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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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auf Högesta Gård den Arm, worauf sich eine erwartungsvolle
Stille ausbreitete. Dann sprach er, dass ein Mann, der Lusing genannt werde - er sprach den Namen absichtlich falsch aus, so dass er nach Laus klang -, nicht Manns genug sei, um ein solches Urteil des Things zu verdienen. Denn er sei eine Laus oder noch schlimmer: der Sohn einer Hündin ohne Mut in der Brust, ein Dreckskerl, der es nicht verdiene, beim Thing gegen einen besseren Mann zu obsiegen.
    Jetzt wurde fröhlich gelacht, und ein allgemeines, munteres Gemurmel brach aus. Diese Sache würde nicht mittels Rechtsbeugung durch den Lagmann, sondern mit dem Schwert entschieden werden. Wer beim Thing seine Ehre nicht gegen solche Rede verteidigte, hatte dort nichts zu suchen. Er war nicht fähig, Zeugnis abzulegen, und war auch niemand, den man gern als Gast in seinem Haus sah, und jede Sache, die er später einmal beim Thing vorbringen würde, war bereits verloren, noch ehe er den Mund geöffnet hatte.
    Härje, auch Lusing genannt, war bleich vor Wut und musste sich mit zusammengebissenen Zähnen erst ein wenig sammeln, ehe er die erforderliche Erwiderung aussprach, dass diese Sache nur noch mit Blut zu entscheiden sei. Jetzt müsse das Schwert sprechen, und er würde seine Ehre verteidigen.
    Gespannt und erwartungsvoll schauten alle zu Guttorm von Högesta Gård hinüber. Dieser lachte und erklärte übertrieben höhnisch, dass auch er die Sache sofort entschieden sehen wolle. Er habe jedoch, wie es das Gesetz zulasse, einen Schwertmann, der für ihn kämpfe. Dieser Mann sei Erik Stensson, ein rechtschaffener und freier Mann.
    Ein erwartungsvolles Raunen ging durch die Menge. Die Blicke aller irrten umher, bis sich Erik Stensson zeigte. Er
betrat den inneren Kreis des Things innerhalb der weißen Steine und schob den Umhang beiseite, bereit, sein Schwert zu ziehen. Der Lagmann fragte ihn nach seinem Namen, obwohl dieser allen bekannt war, und wollte dann wissen, ob er bereit sei, Guttorms Sache mit dem Schwert zu vertreten. Erik Stensson nannte seinen Namen. Er sei ein Ehrenmann und wolle sich gerne der Sache von Guttorm zu Högesta Gård annehmen. Der Lagmann gewährte ihm diese Bitte.
    Bei dem lauten Gemurmel, das nun im Thing anhob, beugte sich Ritter Bengt zu Birger hinüber und erklärte ihm, dass das Gesetz diese Möglichkeit durchaus vorsehe. Jeder Mann könne heutzutage die Stelle eines anderen einnehmen, wenn es um einen Zweikampf gehe. Früher hätte dieser noch ein naher Verwandter sein müssen, also ein Vater oder ein Sohn.
    »Aber ich verstehe immer noch nicht«, flüsterte Birger. »Weshalb macht unser Verwandter die Sache dieses feigen Mannes zu seiner eigenen? Außerdem hat doch wohl kein Bauer irgendeine Chance gegen einen Forsviker?«
    »Nein, das ist so sicher wie die Tatsache, dass die Sonne aufgeht«, antwortete Bengt. »Wenn Bauer Härje gegen einen von uns sein Schwert zieht, liegt er im nächsten Moment tot am Boden.«
    »Unser Verwandter Erik Stensson hat in diesem Fall kaum Ehre zu erwarten«, meinte Birger. »Wieso lässt er sich so weit sinken?«
    »Um der Hälfte der Streitsumme in Silber willen, vermute ich«, erwiderte Bengt. »Sein Bruder hat alles geerbt und er wurde arm. Jetzt lebt er von seinem Schwert.«
    »Er kann doch wohl kaum dafür so viele Jahre bei uns auf Forsvik in die Lehre gegangen sein«, meinte Birger, dem es schwerfiel, leise und höfisch zu sprechen, »dass er
Bauern beim Thing schlachtet und unsere Ehre in den Schmutz zieht?«
    »Da sagt Ihr ein wahres Wort, mein junger Verwandter«, murmelte Ritter Bengt. »Und er verspottet das Gesetz genauso wie dieser Guttorm auf Högesta Gård. Aber in diesem Augenblick ist die Furcht in der Brust unseres ehrlosen Verwandten ebenso groß wie in der des armen Bäuerleins, das gleich sterben soll.«
    »Warum das? Was hat er zu fürchten?«
    »Er hat uns gesehen. Jetzt sage ich nichts mehr. Denkt selbst nach, und lernt aus dem, was jetzt geschehen wird, mein junger Verwandter.«
    Was jetzt geschah, war, dass der Bauer Härje herumging und jeden fragte, ob er sich nicht seiner Sache annehmen wolle. Gegen seinen Nachbarn zöge er gerne das Schwert, das sei rechtens und richtig, aber wer könne ihn jetzt verteidigen? Er bot seinen halben Hof. Als niemand auf das Angebot einging, bot er seinen ganzen Hof. Aber niemand auf dem Thing war so einfältig, sich auch für zehn Höfe auf einen Schwertkampf mit einem Forsviker einzulassen. Nach seinem Tod würde er kaum Freude an

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