Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
und wie man Männern gegenüber Dinge darstellen musste, um seinen Willen durchzusetzen.
Gemeinsam waren sie stärker als fünfhundert Reiter in Rüstung, und wenn sie sich bisweilen alle vier auf der Königsburg Näs trafen, wurde in Ställen und Backstuben geflüstert, dass der Höchste Rat des Reiches zusammengetreten sei. Bald würde König Erik nach ihrer Pfeife tanzen.
Cecilia Blanka war zur Witwe geworden und ins Kloster Riseberga verwiesen worden, nachdem ihr Mann, König Knut Eriksson, an der Schwindsucht gestorben war und die bösen Jahre, die dem Krieg vorausgingen, begonnen hatten. Die anderen drei hatten alle ihre Männer in der Schlacht von Gestilren verloren. Sofort nach dem Sieg war die Königinwitwe Cecilia Blanka zu ihrem Sohn, König Erik, nach Näs gezogen. In einem hübschen, lederbezogenen Kasten aus Lübeck hatte sie ihre Krone mitgeführt. Solange der junge König unverheiratet war, fiel ihr allein die Königsmacht zu.
Solche Umstände ließen bei vielen den Verdacht aufkommen, die Witwen wollten eine Heirat des Königs so lange wie möglich verhindern, um durch seine Mutter nach eigenem Gutdünken Macht auszuüben. Aber das Gegenteil war der Fall.
In der ersten Sommernacht, in der sie sich bei Cecilia Blanka auf Näs trafen, saßen sie lange allein im westlichen Turmzimmer. Viel Weißwein musste zu ihnen hinaufgetragen werden, und noch lange nach Einbruch der Dämmerung waren eifrige Stimmen und Gelächter von dort oben zu hören, gänzlich unerwartet und unhöfisch, so kurz nach einem Trauerjahr.
Was die Witwen in dieser Nacht gedacht und geplant hatten, darüber wusste niemand sonderlich viel. Hingegen war ihre List bei der nächsten Ratsversammlung des Königs, die kurz darauf auf Näs stattfand, leicht zu erkennen.
Denn dieser Versammlung wohnte die Königinwitwe Cecilia Blanka bei, die sich ihre Krone auf ihren Witwenschleier gesetzt hatte. Die Ratsherren bekamen bald zu spüren, dass dieses Frauenzimmer sich nicht in ihre Schranken weisen ließ.
Die Zahl der Teilnehmer der Versammlung war gering, da etliche der weltlichen Herren nach der Schlacht bei Gestilren fehlten und Erzbischof Valerius sowie einige seiner Vertrauten es nicht für klug befunden hatten, so bald nach dem Krieg zur Königsburg Näs zu reiten. Valerius ahnte zu Recht, dass der König den Umstand, dass der Erzbischof des Reiches bis zuletzt auf Seiten des Feindes gewesen war, diesen vor der Schlacht gesegnet und für seinen Sieg gebetet hatte, nicht gerade mit Milde betrachtete.
König Erik hatte Folke Birgersson von den Bjälboern zu seinem Jarl auserkoren. Der Mächtigste unter den Kirchenmännern beim Rat war in Abwesenheit des Erzbischofs Bischof Bengt II. aus Skara, der im Laufe der Jahre ebenso fett wie reich geworden war. Die Versammlung fand im östlichen Ratssaal ganz oben im runden Turm statt. Der König saß auf einem Thron, dessen hohe Rückenlehne mit den Kronen der Eriker geschmückt war. Neben ihm saß Folke Jarl unter dem Löwen der Folkunger. Der Stuhl des Erzbischofs neben ihm unter dem Kreuz war unbesetzt. Bischof Bengt, der dort hatte Platz nehmen wollen, war vom König zurückgehalten worden und hatte wie die Bischöfe von Strängnäs und Växjö sowie die weltlichen Herren mit unbequemen Hockern vorliebnehmen müssen. Diese Hocker wurden fetten Leuten rasch unbequem.
Für die Königinwitwe Cecilia Blanka hatte man hingegen einen bequemen Stuhl herbeigetragen. Es war dasselbe
Lübecker Modell wie die Stühle des Königs und des Jarls. Sie saß zur Rechten des Königs, was insbesondere Bischof Bengts Missbilligung hervorrief.
Nachdem Bischof Bengt träge und mit leicht lallender Stimme ein Gebet verrichtet hatte, eröffnete der König die Versammlung und tat das kraftvoller und nordischbündiger, als die älteren Männer es erwartet hatten.
»In Gottes Namen heißen wir Euch zur Ratsversammlung willkommen«, begann er mit so mündiger Stimme, als hätte er wirklich das Sagen. »Zwei Fragen sind von besonderer Dringlichkeit, daher will ich sie als Allererstes präsentieren. Zum einen beabsichtigen wir, König Valdemar dem Sieger einen Gesandten zu schicken. Er heißt Sieger, obwohl wir und unser Heer ihn zweimal geschlagen haben, als er mit seinen Armeen in unser Reich eindrang. Bei ihm, König Valdemar von Dänemark, wollen wir mit der Absicht vorstellig werden, dass wir seine Schwester Rikissa zur Frau nehmen wollen. Das ist das eine. Zum anderen sind wir der Ansicht, dass es Zeit für
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