Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
den letzten Jahren außerdem nie Ehrenmänner,
man konnte sich nie auf sie verlassen. Valerius war zudem ein Giftmörder. Ich bin davon überzeugt, dass er den Vater Eurer Majestät ermordete. Olof Basatömer hängte sein Mäntelchen nach dem Wind. Er krönte erst Euch und dann, ohne mit der Wimper zu zucken, Knut Holmgeirsson. Anschließend hat er ohne die geringste Scham versucht, sich bei der Ratsversammlung hier auf Näs wieder bei Euch einzuschmeicheln. Jarlerus, den wir jetzt haben, trifft sich heimlich mit bestimmten Junkern und würde nach ihrem Sieg bereitwillig jedem von ihnen die Krone aufsetzen. Dass dies für das Reich nicht von Nutzen ist, wird jeder einsehen.«
»Ja, das wird jeder einsehen«, erwiderte der König bleich und mit so trockenem Mund, dass er rasch einen Schluck Wein trinken musste. »Ich wusste nicht, dass mein Vater ermordet wurde, und schon gar nicht, dass der Täter der Erzbischof war. Seid Ihr Euch wirklich sicher, was diese furchtbare Anklage betrifft?«
»Ja, Eure Majestät.«
»Darüber will ich bei anderer Gelegenheit noch mehr hören. Aber ich habe Gründe, zu der großen Frage zurückzukehren. Was sollen wir mit der Kirche anfangen?«
»Wenn wir selber entscheiden dürften, dann würden wir Schwert und Kreuz trennen«, erwiderte Birger nachdenklich. »Der Erzbischof nähme dann nur noch am Königlichen Rat teil, um sich mit Fragen zu befassen, die unmittelbar die Kirche betreffen. Zu Themen wie Krieg, Aufruhr, Handel oder Steuern dürfte er sich nicht äußern. Wir weltlichen Männer kümmern uns um die weltliche Macht. Aber damit die Kleriker sich darauf einlassen, müssen wir ihnen etwas anbieten können. Wir bieten ihnen an, dass sich die Kirche um alle ihre eigenen Angelegenheiten
einschließlich der Ernennung von Bischöfen selbst kümmert.«
»Wisst Ihr, ob der Heilige Stuhl Eure Auffassung in diesen Fragen teilt?«, wollte der König verblüfft wissen.
»Vielleicht in der Hinsicht, dass Rom immer über die Freiheit der Kirche gesprochen hat, obwohl daraus in unserem Land nie sonderlich viel geworden ist«, murmelte Birger.
»Jetzt steht Ihr vielleicht doch einer großen Veränderung näher, als Ihr es selbst glaubt«, sagte der König geheimnisvoll. »Ein Kardinal des Heiligen Vaters hält sich als Gast in unserem Land auf. Er wird gegen Ende des Winters oder im Frühjahr alle Kirchenleute entweder in Linköping oder in Skänninge zusammenrufen. Er heißt Vilhelm von Sabina und kommt in der Hierarchie direkt nach dem Heiligen Vater. Er hat uns geschrieben, und wenn wir ihn recht verstehen, dann will er in unserem kirchlichen Leben aufräumen. Aber das wusstet Ihr also nicht?«
»Nein, Eure Majestät, davon wusste ich überhaupt nichts«, gab Birger nachdenklich zu. »Werden Eure Majestät also Verhandlungen direkt mit Rom führen?«
»Wieder einmal nicht ich, sondern Ihr!«, antwortete der König schroff. »Aber man hat mir gesagt, dass Ihr die Kirchensprache wie ein Kleriker beherrscht. Stimmt das?«
»Besser als die meisten Kleriker, die mir begegnet sind, Eure Majestät.«
»Da fällt mir ein Stein vom Herzen. Ich hatte nämlich keine sonderliche Lust, Klerikern von nah und fern stotternd gegenüberzusitzen und noch viel weniger Lust auf Latein. Gott hat diese Bürde also von meinen Schultern genommen, und dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Ihr, Birger, werdet mein Vertreter bei diesem hohen Kardinal
aus Rom sein. Ihr habt meine uneingeschränkte Vollmacht, Ihr entscheidet nach Eurem Verstand, und von diesem habe ich inzwischen eine viel höhere Meinung als zu der Zeit, als ich ihn nur durch Ulf Fasis Versicherungen Eurer üblen Absichten kannte.«
»So haben wir also beide allen Grund, unsere Ansicht zu ändern«, antwortete Birger mit einer leichten Verbeugung.
»Und dafür sollten wir Gott dankbar sein, der Euch offenbar genau im richtigen Augenblick zu mir geführt hat«, sagte der König, dem die große Erleichterung in sein sonst immer sehr starres Gesicht geschrieben stand.
»Ich werde Gott gerne danken«, erwiderte Birger, »aber ich erlaube mir auch, an die Worte Eurer Majestät zu erinnern, dass ein König in der Wahl seines Jarls nicht vorsichtig genug sein kann. Das Umgekehrte trifft auch zu. Ein Folkungerjarl kann in der Wahl seines Königs nicht vorsichtig genug sein.«
»Ich glaube, auch für uns beide wird es hier im Turm eine lange Nacht«, lachte der König. »Wir lassen mehr Rotwein bringen. Hat er Euch geschmeckt?«
»Ich trinke,
Weitere Kostenlose Bücher