Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
der Erde hoch, verbeugte sich und begab sich dann hoch erhobenen Hauptes in die Mitte des Burghofes. Er strich seine dunkelroten Locken zurecht und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Knut war mit schmerzverzerrter Miene auf die Knie gekommen. Er hatte seinen Helm abgelegt, sein Gesicht war gerötet und schweißüberströmt. Seine Augen waren vor Demütigung fest zusammengekniffen, und er hielt sich seine beiden Händen vor der schmerzenden Brust.
Wortlos ergriff Birger den blauen Schild mit den drei Kronen, drehte sich um und ging.
Seine Mutter Ingrid Ylva und seine Großmutter Cecilia Rosa stürzten sich auf ihn, umarmten und küssten ihn. Sie gratulierten ihm nicht zu seinem Sieg, denn selbst seine besorgte Mutter hatte einem Sieg zum Schluss nicht mehr sonderlich viel abgewinnen können, sondern sie lobten ihn beide dafür, dass er so bescheiden gewesen war.
Auf bemüht männlich barsche Art schob Birger diese Glückwünsche beiseite. Er wolle andere Kleider anlegen und sich vorher noch, wie es Sitte auf Forsvik sei, mit einem Bad abkühlen. Mit einer Verbeugung verließ er die beiden Frauen.
Nach dem eiskalten Wasser des Vättern und einem Krug Bier von der kellerkühlen, dunklen Sorte aus Lübeck, die
Rüstung gegen ein höfisches Gewand aus blauem Samt, einen Umhang und weiche, kalbslederne Schuhe vertauscht, begab er sich in den frischen Wind auf den höchsten Zinnen der Burg und verweilte dort. Er war hochzufrieden mit sich, gleichzeitig aber von Wut erfüllt und überlegte, was er mit dieser verleumderischen Bohnenstange am liebsten gemacht hätte. Lange konnte er seinen Racheträumen jedoch nicht nachhängen. Einer der Knappen des Königs erschien, verbeugte sich und teilte Birger mit, der König habe befohlen, dass er sich unverzüglich in das oberste Gemach des westlichen Turms begeben solle. Birger erwiderte mit einer Verbeugung, er habe den Befehl zur Kenntnis genommen. Dann folgte er dem davoneilenden Hofmann.
Als er die dunkle Turmkammer, die nur von einer Reihe hoher Schießscharten erhellt wurde, betrat, sah er nicht gleich, dass ihn sowohl der König als auch der Jarl erwarteten. Er ließ sich auf sein linkes Knie sinken und wartete mit gesenktem Kopf.
»Steht auf, Birger, und setzt Euch zu uns. Nehmt Euch auf dem Weg einen Krug Bier mit!«, befahl der König mit harter Stimme.
Birger tat sofort, wie ihm befohlen, und erst als er an den Tisch des Königs trat und sich schon setzen wollte, entdeckte er Folke Jarl. Rasch schnellte er wieder nach oben, wobei er fast seinen Bierkrug umstieß, und verbeugte sich.
»Trinkt auf unser Wohl!«, befahl der König und Birger gehorchte. Er war sich dabei nicht sicher, ob sich das königliche Wir nur auf den König oder auf beide, den König und den Jarl, bezog. Als er es mit einem Kompromiss versuchte, lachten beide Männer dröhnend und zufrieden.
»Ihr habt heute in Eurer Schwerthand die Eintracht des Reiches gehalten, mein Freund Birger«, sagte der König mit einem langgezogenen Seufzer, der jedoch mehr zufrieden als besorgt klang. »Wenn Ihr heute meinen törichten, aber geliebten, merket wohl, geliebten , jungen Verwandten erschlagen hättet, was Euch mühelos gelungen wäre, dann hättet Ihr uns in großes Unglück gestürzt. Und mit uns meine ich uns alle. Antwortet!«
»So haben auch meine kluge Mutter und meine, in Dingen, die das Schwert betreffen, noch klügere Großmutter heute Nacht zu mir gesprochen«, entgegnete Birger. »Und sie haben erst von mir abgelassen, als ihre Überzeugung auch die meine war.«
»Es heißt ja auch, dass wir in Zeiten der Witwenherrschaft leben.« Der König lachte. »Unter uns Männern gesagt, so spielt das auch keine Rolle. Von der Klugheit dieser Frauen haben wir wirklich alle sehr profitiert, nicht wahr Birger?«
»Eure Majestät, Ihr seid unser gekrönter König, dem wir alle den Treueeid geschworen haben«, antwortete Birger rasch, als hätte er die ärgerlichen Worte über die Witwenherrschaft nicht gehört. Er war erstaunt, dass die beiden anderen Männer über seine Worte lachten.
»Ihr seid wahrhaftig mein Bruder«, entgegnete Jarl Folke. »Euch lockt man nicht so leicht in eine Falle, und Ihr wisst Euch zu benehmen. Unser seliger Birger Brosa hätte seine Worte nicht klüger wählen können als Ihr.«
»Ich sage nur frei heraus, was ich denke«, erwiderte Birger und lächelte frech, dann nahm er einen großen Schluck aus seinem Bierkrug, denn dem Jarl, der sein Verwandter war, konnte er
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