Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
erklärte Ingrid Ylva milde und ohne Spott, dass er sich keine Sorgen zu machen brauche, was die männliche Erziehung auf Forsvik angehe.
Signy würde bei der ersten passenden Gelegenheit einen eigenen Hof erhalten; sie konnte sich aussuchen, ob
in Västra oder Östra Götaland, was das Einfachste wäre. Aber auch Nordanskog kam infrage, falls ihr das lieber war. Soweit war alles in bester Ordnung.
Als Birger jedoch eines Abends nach sehr viel Bier, er war mit Ingrid Ylva allein im Saal zurückgeblieben, vorsichtig fragte, ob er Signy nicht zu seiner Frau machen solle, da wurde seine Mutter ebenso plötzlich wie überraschend von Zorn gepackt. Söhne linker Hand seien eine Sache, die solle ein Ehrenmann nicht vernachlässigen, was er auch nicht getan habe. Aber nach dieser Mühe, die ihr allerdings recht lieb sei, da der kleine Gregers munter und gutartig zu sein scheine, gebe es keinen Grund, noch einen einzigen Schritt weiterzugehen. Eine Signy aus Nordanskog vom Geschlecht der Ulvsleute käme als Ehefrau nicht infrage. Solche Rede mache sie rasend, da sie immer geglaubt habe, dass er solche Selbstverständlichkeiten begreife. Welche Mätressen er habe, sei ihr fast gleichgültig, obwohl es die Sache erleichtere, dass diese Signy nicht auf den Kopf gefallen und liebenswürdig sei.
Doch mit einer Hochzeit verhalte sich alles ganz anders. Sein Bruder Eskil würde bald heiraten. Seine zukünftige Gattin sei keine anmutige kleine Signy, sondern Frau Kristin, die Witwe des norwegischen Jarls Håkan Galin. Sie habe einen siebzehnjährigen Sohn namens Knut. Eskil habe sich ihrem Willen ohne zu murren gefügt, als er begriffen habe, wie wichtig es sei, dieses Band zu knüpfen, und zwar nicht nur mit den mächtigen Norwegern, sondern auch mit den Erikern. Kristin sei die Enkelin des heiligen Erik. Wenn er, Birger, einmal heiraten würde, dann ginge es nur um eines, nämlich die Festigung der Macht.
Die svealändische Flotte erreichte die estländische Küste und die großen Inseln Dagö und Ösel lange vor der königlichen Kogge mit Johan dem Jungen, Erzbischof Valerius, Bischof Karl von Linköping und den Reitern aus Forsvik. Aber die Svealänder besaßen weder die Geduld noch einen guten Grund, auf irgendwelche hohen Herren zu warten, bevor sie in den Kampf zogen.
Ihr Führer hatte sie in ein Land geführt, das Rotalien hieß. An der Küste, an der sie an Land gingen, stand eine alte Holzburg namens Leal. Da sie nur unzureichend verteidigt wurde, schwärmten die Svealänder bald von allen Seiten über die Palisaden.
Als die königliche Kogge am nächsten Tag eintraf, war der Kampf bereits vorüber. Die Erde war mit Leichen übersät, die noch nicht begraben waren, und die Burg war bis zur letzten Silbermünze geplündert.
Dieser Anblick löste bei Erzbischof Valerius anfangs große Verzweiflung aus, da er fürchtete, sämtliche Heiden seien bereits erschlagen worden. Aber als er vom Sieger der Schlacht, Karl dem Tauben, erfuhr, dass etliche Gefangene gemacht worden seien, für die man sich Lösegeld erhoffe, änderte sich seine Gemütslage sofort. Ein Taufstein wurde von der Kogge an Land geschleppt und vor der Burg aufgestellt. Ein gefesselter, wild zappelnder Rotalier wurde dorthin gezerrt.
Birger war gerade dabei, die Pferde der Forsviker in den Stall der Burg zu führen, hielt jedoch beim Erzbischof und seinem Taufstein inne, da ein seltsames Schauspiel bevorstand.
Der Heide, der Valerius vorgeführt wurde, schien weder Tod noch Taufe zu fürchten. Er war eher zornig als verängstigt. Es war klar, dass er sich nicht taufen lassen wollte und die Worte, die in seiner unverständlichen Sprache
unablässig aus seinem Mund strömten, schlecht zu diesem christlichen Sakrament passten. Er bäumte sich auf und warf den Kopf zurück, um der Taufe zu entgehen. Zwei starke Svealänder hielten ihn jedoch fest und drückten seinen Kopf in das Taufbecken. Valerius schöpfte etwas Wasser über den Unwilligen, der anschließend fluchend und zappelnd davongeschleift wurde. Valerius schien, die Hände zum Himmel erhoben, in Verzückung zu geraten. Er begann unzusammenhängend davon zu sprechen, Gott habe endlich das große Versprechen erfüllt, alle Sünden zu vergeben, sei es auch Ungehorsam dem Heiligen Stuhl gegenüber oder Königsmord. Wenig später wurde Valerius ohnmächtig, und man trug ihn mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen in die Burg. Daher fanden an diesem Tag keine weiteren Taufen statt.
Die zwei
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