Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Scheunen, wo die Erde eben und trocken war. Es war ein kalter Morgen, der Atem stand ihnen vor Mund und Nase. Sie maßen sich für einen Moment mit Blicken.
»Das hier tun wir jetzt, weil der König es uns beiden befohlen hat«, sagte Birger.
»Das ist wahr. Wir tun es, weil es der König befohlen hat und weil wir beide zu unserem Wort stehen«, bestätigte Knut.
»Es wird ein langer Tag werden«, fuhr Birger fort. »Diesen langen Tag wird deine rechte Kniekehle so bald nicht vergessen, denn diese Stelle sowie dein Schildarm
sind deine größten Schwächen. Du musst lernen, dich dort besser zu schützen.«
Knut fiel es schwer, nicht ausfällig zu werden, aber er beherrschte sich, verbeugte sich knapp und zog sein Schwert.
Damit begann die lange Quälerei. In den ersten Stunden ruhten sie nur drei- oder viermal kurz aus. Birger wollte Knut ermüden, um ihn so zu lehren, seine Kräfte nicht zu verschwenden. Knut ging mit seiner Waffe um wie die meisten Männer aus Svealand und wie es auch früher in Västra Götaland üblich gewesen war. Er war mehr auf Angriff als auf Verteidigung bedacht und wollte möglichst rasch und mit brachialer Gewalt siegen. Wenn dies nicht gelang, wurde ihm seine Erschöpfung zum Verhängnis, da es ihm immer schwerer fiel, sich mit dem Schild zu schützen, und er schmerzhafte Hiebe einstecken musste. Obwohl Birger ihn mit einem kurzen Ruf vor jedem Hieb warnte, traf er Knuts rechte Kniekehle immer wieder.
Knut focht einen zweifachen Kampf aus, den härtesten gegen sich selbst. Hier waren keine Zuschauer, vor denen er seine Ehre verteidigen musste. Gott war sein einziger Zeuge, und er wusste vermutlich, dass ihm dieser kleine rothaarige Folkunger haushoch überlegen war. Diesem Eingeständnis konnte er sich nicht entziehen.
Es galt also umzudenken und sich selbst neu einzuschätzen, was nicht ganz einfach war. Knut hatte sich immer für einen herausragenden Schwertkämpfer gehalten. Alle Schwertkämpfe mit seinen jungen Verwandten und Freunden in Svealand hatte er immer haushoch gewonnen. Er war stets davon überzeugt gewesen, dass viele ältere Krieger gezögert hätten, sich auf einen Kampf mit Knut Holmgeirsson einzulassen. Aber dies war so falsch, dass es
sich unmöglich leugnen ließ. Birger Magnusson hätte ihn geschlachtet, hätten sie mit scharfen Waffen gekämpft.
Diese Einsicht war die Voraussetzung dafür, etwas Neues zu lernen. Der zweite Schritt bestand vermutlich darin, sein Temperament in den Griff zu bekommen und keine Kraft auf blinde Wut zu verschwenden. Denn versuchte er, energisch und zornig zum Gegenangriff überzugehen, so ließ ihn Birger einfach ins Leere laufen und versetzte ihm anschließend gnadenlos einen Hieb in die rechte Kniekehle.
Der dritte Schritt, so vermutete Knut, musste darin bestehen nachzudenken. Da Birger immer wieder dieselben Manöver ausführte und seine Absichten immer deutlicher ankündigte, sogar einen Warnruf ausstieß, versuchte Knut, seinen Angriffen zuvorzukommen. Er musste sich etwas Neues einfallen lassen, etwas, das er nie zuvor getan hatte. Beim nächsten Warnruf Birgers schlug er sein Schwert sogleich schräg nach unten, ohne es zuerst über den Kopf zu heben. Da traf er Birgers Schwertarm, nicht hart, aber er traf. Sie waren beide gleichermaßen erstaunt, Birger fing sich als Erster. Er bedachte Knut mit einem breiten Lächeln, senkte sein Schwert und rieb sich die Stelle seines Arms, an der ihn Knuts Hieb erwischt hatte.
»Ich musste etwas länger warten, als ich gehofft hatte«, meinte Birger, wischte sich den Schweiß von der Stirn und deutete mit seinem Schwert auf eine Bank an der Scheunenwand. Dort standen ein paar Krüge Bier sowie Pökel- und Rauchfleisch. »Siehst du, das war eine gelungene Verteidigung! Das war ein guter Hieb, wenn auch noch ein wenig zu vorsichtig, aber das wird bald besser. Jetzt gönnen wir uns ein Bier und einen Happen, das haben wir uns im Schweiße unseres Angesichts auch verdient!«
»Es ist nicht so, dass ich es nicht lernen will«, meinte Knut und musste sich anstrengen, nicht allzu begeistert auszusehen. »Ich lasse mich nur nicht gerne belehren!«
Zum ersten Mal lachten sie gemeinsam. Birger schnitt das Rauchfleisch mit seinem Dolch ab, reichte Knut mit der Spitze ein Stück und scherzte, es sei nicht leicht, ohne Lehrer etwas zu lernen. Es sei auch nicht einfach, jemanden zu belehren, der sich keinen Lehrer wünsche.
Den Rest des Morgens verbrachten sie damit, die beiden Schläge zu
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