Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
ihm nichts misslingen könne.
Während er sich in dieser guten Verfassung befand, hatte er auch einige Dinge mit seiner Geliebten Signy und seinen Kindern linker Hand geklärt. Seine Töchter erhielten eine große Mitgift statt eines Erbes, auf das sie kein Anrecht gehabt hätten, und sein Sohn Gregers bekam von Birgers neuen Besitzungen zwei große Höfe in Sörmland. Mit Signy hatte er sich insoweit versöhnt, dass sie ihm zumindest seine während langer Jahre gebrochenen Versprechen verzieh. Seltsamerweise schienen Birgers wohlwollende Worte über den König und über das Glück, Jarl eines solchen Königs sein zu dürfen, dieselbe Wirkung auf Signy zu haben wie auf Ingeborg. Birger konnte sich das nicht recht erklären, aber vermutete, dass Signy endlich eingesehen hatte, dass es ihm auch aus ehrenwerten Gründen um die Macht zu tun gewesen war, und es nicht mehr so wirkte, als habe er die Macht immer der Liebe vorgezogen.
So oft ihm seine Verrichtungen beim König oder auf Bjälbo Zeit ließen, ritt er nach Sörmland, besuchte Städte und Höfe, auf denen jene Menschen lebten, die er in dem Krieg befreit hatte, der im Volksmund »Birgers Kreuzzug nach Ösel« hieß. Da er in Sörmland immer mehr Freunde
gewann, war er bald überall willkommen, auch bei den Adligen in Uppland und Västmanland, und nicht mehr nur der geachtete und gefürchtete Jarl. Für diese Reisen, die man als bequeme Fahrten von einem Gastmahl zum nächsten hätte betrachten können, hatte er gute Gründe. Er glaubte, dass der Schlüssel zum zukünftigen Frieden im Reiche in Nordanskog lag. Eine Rebellion sollte nicht mit gepanzerten Reitern niedergeschlagen werden, sondern vorzugsweise durch neue Freundschaften.
Derjenige, der ihm von allen diesen neuen Freunden am nächsten stand, war ein sturer, uppländischer Großbauer mit einer Burg im Mälaren, Ivar Blå zu Gröneborg.
Am dritten Tag des Konzils behagte es Kardinal Vilhelm von Sabina, die Entsandten der weltlichen Macht in Skänninge zu sich zu rufen. Birger fand sich mit dieser Demütigung ohne Schwierigkeiten ab. Er war es gewohnt, dass sich Kleriker auf diese Weise wichtigtaten, um zu demonstrieren, wie weit sie über der weltlichen Macht des Königs standen. Es erstaunte ihn auch nicht weiter, als er den Kapitelsaal des Dominikanerklosters betrat, dass der Kardinal so tat, als sei er in ein Gespräch mit Erzbischof Jarlerus und einem seiner Kanoniker vertieft, so dass er den neuen Besucher gar nicht zu bemerken schien. Während er wartete, ermahnte sich Birger streng, sich durch diese Behandlung nicht aus der Fassung bringen und zu unüberlegten Worten hinreißen zu lassen. Es fiel ihm jedoch schwerer, geduldig zu bleiben, als der Kardinal plötzlich aufschaute, ihn müde von Kopf bis Fuß musterte, ohne ihn zu begrüßen, und zum Erzbischof sagte, er solle dafür sorgen, dass der Frevel des Besuchs sofort aus
diesem geweihten Raume geschafft werde. Der Erzbischof verbeugte sich schmeichlerisch und gab den Befehl sofort an den ihm Untergebenen weiter, der daraufhin erschreckt und ratlos zwischen dem Kardinal und Birger hin und her schaute, als traute er seinen Ohren nicht.
Wahrscheinlich, vermutete Birger, glaubte dieser Einfaltspinsel, dass sich »Frevel« auf seine Person bezog. Dass der Dummkopf zögerte, den Reichsjarl aus dem Saal zu werfen, war leicht zu verstehen. Birger musste sich anstrengen, um nicht laut loszulachen.
Als der Kardinal und sein scharwenzelnder Befehlsempfänger das Missverständnis geklärt hatten - sie bezeichneten Birger unablässig als er , so als stünde er nicht neben ihnen -, musste Birger den plötzlichen Impuls unterdrücken, kommentarlos den Saal zu verlassen. Er zwang sich, seinen Zorn zu bezwingen, und als der furchtsame Kanoniker auf ihn zugeschlichen kam, um sich mit dem Frevel zu befassen, die Hände nach Birgers Schwert ausstreckte und ihn bat, es ihm auszuhändigen, verscheuchte ihn Birger wie eine Fliege, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
»Versteht er nicht, dass Waffen einen Frevel darstellen und in geweihten Mauern nicht getragen werden dürfen?«, fragte der Kardinal erstaunt, immer noch ohne Birger direkt anzusprechen.
»Eure Eminenz mögen Ihnen Ihr Zögern verzeihen«, sagte Birger daraufhin mit sanfter Stimme in der Kirchensprache. »In unserem Land ist es nicht Sitte, dass sich Kirchenleute an dem Schwert eines Herzogs vergreifen. Ich möchte Eure Eminenz außerdem untertänigst bitten, meinen Respekt vor der Kirche
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