Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Verwandten große Bewunderung entgegengebracht, als er sich trotz der offensichtlichen Störung des Thingablaufs überraschend schnell fasste und erklärte, die Ösel-Frage müsse aufgeschoben
werden. Nun müssten erst einmal viele Folkunger König Johan auf seiner letzten Reise zur Familiengruft im Kloster Alvastra das Ehrengeleit geben. Dies war leicht zu bewerkstelligen, da sich die wichtigsten Folkunger bereits an ein und demselben Platz aufhielten.
Anschließend kam jedoch die große Frage auf. Wie sollten sie sich zur Wahl des neuen Königs stellen? Das Folkungerthing besaß die eigentliche Macht im Reiche. In diesem Saal in Bjälbo würde über das Wohl und Wehe der Zukunft entschieden werden. Daher durfte niemand Bjälbo verlassen, ehe die Folkunger nicht ihren Beschluss gefasst hatten. Mit diesen Worten nahm Birger Platz und überließ die Rede seinen Verwandten.
Wie er geahnt hatte, spaltete sich das Thing bald in zwei Lager. Die eine Hälfte meinte, für die Folkunger sei die Zeit gekommen, die ganze Macht im Reiche an sich zu reißen, damit sich ihnen niemand mehr widersetze. Die andere Hälfte der Oberhäupter war der Ansicht, dass man tun solle, was vielleicht schon beim letzten Mal das Richtige gewesen wäre, nämlich den Erikern beistehen.
Ein reger Disput hob an, insbesondere nachdem diejenigen, die gefordert hatten, man solle Erik Eriksson aus Dänemark kommen lassen, von denen, die sich einen Folkunger auf dem Thron wünschten, wissen wollten, wer denn überhaupt der Kronprätendent sei.
Bald fiel Birgers Name, wobei dieser keine Miene verzog. Wie erwartet brauste Ulf Fasi auf und gebrauchte große Worte wie Verrat und Ehre. Er sprach von alten Banden zwischen den Folkungern und Erikern. Ritter Sigurd pflichtete ihm bei und erzählte mit Tränen in den Augen, wie er und sein Bruder Oddvar in der schwersten und schwärzesten Stunde des Reiches von Erik Knutsson zu Rittern geschlagen worden seien.
Birger wartete ab, bis die Gegner ihrer Entrüstung Luft gemacht hatten, und ergriff dann selbst das Wort. Er erklärte zunächst kurz und demütig, wie unwürdig er selbst der Krone sei, womit auch bewiesen wäre, wie schwer es den Folkungern in diesem Augenblick fiele, sich auf einen Kronprätendenten zu einigen. Für ihn sei die Eintracht der Folkunger wichtiger als die Krone selbst.
Nun biete sich die Gelegenheit, die Bande zu den Erikern wieder zu stärken, fuhr er fort. Aber nicht nur, weil das edel sei und einige wie er selbst goldene Sporen von den Erikern erhalten hätten, sondern weil dies für das ganze Reich das Beste wäre. Unter den Eriker käme für die Krone entweder ein Kind, das ohne die Unterstützung der Folkunger nackt und wehrlos sei, oder Knut Holmgeirsson infrage. Daher solle man das Kind Erik Eriksson zum neuen König wählen und das Reich somit für eine lange Zeit vor dem denkbar Schlimmsten bewahren, einem Krieg unter Verwandten.
Alle, die Töchter oder Söhne im heiratsfähigen Alter hätten, sollten jetzt dafür sorgen, dass sie Eriker heirateten, denn dann würde es bald nur noch Folkunger im Herzen der Macht und in der Nähe der Krone geben, das sei eine einfache Rechenübung.
Man könne so schließlich die ganze Macht im Reiche ergreifen, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen. Das sei seine abschließende Meinung als Folkungerjarl.
Die Folkunger saßen lange Zeit schweigend da und dachten nach. Als Erster zog schließlich der alte Folke, der erneut Jarl des Reiches geworden war, sein Schwert und schlug es mit der flachen Seite auf den schweren Eichentisch. Bald entstand ein großer Lärm, als alle Verwandten nach guter, alter Sitte ihre Eintracht auf dieselbe Weise zeigten. Schließlich nahm Birger Arn Magnussons
Schwert von der Wand hinter seinem Platz, zog es langsam aus der Scheide, damit auch alle voller Ehrfurcht die geheimnisvolle Runenschrift betrachten konnten, und schlug es schwer auf den Tisch.
Die Folkunger hatten sich geeinigt und waren somit der Macht einen Schritt nähergekommen, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen.
Erik Eriksson war ein schwächliches Kind von sechs Jahren, als er in sein Königreich kam. Es hieß, eine Magd am dänischen Hof habe ihn im Säuglingsalter auf einen Steinfußboden fallen lassen, woraufhin er ein wenig bucklig und hinkend herangewachsen sei. Sein Lehrer und Erzieher Erengisle Vig begleitete ihn. Zu allem anderen Unglück war das Kind unlängst auch noch mutterlos geworden. Warum und wie Königin Rikissa gestorben
Weitere Kostenlose Bücher