Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
ihnen, in der ihr Mann, der König, und die Junker Birger und Knut saßen, drang im Laufe der Nacht immer mehr Lärm und Gelächter, was die Witwen für ein gutes Zeichen hielten.
Rikissa hielt die Freundschaft mit den vier Witwen für einen Segen, da diese ihr in großen und kleinen Dingen behilflich sein konnten. Als sie darüber klagte, dass König und Königin in kalten Turmzimmern wohnen mussten, was für den herannahenden Winter nichts Gutes verhieß, wusste Cecilia Rosa sofort einen Rat, und Cecilia Blanka erklärte, warum man auf Näs ausgerechnet diese Gemächer bewohne.
Die Burg sei für den vorletzten Sverker-König Karl erbaut worden, erzählte sie. Das seien schlimme Zeiten gewesen, in denen etliche Könige von den Männern, die nachher die Krone an sich gerissen hatten, ermordet worden waren. König Karl Sverkersson habe sich geschworen, dass ihm das Schicksal seines Vaters erspart bliebe. Deswegen hatte er Näs auf der Südspitze der Insel Visingsö im Vättern erbauen lassen. Dort konnte ihn kein Meuchelmörder überraschen oder ihm wie seinem Vater, dem alten König Sverker, auf der Fahrt zur Kirche auflauern. Von den Türmen der Burg sah man alle Schiffe schon von weitem, und wer sich auf Visingsö aufhielt, ließ sich nicht geheim halten.
Das sei vielleicht ein großer und kluger Plan gewesen, meinte die Königinwitwe lächelnd. Es sei ihrem Mann,
König Knut, jedoch gelungen, Karl Sverkersson weniger als einen Pfeilschuss entfernt zu ermorden, und zwar von dem Platz aus, an dem sie gerade säßen. So sei es zugegangen, als ihr Mann König und sie selbst Königin geworden sei.
Jetzt seien die Zeiten jedoch sicherer, und wenn es einem Meuchelmörder trotzdem gelingen sollte, des Nachts auf die Insel zu gelangen, so sei es das Sicherste, wenn der König sein Nachtlager im westlichen Turme habe. Von oben würde niemand eindringen können, ohne sehr viel Lärm zu verursachen, wenn er die Eichentüren einschlug. Von unten sei es noch schwieriger, denn dort stünden immer Wachen, und durch die Schießscharten in den Wänden des Turms käme kein Mörder hindurch, wenn er nicht als Schlange zur Welt gekommen sei.
Da man diese vielleicht nur eingebildete Sicherheit mit feuchtkalten Herbstnächten und noch schlimmeren Winternächten bezahlen müsse, scherzte Königin Rikissa, sei es vielleicht schonender, rasch durch der Lanze eines Mörders zu sterben, als langsam zu erfrieren. Doch Cecilia Rosa wusste Abhilfe. Sie versprach, ein paar ihrer Maurer nach Näs zu schicken, damit sie dort noch im Herbst Kamine und Schornsteine bauten. Später konnte kein Mauerwerk mehr errichtet werden, aber damit würde es noch rechtzeitig vor dem Winter warm und behaglich werden, versprach sie.
Von den Witwen erfuhr die Königin auch alles, was eine Königin über das Land wissen musste, das sie regieren sollte, denn vieles war so anders als in Dänemark, dass sie sich allein keinen Reim darauf machen konnte. Wissenswert sei für sie, warum Folke Jarl die Geistlichen hasse, meinte Ingrid Ylva, denn dafür besäße er gute Gründe.
Der heimtückische Erzbischof Valerius habe nämlich ein imposantes Sündenregister aufzuweisen. Zuerst habe er mit Intrigen und Verleumdungen dafür gesorgt, dass nicht Erik Knutsson, sondern Sverker Karlsson König geworden sei, nachdem Knut Eriksson im Bett gestorben war. Dies war ihm also geglückt, aber er sei trotzdem nicht zufrieden gewesen. Daher habe er dem wankelmütigen jungen König ständig mit giftiger Rede in den Ohren gelegen und damit einen langjährigen Krieg und großes Elend im ganzen Reich verursacht. Es sei Valerius gelungen, dem König einzureden, die Krone säße erst sicher auf seinem Kopf, wenn er sämtliche vier Söhne Cecilia Blankas getötet habe. Schließlich habe König Sverker dänische Reiter nach Älgarås geschickt, um dies auszuführen.
Drei ihrer Söhne habe man ermordet, berichtete Cecilia Blanka mit kühler, fester Stimme, nachdem Ingrid Ylva gezögert hatte weiterzuerzählen. Alle seien in Riseberga begraben. Aber dem vierten, Erik, dem jetzigen König des Reiches, sei es gelungen, nach Norwegen zu entkommen. Mit der Unterstützung der Folkunger habe er einen Aufruhr angezettelt. Der verräterische Valerius und der leichtgläubige König Sverker hätten daraufhin Hals über Kopf nach Dänemark fliehen müssen. Anschließend sei es zu den zwei Kriegen gekommen, bei denen Valerius beide Male mit einem dänischen Heer in sein eigenes Land zurückgekehrt
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