Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Ursprung der Gesetze nachgedacht hatten, das fehlerhafte Erbrecht aufgefallen war. Ein solches Gesetz ließ sich aber nicht im Handumdrehen verändern, wie ungerecht und veraltet es auch sein mochte. Die Thingversammlungen im Lande bestanden nur aus Männern, und es war naheliegend, dass
diese es für richtig und klug erachteten, dass der Bruder alles, die Schwester jedoch nichts erbte.
Was Forsvik betraf, ließ sich dieses Gesetz jedoch umgehen. Denn im Turm der Burg Arnäs wurden die Überschüsse, die während der vielen guten Jahre in Forsvik mit Handel erwirtschaftet worden waren, in Form eines Goldvorrats aufbewahrt. Somit konnte Roland Aldesson mit einem zufriedenstellenden Erbteil abgefunden werden. Alde konnte testamentarisch verfügen, dass Forsvik an Cecilia und ihren Mann Ardus Ibensson fiel. Nur so konnte sichergestellt werden, dass Forsvik zum Wohle des Geschlechts weiterleben würde.
Alde brachte ein paar halbherzige Einwände vor. Sie glaube nicht, dass dies möglich sei, da mit dieser List ja nur die Gesetze umgangen würden, aber diese Besorgnis wischte Birger mit der Bemerkung beiseite, ihm seien durchaus gröbere Fälle von Rechtsbeugung bekannt. Seit langem war es möglich, Kirchen und Klöstern einen Teil des eigenen Besitzes testamentarisch zu übertragen. Das müsse also auch innerhalb der eigenen Familie möglich sein. Sobald er wieder in Näs sei, wolle er seinen Kanzler bitten, ein solches Testament aufzusetzen und es dann Alde zukommen lassen, damit sie es mit ihrem Siegel versehen könne. Damit sei die Sache dann geregelt.
Sie fühlten sich einander von neuem nahe und bedauerten, diesen Zustand nicht schon früher angestrebt zu haben. Als sie ihre Versöhnung dann noch mit Wein und Tränen besiegelten, beklagte sich Birger über den hartherzigen Sigurd, der Forsvik verlassen habe, weil Birger zu Besuch gekommen sei. Sei ihre Feindschaft wirklich so groß, fragte er betrübt. Unvernünftige Worte seien vor vielen Jahren in Trunkenheit geäußert worden, aber inzwischen sei doch viel Wasser den Fluss hinabgeflossen.
Birger versicherte mit Tränen in den Augen, er wolle Sigurd zum Reichsmarschall ernennen, da Sigurd der letzte große Krieger aus der Zeit Arn Magnussons sei. Ob diese Ehre den sturen Sigurd nicht erweichen könne?
Alde war sich nicht sicher. Sigurd sei ein stolzer Mann und könne nicht verwinden, nur der Sohn eines freigelassenen Leibeigenen zu sein, da seit seiner Kindheit alle auf Forsvik immer mit ihrer adeligen Abstammung angegeben hätten. Er habe auch nur schlecht verschmerzen können, dass alle seine Kinder einen von der Mutter abgeleiteten Namen gewählt hatten. In einem Anfall von Zorn habe er bekannt, dass es ihn schmerze, dass sein Sohn weder Arn - dem hatte Cecilia sich widersetzt - noch Sigurdsson heiße.
Eben jene schmerzende Wunde, die ihre Feindschaft in ihrer Jugend begründete, hatte Birger aufgerissen.
Grübelnd kehrte Birger nach Bjälbo zurück. Zwei in Sold genommene Forsviker, die ab jetzt die Ehre haben würden, den jungen König in den Dingen zu unterrichten, die man nur auf Forsvik lernen konnte, begleiteten ihn, denn es war ausgeschlossen, den König des Reiches die zehnjährige, harte Schule auf Forsvik durchlaufen zu lassen. Möglicherweise eignete sich Birgers Sohn Magnus, der seinem Vater in Naturell und Haarfarbe eher glich, für eine so harte Schulung, aber keinesfalls Valdemar, der nach seiner Mutter schlug und der König des Reiches war.
Als er Forsvik nach dem angenehmen Beisammensein mit Alde verließ, wollte er sich anfangs auf den Weg nach Lena machen, um sich mit Ritter Sigurd zu versöhnen. Vielleicht würde er dort auch ein paar Worte mit dessen Sohn Roland wechseln können, um ihn davon zu überzeugen, dass es ehrenvoller war, Sigurdsson nach einem der
größten Krieger des Reiches zu heißen als Aldesson nach der Mutter.
Dann aber schob er diesen schwierigen Besuch in Lena auf, um sich, wie er fand, dringlicheren Dingen des Reiches zu widmen.
Das sollte er noch bitter bereuen.
Im folgenden Jahr erkannte Birger langsam, aber sicher, dass er sowohl den Hass der Junker als auch ihr Streben nach der Königswürde unterschätzt hatte. Schließlich hatte anfangs nichts darauf schließen lassen, dass es ihnen gelingen könnte, die Leute in Nordanskog zu einem Aufruhr aufzuwiegeln. Von seinem Freund König Håkon in Norwegen hatte er erfahren, dass ein Rebell nach dem anderen vergeblich dort Beistand gesucht habe, allen voran
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