Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
der versprochenen Bezahlung haben.
Härje Lusing war ein Mann in den besten Jahren, ein wenig rund und vermutlich recht stark. Sein Schwert trug er an der Seite seiner weiten Bauernhose aus rot gefärbter Wolle. Jetzt sah er dem Tod ins Auge, als er auf dem Thing von einem abgewandten Rücken zum nächsten lief, bis er plötzlich den beiden eben eingetroffenen Forsvikern gegenüberstand, von denen der eine kein Geringerer war als Ritter Bengt, der größte Kämpfer im Reich.
Vor Bengt und Birger ließ sich der verzweifelte Bauer auf die Knie fallen und bettelte inniglich, sich seiner zu erbarmen. Er könne ihnen zwar nicht mehr bieten als seinen
elenden Hof, aber er verdiene es, am Leben zu bleiben, da seine Sache gerecht sei. Gott sei sein Zeuge.
»Beim Thing Gott als Zeugen anzurufen, lohnt sich kaum, wie wir gerade gesehen haben«, antwortete Ritter Bengt laut, doch ohne Hohn.
Ritter Bengt machte Anstalten, noch etwas zu sagen, aber der junge Birger kam ihm zuvor.
»Ich nehme mich deiner Sache an! Ich werde deinen Kampf ausfechten!«, rief Birger, zog sein Schwert und berührte mit dessen Klinge die Schultern des verzweifelten Bauern, als wolle er ihn zum Ritter schlagen.
Ehe Bengt noch etwas sagen oder ihn hindern konnte, betrat Birger den innersten Kreis aus weißen Steinen, in dem Erik Stensson bereits wartete.
Lagmann Rudrik blieb nichts anderes übrig, als nach dem Namen des Kämpfers zu fragen, und als Birger antwortete, er sei Birger Magnusson zu Ulvåsa, Sohn von Magnus Månesköld und Ingrid Ylva, dazu ein Ehrenmann, breitete sich ein erwartungsvolles Geraune in der Versammlung aus. Denn was sich hier ereignete, war großartig und unerwartet. Alle hatten mit einem kurzen, lustigen Tanz gerechnet, bei dem ein verzweifelter Bauer seinen Kopf gegen einen Forsviker verlieren würde. Was jedoch geschehen würde, wenn zwei Forsviker gegeneinander kämpften, konnte niemand auch nur ahnen. Dazu kam, dass derjenige der beiden, der aussah wie der Schwächere, einen Umhang trug, auf dessen Rücken mit Goldfaden der Folkunger-Löwe gestickt war. Einen solchen Folkunger zu erschlagen war wenig ratsam. Jeder, der einen Folkunger aus guter Familie ermordete, war spätestens drei Sonnenuntergänge später ebenfalls tot.
Vielleicht wurde Erik Stensson, der Forsviker, der sein Schwert meistbietend einsetzte, deswegen so bleich.
Birger Magnusson war jedoch alles andere als blass. Zwei rote Flecken flammten auf seinen Wangen, als er jetzt mit gezogenem Schwert im innersten Kreis stand, den alle außer ihm und dem gedungenen Erik Svensson verlassen hatten.
»Jetzt, Erik Stensson, befehle ich dir, sofort deine Klage gegen mich, Birger Magnusson, vorzubringen!«, rief Birger laut und wartete eine geraume Zeit, bis es ganz still geworden war. Dann fuhr er fort: »Du bist Forsviker, Erik, das bin ich auch. Du hast einen Eid geschworen, das Schwert nicht gegen einen anderen Forsviker zu erheben. Wenn du diesen Eid brichst, dann wirst du nur noch so lange leben, bis die Sonne das dritte Mal untergeht, und das weißt du!«
Erik Stensson, der große Kämpfer, stand mit gesenktem Kopf einen Weile da, ohne etwas zu entgegnen. Dann hob er den Blick und antwortete mit lauter und fester Stimme:
»Ich, Erik Stensson, nehme mich dieses Kampfes nicht an. Kaum Ehre kann ich dadurch gewinnen, dass ich ihm ausweiche, und trotzdem lasse ich mich auf diesen Kampf nicht ein. Die Sache fällt also an dich zurück, der du mich dingen wolltest, Guttorm zu Högesta Gård!«
Mit diesen Worte drehte sich Erik Stensson auf dem Absatz um, schwang seinen blauen, verschlissenen Umhang über sein Schwert, knöpfte ihn am Hals zu, entfernte sich mit großen Schritten vom Thing und stapfte auf sein Pferd zu, das er in einiger Entfernung festgebunden hatte.
Er ließ Birger mit gezogenem Schwert stehen.
Guttorm zu Högesta litt nun alle Qualen dieser Welt. Begab er sich nicht selbst in den weißen Ring aus Steinen, dann verlor er sowohl seinen Rechtsstreit als auch seine
Ehre und konnte nie mehr als Ehrenmann zum Thing zurückkehren. Jeder durfte ihn dann ungestraft Laus und Sohn einer Hündin nennen und die Worte benutzen, die er selbst gebraucht hatte. Seine Nachbarn würden nicht mehr mit ihm sprechen, er würde seine Töchter nicht verheiraten können, man würde ihn nicht mehr zur Hochzeit oder auch nur zum Leichenschmaus einladen, und auch seinen eigenen Leichenschmaus würde niemand besuchen.
Eine andere Möglichkeit war, sich jetzt in
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