Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Sko einnähmen, was im kalten Winter schon mühsam genug wäre. Wir wollen uns jedoch aufmachen, den größten Folkungersieg aller Zeiten zu erringen. Wir streben nach Größerem als nur unserer gerechten Rache. Denn wenn wir die Burg Vik schon zu Neujahr einnähmen, wofür sich viele von euch männlich und kühn ausgesprochen haben, was hätten wir dann erreicht? Rache, gewiss, aber was mehr? Wer ist dann der König des Reiches, wo befindet sich dann der Reichsrat, wenn Knut starr daliegt? Ist unser Reich umherstreifenden Wegelagerern und Plünderern ausgeliefert? Sollen wir dann einfach wieder nach Hause ziehen, um mit einem großen Gastmahl unseren Sieg zu feiern und auf die Rache der Uppländer zu warten? Nein, damit hätten wir nicht viel gewonnen. Dann hätten wir bald wieder einen Grund, uns auf einen neuen Feldzug zu begeben, um uns noch fürchterlicher zu rächen, so wie die Blutrache früher ganze Landstriche veröden konnte.«
Birger legte eine Pause ein und sah einem Vertreter der großen Folkungerhöfe nach dem anderen ins Gesicht. Sie saßen mit gerunzelter Stirn, aber schweigend da, und das war ein gutes Zeichen, denn jetzt hatte er das Schwierigste gesagt.
»Jetzt werde ich euch sagen, was wir unternehmen werden«, fuhr er ermuntert von der gespannten Aufmerksamkeit im Saale fort. »Erst werden wir unseren gekrönten König Erik Eriksson holen, weil wir für alle sichtbar zwei Fahnen führen wollen. Zum einen die Forsviker Fahne, zum anderen diejenige, mit der wir in Gestilren gesiegt haben und die je zur Hälfte aus dem Wappen der Folkunger und der Eriker besteht, denn das ist das Reichswappen. Es wird sich also nicht um blutrünstige und rachedürstende Folkunger handeln, die nach Norden reiten, sondern um das königliche Heer des Reiches, das kommt, um die Aufrührer zu bestrafen. Das ist ein sehr großer Unterschied, der unseren Sieg umso mächtiger werden lässt. Kaltblütig und durchdacht werden wir im Mai zwei Heere nach Norden entsenden, das eine nach Nyköping, das andere nach Örebro. Denn der Schlüssel zum Sieg liegt in Sörmland und Närke, dort werden uns die Menschen als Befreier begrüßen und nicht als blindwütiges Heer aus dem Süden. Unverdrossen werden wir alle Plünderer und Vögte im Dienste Knut Holmgeirssons in Sörmland und Närke verfolgen. Den ganzen Sommer werden wir darauf verwenden, diese beiden Länder der Umklammerung Knuts zu entreißen, wodurch wir ihn nach Uppland zurückdrängen. Wir ziehen dann um den Mälaren herum und zielen genau auf sein Herz, auf die Burg Vik und das feste Haus Sko. Dort muss er sich uns mit seinem Heer stellen oder fliehen. Anschließend können wir, wenn wir wollen, Vik einnehmen und niederbrennen. Die Uppländer können jetzt, selbst wenn sie noch irgendwelche Anführer haben, nicht mehr nach Süden ziehen, um sich an uns Folkungern zu rächen. Sie können nur einen Aufruhr gegen König Erik beginnen, womit sie nicht nur uns, sondern auch die Sörmländer
und Närker gegen sich aufbringen, die wir im Sommer zuvor für unsere Sache gewonnen haben. Auf diese Weise werden wir einen viel größeren Sieg erringen, als es durch einen grässlichen Rachefeldzug möglich wäre. Unser Sieg wird gewiss unsterblich sein, aber unseren Rachegefühlen wird dennoch Genüge getan. Als ich nach Forsvik kam und dort die bittere Trauer und Zerstörung sah, gelobte ich hundertfache Rache. Dieses Gelöbnis wiederhole ich jetzt: So wird es kommen, wenn wir tun, was ich sage.«
Das Schweigen, das im Saal anhielt, nachdem er sich gesetzt hatte, überzeugte Birger ebenso wie die nachdenklichen Mienen seiner Verwandten. Er würde seinen Willen durchsetzen.
Es dauerte eine Weile, bis jemand wieder das Wort ergriff. Einige lahme Einwände wurden vorgebracht. Jemand meinte, es sei doch überflüssig, den Kinderkönig der Eriker zu holen, da man ebenso gut einen eigenen König wählen könne. Ein anderer wandte dagegen milde ein, diese Frage sei schon früher nicht gelöst worden. Es gebe keinen Kronprätendenten der Folkunger, auf den sich alle einigen könnten. Sehr viel mehr wurde nicht gesagt.
Birger musste sich nicht mehr äußern, bald war es an der Zeit, sich zum Gebet und zum Abendessen zu begeben. Sogar sein Bruder, der Lagmann Eskil, nickte ihm nachdenklich und zustimmend zu.
Damit ist bereits der halbe Sieg errungen, dachte Birger und begann darüber nachzudenken, wann und wie er nach Dänemark reisen sollte, um Erik den Lahmen aufzusuchen und ihn oder
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