Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
agieren.
Alle Befürchtungen Ingrid Ylvas, dass ein törichter Krieg bevorstehe, bewahrheiteten sich, als sie Birger von seinen Plänen erzählen hörte. Trotzdem wartete sie zwei Tage lang ab, nachdem er mit dem jungen Gregers aus Varnhem zurückgekehrt war. Sie konnte es vor Ungeduld fast nicht aushalten. Sie wollte Birger zur Vernunft bringen, ehe alle Männer nach Bjälbo stürmten und jegliche Vernunft in Bierfässern und feierlichen Versicherungen heiliger Rache ertränkten. Sie zwang sich, über andere Dinge zu sprechen als den Krieg, und ermunterte Gregers, der sich nicht hatte vorstellen können, dass es im Norden ein so großes Gotteshaus gab, von seinem ersten Besuch in Varnhem zu erzählen. Birger verleitete sie, damit anzugeben, wie er den alten Pater Guillaume de Bourges schließlich zum Einlenken bewegt habe. Ob dies darauf zurückzuführen sei, dass Birger ein so verschlagener und großartiger Unterhändler sei, fragte Ingrid Ylva unschuldig. Birger erläuterte daraufhin, wie sehr Pater Guillaume anfangs auf seinem Standpunkt beharrt habe,
Frauen niederer Geburt dürften nicht in der geweihten Kirche begraben werden. Doch Birger habe ihn daran erinnert, dass es sich um die Frau handele, die der von Varnhem hochverehrte Arn Magnusson derart geliebt habe, dass er als Tempelritter zwanzig Jahre Krieg im Heiligen Land überlebt habe. Wie zu erwarten habe Pater Guillaume eingelenkt, als er den Namen Arn Magnussons hörte, was vielleicht nicht nur an der bekannten Gottesfürchtigkeit des lieben Paters gelegen habe, sondern an dem vielen Gold, das Varnhem aufgrund dieser Gottesfürchtigkeit zuteilgeworden sei. Schließlich war die Sache durch Birgers geschickte Verhandlung dann doch gut ausgegangen. Jetzt ruhe Cecilia Rosa bis zur Ewigkeit zusammen mit ihrem geliebten Arn unter dem Steinfußboden Varnhems.
Die Totenmesse sei sehr schön gewesen, aber unendlich lang. Gregers war der gleichen Meinung.
Behutsam arbeitete sich Ingrid Ylva an das Thema heran, das ihr ganz besonders am Herzen lag. Denn für sie bedeutete der leicht vorherzusehende Sieg nichts. Für sie war viel wichtiger, in wessen Namen der Sieg errungen wurde. Allein im Namen der Rache, der heiligen nordischen Rache, zu siegen, sei verwerflich. In Gottes Namen zu siegen, sei hingegen vortrefflich. Aber das seien ja alles nur Worte. Jetzt blieb ihr nur wenig Zeit, Birger zu beeinflussen, ehe die aus allen Richtungen herbeistürmenden Folkunger Bjälbo in ein Irrenhaus verwandelten.
»Dass du, mein geliebter Sohn, siegen wirst, weiß ich«, sagte sie ruhig und mit gespielter Zerstreutheit eines späten Abends, als sie allein waren und in Bjälbo immer noch Frieden herrschte. »Ich habe immer gewusst«, fuhr sie im selben Ton fort und tat so, als habe sie Mühe mit ihrer Spindel, »dass du derjenige sein wirst, der Knut Holmgeirsson
erschlägt. Daher hat es mich auch nicht sonderlich begeistert, als du so viel mit ihm geübt hast, weil du es dir damit nur schwerer machst.«
Wie beabsichtigt brachte sie Birger mit diesen Worten zum Verstummen. Er starrte sie an, als gingen ihm tausend Gedanken zugleich durch den Kopf.
Es hatte ihm die Sprache verschlagen, und sein erster Gedanke war, dass seine Mutter vermutlich die Einzige im Reich war, die ihn zum Verstummen bringen konnte. Nicht einmal Ritter Bengt besaß noch diese Fähigkeit. Sie ist eine sehr schöne Frau, dachte er dann verwirrt. Es hieß, sie habe tausend Freier abgewiesen. Das war allerdings sicher nur Gerede, ebenso wie die Gerüchte über ihre Hexenkünste. Was hingegen ihre Fähigkeit, in die Zukunft zu schauen, anging, war er sich nicht so sicher, denn die hatte sie schon oft bewiesen. Jetzt saß sie ganz in Rot gekleidet - der Farbe, die sie so sehr und fast trotzig liebte - auf dem Stammsitz der Folkunger und schien sich lieber mit ihrer Spindel zu befassen als vom Krieg zu reden. Der Schein trügt, dachte Birger schließlich. Sie will vom Krieg sprechen, und das sei ihr zugebilligt.
»Vermutlich werde ich Knut erschlagen«, meinte er schließlich. »Einer von uns wird es tun, denn wie Ihr gesagt habt, werden wir den Krieg gewinnen. Und wie wir beide glauben, wird dieser Krieg mit Knuts Tod enden, für den mich seine Verwandten verantwortlich machen werden. Also, meine geliebte, durchtriebene Mutter, worüber wolltet Ihr jetzt mit mir sprechen?«
»Als Erstes darüber, in wessen Namen du siegen willst«, sagte sie sanft, den Blick immer noch auf die Wolle gerichtet, die sie
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