Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
durch die Annahme, ich könnte diesen Raum entweihen, nicht zu gering einzuschätzen. Lasst Euch gesagt sein, dass dieses Schwert, das
ich an meiner Seite trage, für kirchliche Räume geweiht ist, denn es ist das Schwert eines Tempelritters.«
Die Verblüffung stand dem Kardinal ins Gesicht geschrieben und hielt lange an. Er sann eingehend darüber nach, wie er mit der peinlichen Lage, in die er sich begeben hatte, umgehen sollte. Schließlich kam er zu dem Schluss, dass es besser sei, die Angelegenheit auf die leichte Schulter zu nehmen, statt mit übertriebenem Zorn oder übertriebenen Entschuldigungen zu reagieren.
»Seid gegrüßt mit Gottes Frieden, Herzog Birgerus. Wie Ihr bereits verstanden haben werdet, vergaß der Diener der Kirche hier an meiner Seite zu erwähnen, dass Ihr unsere Sprache so gut beherrscht. Bei näherem Nachdenken kommt es mir fast amüsant vor, dass einer der Herren an meiner Seite als Dolmetscher hätte fungieren sollen. Wenn Euer Schwert also ein Tempelritterschwert ist, dann ist es, wie Ihr gesagt habt, geweiht. Ihr seid also König Ericus Vertreter und besitzt sämtliche Vollmachten?«
»So ist es, Eure Eminenz«, antwortete Birger und warf den Klerikern zu beiden Seiten des Kardinals, die den Kopf einzogen, einen finsteren Blick zu. Sie würden ihrem Dienstherren einiges zu erklären haben, wenn er gegangen war.
»Ich bin in allem, was ihn und das Reich betrifft, Bevollmächtigter des Königs«, fuhr er fort. »Ihre Majestät lassen Euch ausrichten, dass er aus verschiedenen Gründen persönlich nicht anwesend sein kann. Er wünscht Euch von Herzen Glück und hofft, dass die Männer der Kirche bei diesem Konzil große Fortschritte machen werden. Wenn die weltliche Macht dabei einer guten Sache dienen kann, so wollen wir unser Äußerstes tun, um Euch beim Anstreben dieses hohen Zieles zu unterstützen.«
»Von Seiten des Heiligen Stuhles kann nur erwidert werden, dass wir diese starke und willkommene Unterstützung unserer Wünsche mit äußerster Zufriedenheit zur Kenntnis nehmen«, entgegnete der Kardinal, wobei es ihm schwerfiel, eine ernste Miene zu bewahren, so dass er sich etwas vorbeugen musste, um sein Gesicht hinter der einen Hand zu verbergen.
Birger verstand nicht, worüber sich der Kardinal so amüsierte, entschloss sich aber, diese Begegnung möglichst rasch zu beenden, damit man sie sofort vergessen und beim nächsten Mal harmonischer beginnen konnte.
»Wichtige Angelegenheiten des Reiches rufen mich jetzt«, sagte er daher fast ungeduldig. »Eure Eminenz sind morgen zur selben Zeit in der königlichen Vertretung willkommen, um über die Sache an sich zu verhandeln. Lasst mich Euch nur demütig daran erinnern, dass diese Einladung Euch persönlich gilt und es nicht nötig ist, dass sich irgendeiner meiner Landsleute mit mehr oder weniger geglückten Übersetzungsversuchen abmüht.«
Der Kardinal erhob sich sogleich, segnete Birger und verließ kopfschüttelnd den Saal. Er bemühte sich vergeblich, sein Lachen zu unterdrücken, bis er außer Hörweite war. Birger zog bekümmert und gekränkt von dannen.
Wenn ihm diese erste Begegnung mit dem Mann des Papstes so gründlich missglückt war, dass dieser ihn ausgelacht hatte, so stellte dies keinen vielversprechenden Beginn der Verhandlungen dar, wie die Macht zwischen Schwert und Kreuz aufzuteilen sei. Was den hohen Kleriker so amüsiert hatte, war allerdings unklar, daher war es auch noch zu früh, sich wegen eigener Unzulänglichkeiten selbst zu bemitleiden.
Birger hatte eine schlaflose Nacht. Er grübelte über den Abgesandten des Heiligen Stuhls. Der Kardinal war schlicht
in Schwarz gekleidet gewesen und hatte eine kleine rote Mütze auf dem Kopf sowie seitlich eine breite rote Seidenschärpe getragen. Birger vermutete, dass Letztere ebenso wie der saure Abendmahlswein Blut oder Ähnliches symbolisierte. Im Unterschied zu gewöhnlichen Bischöfen trug der Kardinal weder Gold noch Silber und auch keine glänzenden, mit Edelsteinen besetzten Stoffe. Trotzdem strahlte er eine Würde aus, wie es Birger bei einem Mann der Kirche bislang noch nicht erlebt hatte. Oder beruhte dieser Eindruck darauf, dass sein Latein wie Samt dahingeflossen war und wirklich wie eine göttliche Sprache geklungen hatte, noch schöner und deutlicher als die, die Pater Guillaume in Varnhem gesprochen hatte? Bei all dieser kirchlichen Erhabenheit war er doch ein Mann, der offenbar viel Humor besaß. Birger konnte sich keinen Reim darauf
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