, um seine Ehre wiederherzustellen. Er habe es auch nicht fertiggebracht, seine Tochter zur Ehrenrettung totzuschlagen. Deswegen seien sowohl Signy als auch das Hurenkind noch am Leben, dürften sich aber nicht auf dem Hof zeigen. Das Hurenkind heiße Gregers, sei aber nicht getauft.
Birger hatte das Gefühl, ein Feuer versenge ihn, während ihm gleichzeitig ein Eimer Eiswasser über den Kopf gegossen wurde, als er diese Worte vernahm. Er kleidete sich rasch an und gab der Leibeigenen ein paar Silbermünzen. Diese verstand das erst falsch und zog sich ihr Hemd wieder aus. Da befahl ihr Birger, sich sofort wieder anzukleiden und ihm den
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