Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
träumen. Obwohl sein Vater und die Ritter in seinem Rat siegessicher auftraten, so standen sie jetzt doch der gesammelten Armee Knuts des Langen gegenüber, deren Rachsucht und Todesbereitschaft sicherlich groß war. Auch wirkten sie nicht weniger siegessicher als die Folkunger. Das hier war etwas anderes, als eine kleine Vögteburg niederzubrennen.
    Er schwitzte unter seinem Fell und wand sich wie eine Schlange, ohne eine Stellung zu finden, in der er hätte einschlafen können. Schließlich stand er auf und verließ das Zeltlager. Die Luft war feucht und kalt, nur wenige Feuer glühten noch. Auf Abstand sah er, dass im Zelt des Jarls noch Licht brannte, und obwohl ein junger Fahnenträger beim Jarl eigentlich keinen Zutritt hatte, nahm er seinen Mut zusammen, zog das Zelttuch beiseite und trat ein.
    Sein Vater saß an einem Tisch, auf dem eine Sandkiste mit Tannenzapfen und Stöcken stand. Ritter Bengt deutete mit der Hand und gab Erklärungen ab, während der
Jarl nachdenklich nickte und zustimmend brummte. Überrascht blickten beide auf, als Gregers eintrat. Sie betrachteten kurz sein bleiches Gesicht und lächelten dann freundlich.
    »Mein lieber Sohn Gregers, es erstaunt mich nicht, dass du heute Nacht nicht schlafen kannst«, begrüßte ihn der Jarl, stand auf, umarmte den Knaben und schob ihn dann auf einen Stuhl neben der Sandkiste. Schüchtern begrüßte Gregers Ritter Bengt. Dann wanderte sein Blick zwischen den beiden gutmütigen Männern hin und her. Es kam ihm unbegreiflich vor, dass sie so ruhig und zuversichtlich dasitzen konnten, obwohl die Lagerfeuer des Feindes ganz in der Nähe brannten.
    »Du sollst wissen, junger Verwandter«, sagte Ritter Bengt, »dass ich zwar etwas älter war, als ich an meiner ersten großen Schlacht teilnahm, aber ebenfalls nicht schlafen konnte. Vermutlich ergeht es jedem anfangs so. Falls es für die wenigen verbleibenden Stunden zum Schlaf verhilft, so sollst du wissen, dass wir bereits gesiegt haben.«
    »Wie können wir gesiegt haben, obwohl noch kein einziger Pfeil abgefeuert wurde? Und sind die Männer Knuts des Langen nicht derselben Überzeugung?«, fragte Gregers unsicher.
    »Sieh hier!«, sagte sein Vater und deutete auf den glatten Sand zwischen den Tannenzapfen und Stöcken. »Hier vor Enköping steht das Heer Knuts. Er verfügt über fünfzig Reiter und vielleicht dreitausend Fußsoldaten. Wir haben den Wald im Rücken. Vor unseren Bogenschützen stellen wir nur zwei Reiterschwadronen auf, und mehr wird Knut in der Morgendämmerung nicht sehen, wenn er seine Kundschafter losschickt. Die Bestätigung, dass wir nur zweiunddreißig Reiter haben, wird ihn beglücken. Dieser Annahme war er bereits zuvor, sonst hätte er sich
uns nicht gestellt. Aber in den Wald hinter uns kann er nicht hineinschauen. Dort stehen, wenn es hell wird, zehn Schwadronen. Sie stoßen heute Nacht zu uns, und zwar zu Fuß. Jeder führt sein Pferd durch die Dunkelheit. Knut wird zwölf Schwadronen angreifen, die er für zwei hält. Du bist selbst Reiter und in Forsvik in die Lehre gegangen, du weißt, was das bedeutet. Schwierig ist nicht das halbe Tagewerk, das uns morgen bevorsteht. Schwierig war es, hierherzukommen.«
    »Deswegen also hatte das große Reiterheer so an Tempo verloren, als wir in Örebro einzogen«, entgegnete Gregers mit einer scharfsinnigen Miene, die seinen Vater und Ritter Bengt schmunzeln ließ.
    »Du bist so verschlagen wie dein Vater, Gregers!«, scherzte Bengt, jedoch ohne Spott. »Deswegen ließen wir auch viele der berittenen Späher Knuts entkommen, damit sie ihm erzählen konnten, dass die Götaländer dieses Mal ebenso schwach sind wie letzthin. Hätten sie die zehn Schwadronen gesehen, die sie morgen erwarten, dann wäre Knut wie ein Fuchs in seinem Bau verschwunden, und wir hätten durch halb Uppland eilen müssen, um auch nur seinen Schwanz zu erhaschen.«
    »Knut ist sich also sicher, dass er siegen wird, da er freiwillig zu uns kommt«, fuhr Birger etwas ungeduldig fort. »Er weiß nicht, dass es die letzte Nacht seines Lebens ist. Geh jetzt, denn ich brauche morgen einen wachen und aufgeweckten Fahnenträger an meiner Seite!«
    Gregers verbeugte sich vor den beiden mächtigen Männern und kehrte zu seinem Zelt zurück, in dem auch die anderen Fahnenträger schliefen. Er versuchte, leise ins Zelt zu treten, um niemanden zu wecken, aber alle waren wach. Vielleicht hatten auch sie alle einen sehr leichten Schlaf, denn er wurde von halblauten Flüchen

Weitere Kostenlose Bücher