Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
später war sie bei Folke Bengtsson in Bjälbo eingetroffen. Dieser war jetzt der Familienjarl der Folkunger, nachdem sein Halbbruder Karl der Taube das Amt des Reichsjarls von ihm übernommen hatte.
Folke und Ingrid Ylva einigten sich rasch auf die zu ergreifenden Maßnahmen. Zunächst müsse die Jarlswürde im Reiche immer einem Folkunger gehören. Da Karl der Taube gefallen sei, müsse Folke die Jarlskrone zurückbekommen. Sein schlimmster Feind war zwar der Erzbischof, aber dieser besaß keine Macht mehr, da er in Uppsala im Sterben lag. Die königlichen Ratsherren würden
sich nicht widersetzen können und der kindliche König noch viel weniger.
Da Folke erneut Jarl des Reiches werden würde, müsse ein anderer Mann die Position des Folkungerjarls übernehmen, meinte Ingrid Ylva. Sie denke an ihren Sohn Birger.
Folke brauchte nicht lange darüber nachzudenken, ehe er zu dem Schluss kam, dass Ingrid Ylvas Vorschlag sehr klug war. Birger trat bei den Folkungertreffen bereits als Familienjarl auf. Auf ihn hörten alle. Er war zwar noch jung, das stimmte, aber das was Birger Brosa ebenfalls gewesen, als er zum Oberhaupt der Familie gewählt worden war.
Außer Birger gab es nur wenige Männer, die als Folkungerjarl in Betracht kamen. Der einzige junge unter ihnen war der Sohn Karl des Tauben, Ulf Fasi, der die Ansicht vertrat, ihm stünde das Bjälboerbe zu, weil er sein ganzes Leben in Bjälbo verbracht habe. Außerdem war Birgers Vater, Magnus Månesköld, nur ein Pflegebruder Birger Brosas gewesen. Ulf Fasi konnte also auf ein ererbtes Recht pochen, die Nachfolge seines Vaters, Karl des Tauben, als Herr zu Bjälbo und Oberhaupt der Folkunger anzutreten.
Diesen Anspruch meinte der alte Folke jedoch leicht zurückweisen zu können. Sein Halbbruder Karl der Taube war schließlich jeglichen Neuerungen in Bezug auf die Kriegsführung mit großem Misstrauen begegnet. Seine Söhne waren also nie in Forsvik in die Lehre gegangen. Ulf Fasi kannte sich vielleicht auf Bjälbo besser aus als viele andere, aber ein Folkungerjarl, der nicht wie ein Forsviker mit Lanze und Schild reiten konnte, würde ohnehin nie auf einem Folkungerthing gewählt werden, da inzwischen mehr als die Hälfte der Sprecher
der Folkungerhöfe selbst Forsviker waren. Auf dem Folkungerthing würde Birger von allen außer von Ulf Fasi selbst unterstützt werden.
Weniger als eine Woche nachdem Ingrid Ylva dieses Gespräch mit Herrn Folke geführt hatte, zog sie mit Birger nach Bjälbo. Ihr dritter Sohn Bengt wurde Herr zu Ulvåsa und ein Jahr später Lagmann in Östra Götaland.
Das erste Jahr als Oberhaupt der Folkunger widmete Birger den kleinen, aber wichtigen Dingen, die ihm täglich vorgelegt wurden. Zumeist handelte es sich um die Erlaubnis, ein Unrecht zu rächen, um finanzielle Notlagen von Witwen, um Jünglinge, die die Frauen nicht heiraten wollten, die ihre Eltern für sie bestimmt hatten, sowie vereinzelt um Brautraub. Letzterem musste unbedingt Einhalt geboten werden, da es seit langem niemand mehr gewagt hatte, den Frieden vor einer Hochzeit zu stören, an der Folkunger beteiligt gewesen waren. Vielleicht hatten die Leute den Eindruck gewonnen, man könne sich bei einem jungen Folkungerjarl mehr herausnehmen? Dieser Irrtum kam sie jedoch teuer zu stehen. Birger brannte ihre Höfe nieder, tötete alle und verleibte ihren Besitz seinem eigenen ein. Er gebot über das größte aller Folkungergefolge. Es bestand ausschließlich aus Forsvikern.
Im darauf folgenden Jahr an Petrus Cathedratus, der ersten Frühlingsmesse in Västra Götaland, bat Ingrid Ylva Birger mit ernster Stimme, beim nächsten Vollmond, wenn noch mit dem Schlitten zu reisen sei - so dass auch die Verwandten, die weiter weg wohnten, teilnehmen könnten -, ein großes Folkungerthing einzuberufen. Erst wollte sie ihm nicht erklären, warum er ein so großes Treffen anberaumen sollte, obwohl es für ein Folkungerthing nicht sonderlich viel zu besprechen zu geben schien.
Sie redete um die Sache herum und meinte, er solle ihrem Gebot als guter Sohn einfach Folge leisten. Voller Zorn erwiderte er daraufhin, es werde bereits darüber getuschelt, wer von Sohn und Mutter eigentlich das Sagen auf Bjälbo habe. Er gedenke nicht, alle Männer zusammenzurufen, nur um sämtliche Bierfässer Bjälbos zu leeren. Da erwiderte Ingrid Ylva gelassen, als sei weiter nichts dabei, dass König Johan noch vor dem Zeitpunkt, den sie angekündigt habe, sterben würde. Das Folkungerthing müsse
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