Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
verdiente.
Der Vogt Sture erblasste unter seiner Rußschicht, als er den Vorschlag hörte. Er bekreuzigte sich, sank auf die Knie und betete eine Weile. Anschließend begab er sich mit gesenktem Kopf zu der Gruppe derer, die geköpft werden sollten, und ließ sich die Hände auf den Rücken fesseln. Dafür zollten ihm Sieger und Besiegte großen Respekt.
Birger übertrug die Aufgabe daraufhin dem Stellvertreter des Vogts, der ebenfalls das Eriker-Wappen trug. Dieser Mann begnügte sich damit, sich zu bekreuzigen und anschließend in die Hände zu spucken. Dann packte er die Axt mit beiden Händen. Birger befahl ihm, als Letzter Vogt Sture zu köpfen.
Einer nach dem anderen wurden die gefesselten Niederträchtigen zu dem Henker geführt, der einer der Ihren war. Ihre Köpfe rollten in eine Blutlache, die immer größer wurde, und über dem Richtplatz schwebte das Lachen und Lärmen der Sieger, während die gefangenen Geschlagenen ihre Blicke abwandten.
Als nur noch Vogt Sture übrig war und zum Richtblock geführt wurde, rutschte er in dem geronnenen Blut beinahe aus. Der Henker war von dem vielen Bier bereits ziemlich betrunken und außerdem sehr erschöpft. Birger hob seine Hand und begnadigte Sture. Er sei frei. Sein Stellvertreter, der Henker, und die anderen Gefangenen ebenfalls. Birger fügte noch zwei Dinge hinzu. Zum einen, dass seine Botschaft an Knut den Langen nun auch ohne viele Worte verständlich sei, zum anderen, dass der Henker unter seinem besonderen Schutz stehe, solange er sich in Sörmland aufhalte.
Einem reiseunwilligeren Vogt als Sture war man in Sörmland wahrhaftig nie begegnet. Darüber wurde viel gelacht und viel gescherzt.
Ehe die Besiegten von dannen ziehen durften, wurde ihnen noch eine letzte Qual auferlegt. Man befahl ihnen, ihren geköpften Bundesgenossen die Kettenpanzer auszuziehen und diese in einem Bach zu reinigen. Anschließend sollten sie die Leichen in der Burg auf einem Scheiterhaufen aufschichten und dort verbrennen. Erst dann durften sie sich mit einem Geleitbrief auf den Weg machen, mit
dem sie durch Sörmland nach Västmanland und Uppland reisen konnten. Im Herbst würde auch er selbst diesen Weg nehmen, ließ sie Birger zum Abschied wissen.
Somit war der leichte und angenehme Teil des Feldzugs abgeschlossen. Die Sieger feierten drei Tage lang in ihrem Zeltlager. Manche, denen das lieber war, auch in Strängnäs. Dort wie in den meisten Städten am Mälaren konnte sich, wer die Folkungerfarben trug, ungestraft betrinken. Man musste nur lallen, man sei einer der Mannen Birger Magnussons, und schon begegneten einem alle mit Achtung und Wohlwollen.
Der nun bevorstehende Krieg würde sich anders gestalten als der bisherige Weg durch Sörmland und Närke, der eher der Rundreise eines Königs durch sein Land geglichen hatte. Als sich das Heer zum Abmarsch bereitmachte, hielt Birger eine strenge Ansprache und rief allen ins Gedächtnis, dass die angenehmen Tage jetzt vorüber seien. In Västmanland und Uppland würde sich der Krieg so gestalten, wie ihn sich die meisten vorgestellt hätten, als sie an dem milden Maiabend losgezogen seien. Jetzt zögen sie auf das Herz des Feindes zu, und an Ausruhen sei nicht mehr zu denken, bis der Kopf Knuts des Langen gefallen sei.
Mitte November schlug das Folkungerheer auf der Ebene vor Enköping sein Lager auf. Hinter ihnen lag ein Wald, und zur Stadt hin bot sich ihnen freie Sicht. In der Abenddämmerung hatten sie das Heer Knuts des Langen aus der Stadt kommen sehen. Sie hatten ihr Lager so nahe aufgeschlagen, dass die Lagerfeuer deutlich zu sehen waren. Gelegentlich waren in der windstillen Nacht Lachen und Stimmen zu hören. Es war die letzte Nacht vor der Entscheidung.
Fast auf den Tag genau war nun ein Jahr verstrichen, seit Forsvik geschändet worden war.
Gregers Birgersson konnte nicht einschlafen. Während des vergangenen Jahres, seit sein Vater ihn mit dem Recht des Folkungerjarls zum Forsviker geschlagen hatte, hatte er den Krieg in unerwartet vielfältiger und bis dahin unvorstellbarer Gestalt kennengelernt. Sörmland und Närke waren mit einem sehr geringen Einsatz erobert worden. Nur dreihundert Feinde und zehn eigene Männer waren gefallen. Aber jetzt näherte sich die Dämmerung unbarmherzig, jetzt würde die große Schlacht stattfinden, und noch vor der Abenddämmerung würden mehrere Tausend Männer auf der Ebene vor Enköping ihr Leben lassen.
Das war ein unwirklicher Gedanke, als träume man davon zu
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