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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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weißen Umhang wieder über ihr aus, überlegte es sich dann anders, zog ihn erneut beiseite und küsste sie.
    In Forsvik wurde nur mit leisen Stimmen gesprochen, alle flüsterten und weinten. Viele gingen mit leerem Blick an Birger vorbei, andere wühlten auf der Suche nach Toten im Schutt der niedergebrannten Häuser und versuchten zu enträtseln, wen sie gefunden hatten.
    Johannes Jacobian hatte geweint, wirkte jedoch gefasst, als Birger ihn bei den Schmieden und Mühlen traf. Dieser Teil Forsviks war unversehrt, da der Angriff auf der anderen Seite begonnen hatte und die Niederträchtigen keine Zeit gehabt hatten, das ganze Dorf in Brand zu stecken, bevor ihnen die Verteidiger Forsviks in die Quere gekommen waren.
    Dass alle Glas-, Eisen-, Kupfer- und Töpferwerkstätten sowie die Webstuben, die Ziegelei, Getreide- und Sägemühlen unbeschädigt geblieben waren, tröstete Johannes, der von seinem Vater die Verantwortung für alle Manufakturen in Forsvik übernommen hatte. Aber dieser Trost wog im Augenblick weniger als eine Silbermünze aus Västra Götaland. Sein Onkel Marcus war verbrannt sowie alle Männer, die im Heiligen Land geschlafen hatten. Matteus, der Sohn seines Onkels, war auf dem Hofplatz durch viele Schwerthiebe niedergestreckt worden. Birger sagte
ihm, es habe wenig Sinn, Trost zu suchen, da kein Trost der Welt groß genug sein könne. Jetzt müsse man sich sammeln und den Wiederaufbau in Angriff nehmen, den er leiten solle. Der Winter stehe bevor, die Hälfte der Überlebenden auf Forsvik habe kein Dach mehr über dem Kopf, und die Pferde hätten weder Ställe noch Futter. Die Flusskähne könnten jedoch noch eine Weile an den Brücken anlegen, und dort sei Ordnung vonnöten.
    Johannes schüttelte die lähmende Trauer ab und begab sich in den niedergebrannten Teil des Ortes, um mit der Arbeit zu beginnen, wie Birger es befohlen hatte.
    Zwei Stunden später trafen Ritter Sigurd und Alde an der Spitze zweier schwer bewaffneter Schwadronen, von denen Sigurd eine aus Forsvik ausgeliehen hatte, bei ihnen ein.
    Als Alde Birger sah, ritt sie ohne zu zögern auf ihn zu, sprang geschmeidig vom Pferd und umarmte ihn. Sie hatten sich seit vielen Jahren nicht gesehen, und beiden fehlten die Worte. Vorsichtig machte er sich frei, nahm sie bei der Hand und führte sie zur Kirchenruine. Er musste nichts erklären, denn als Alde sah, dass eine Leiche unter dem Tempelritterumhang lag, verstand sie. Sie beteten beide bei Cecilia Rosa. Dann legte Birger Alde seinen Arm um die Schultern und führte sie durchs Dorf. Sie hatten noch immer kein Wort gesprochen, aber Worte wären ihnen in diesem Augenblick auch nicht von Nutzen gewesen. Die Trauer erstickte alle Worte, aber auch die alte Zwietracht.
    Als Ritter Sigurd die übel zugerichtete Leiche seines Bruders Oddvar neben der Ruine des Rittersaals erblickte, brüllte er seine wütende Trauer in die Welt. Er hob die Arme zum Himmel und wollte gleich wieder mit seinen beiden Schwadronen davonpreschen, um die Verfolgung
der Niederträchtigen aufzunehmen. Ihre Spuren waren im Schnee mühelos auszumachen, und diejenigen, die zu Fuß geflüchtet waren, ließen sich bestimmt noch am selben Tage einholen. Der anderen könne man auch innerhalb von drei Tagen habhaft werden, rief er immer wieder mit sich überschlagender Stimme. Alle Männer, die ihn begleitet hatten, schwangen sich sogleich wieder in ihre Sättel.
    Birger musste sich den Reitern in den Weg stellen, seinen Umhang ausbreiten, um die ersten Pferde zum Stillstand zu bringen, und laut brüllen, dass er im Namen der Folkunger jeden Mann darum bitte, sich zu besinnen, wieder abzusitzen und erst einmal zu beratschlagen. Man solle nicht losstürzen und eine schlecht durchdachte Rache üben.
    Mürrisch versammelten sich alle bei Birger neben dem niedergebrannten Rittersaal, dessen eine steinerne Schmalseite unversehrt, wenn auch rußig und gespenstisch in die Höhe ragte.
    Birger erklärte, nun sei nicht Rache angezeigt, sondern Trauer. Nun müsse begonnen werden, die Toten zu begraben und Forsvik vor Einbruch des Winters wieder aufzubauen. Cecilia Rosas Leiche werde er selbst zusammen mit Alde über den Vättern auf ihrer letzten Reise nach Varnhem begleiten. In ein paar Tagen werde er mit ein paar Mönchen zurückkehren, die sich um ein christliches Begräbnis für die anderen kümmern würden. Die Sarazenen, die in Forsvik lebten, konnten nicht so lange warten, aber diese benötigten auch keine Mönche, um sich von

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