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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Glühen zu bringen. Ritter Bengt lächelte nur schwach und bedeutete mit einer beschwichtigenden Handbewegung, dass die Verhandlungen des Things fortgeführt werden könnten, ohne dass ihn dies störe. Der Lagmann verbeugte sich, sagte noch etwas Schmeichelhaftes, ging dann rasch zu dem höchsten Gerichtsstein zurück und fuhr an jener Stelle fort, an der sich die Verhandlung befunden hatte, als die Reiter aus Forsvik den Thingfrieden gestört hatten.
    Doch weshalb war es nötig, Eisen zum Glühen zu bringen, und warum schmeichelte sich ein Lagmann bei jemandem auf dem Thingplatz ein, auf dem er doch die höchste Autorität darstellte? Birger sah vorsichtig zu Ritter Bengt auf, konnte aus dessen hartem Gesicht aber keine Antworten auf seine Fragen herauslesen.
    Nachdem sie eine Weile schweigend dagestanden hatten und Birger versuchte, seine Arme genauso auf der Brust zu kreuzen wie Ritter Bengt und möglichst eine ebenso unergründliche Miene aufzusetzen wie dieser, konnte er seine Neugier nicht länger im Zaum halten:
    »Entschuldigt mich, Ritter Bengt, wenn ich eine einfältige Frage stelle«, begann er vorsichtig, »aber obwohl ich Forsviker bin und vieles gelernt habe, was diese Männer vom Thing nicht können, so gibt es doch einiges, was ich überhaupt nicht verstehe.«
    »Wenn Forsvik das Himmelreich ist, dann befindet Ihr Euch jetzt unten auf der Erde«, entgegnete Ritter Bengt
grimmig. »Wir befinden uns beim Abschaum und in rechtlosen Verhältnissen, wie Ihr sie bei Eurem lieben Großvater, meinem Lehrmeister, nicht kennengelernt habt. Fragt nur, ich werde Euch sicherlich aufklären können!«
    »Wie kann sich ein Lagmann so demütigen, wie dieser Rudrik das eben getan hat, als er auf uns zutrat?«, begann Birger eifrig.
    »Weil er ein elender Kerl ist«, antwortete Bengt mit verächtlichem Lächeln. »Seine Ehrfurcht vor sechzehn Forsviker Schwertern und sechzehn unserer Lanzen ist viel größer als seine Ehrfurcht vor dem Gesetz.«
    »Und was ist mit dem glühenden Eisen?«
    »Jemand soll zweimal gekränkt, gequält und dann gehenkt werden. Das ist das größte Unrecht von allen, zu denen es hier auf dem Thing kommt«, antwortete Ritter Bengt verbissen. »Das ist kein so spaßiger Anblick wie das Henken von ein paar Dieben, und ich werde nicht schlecht von dir denken, wenn du dich entfernst, um das Wasser abzuschlagen, wenn es so weit kommt.«
    »Ich bin Folkunger, ich kann keine Angst zeigen«, antwortete Birger leise.
    »Wir sind beide Folkunger, und wir fürchten keinen Menschen, darum geht es nicht!«, erwiderte Ritter Bengt heftig. Er drehte sich zu Birger um, nahm ihn bei den Schultern und sah ihm in die Augen. »Wir können jedoch unsere Verachtung zeigen, indem wir uns beide entfernen, wenn wir das Gefühl haben, dass das Recht gebeugt wird. Oder wir können stehen bleiben, und du wirst Unvergessliches über Recht und Unrecht lernen.«
    Birger fiel es schwer, einen Entschluss zu fassen. Er versuchte sich einzureden, dass er die Dinge, die da kommen würden, kennenlernen und er daher an Ort und Stelle verharren müsse. Aber falls sich sogar Ritter Bengt verächtlich
abwandte, dann befand er sich wahrhaftig nicht in schlechter Gesellschaft, wenn er das ebenfalls tat.
    Jetzt wurde die junge Yrsa herbeigeführt. Sie trug nur ein grob gewebtes Hemd, und ihre nackten Arme waren auf dem Rücken gefesselt. Ihr Haar hätte an goldene Seide erinnert, wäre es nicht nach vielen Schlägen von Blut und Erde verklebt gewesen. Ihr einst wunderschönes Antlitz war mit Kuhmist beschmiert.
    Lagmann Rudrik rief mit lauter Stimme den Fall auf, und freudige Erwartung breitete sich aus. Dann begann der Lagmann mit eintöniger Stimme vorzutragen, worum es ging. Nach dem Gesetz der Väter, das auf dem Thing von Västra Götaland gelte, solle die Sache durch ein Gottesurteil entschieden werden.
    Yrsa war Leibeigene, weil ihr Vater sich durch eine Schuld, die er nicht hatte begleichen können, in die Leibeigenschaft begeben hatte. Auf Jävsta Gård, dem Hof, dem sie mittlerweile angehörte, waren Leute zu Gaste gewesen, unter anderem der junge Herr Svante, der die Entscheidung auf dem Thing gefordert hatte. In der Nacht waren drei Goldmünzen gestohlen worden. Die Leibeigene Yrsa hatte Svante der Tat beschuldigt, und in seinem Ranzen waren die drei Münzen auch tatsächlich gefunden worden. Svante hatte sich damit verteidigt, dass man ihn als hochgeborenen Junker einer so schändlichen Tat nicht verdächtigen könne und

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