Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
steht«, erwiderte Birger zum ersten Mal etwas unsicher. »Knut hält sich für einen großen Krieger. Es wird nicht leicht werden, ihn dazu zu bringen, bei einem Jüngeren in die Lehre zu gehen.«
»Nein, Eure Aufgabe ist nicht leicht. Aber trotzdem begehre ich, dass Ihr sie erfüllt. Ihr zwei tragt die Zukunft des Reiches auf Euren jungen Schultern. Feindschaft oder Freundschaft zwischen Euch könnte den Unterschied zwischen einem guten Leben in unserem Reiche und einem Krieg zwischen Folkungern und Erikern bedeuten, der uns alle ins Verderben stürzen würde. Das seht Ihr doch ein?«
»Ja, Eure Majestät, das sehe ich ein. Aber es wird trotzdem nicht leicht werden«, antwortete Birger mürrisch, da er bereits eine lange Zeit der Mühsal vor sich sah.
»Dann bleibt es dabei«, sagte der König kurz angebunden. »Jetzt wird Folke Jarl uns verlassen, und ich werde
unseren nicht allzu geräderten Junker Knut rufen lassen. Dann werden wir etliche Krüge Bier leeren und unter Männern über mannhafte Dinge sprechen. Oder wollt Ihr lieber Wein und Met, Ihr ziert Euch doch auf Forsvik immer so mit solchen Weibertränken? Aber, aber, junger Mann, seht jetzt nicht so beleidigt aus! Euer Großvater trank Wein, und er war der größte Krieger im Norden. Also, was jetzt?«
»Zu Beginn des Abends trinke ich vorzugsweise Bier, später vielleicht ein Glas Wein«, murmelte Birger verlegen. Darüber lachten die beiden anderen Männer herzlich.
Folke Jarl erhob sich, hüllte sich in seinen Mantel, verabschiedete sich freundschaftlich von seinem König und seinem jungen Verwandten und verließ schmunzelnd die Kammer. Der König winkte einen der Knappen, die neben der Tür standen, heran und ließ Junker Knut holen.
Es fielen nicht viele Worte, während sie auf Knut warteten. Der König erhob sich, faltete die Hände, ließ die Knöchel knacken und fragte den Knappen, der noch anwesend war, wann gepökeltes Rindfleisch, Lammkeule und der erste frische Hirschbraten des Jahres mit allem, was dazu gehörte, im Turm serviert werden würden. Birger hing düsteren Gedanken nach und versuchte sich mit seinem unmilden Schicksal abzufinden. Jemand, der so alt und selbstsicher war wie Knut, würde nicht alles von Grund auf neu lernen wollen, was aber vermutlich erforderlich war. Die Kleinen auf Forsvik zu unterrichten war trotz des Gejammers, wenn sie Schläge einstecken mussten, leichter, weil sie schließlich etwas lernen wollten. Er fürchtete, dass es bei Knut ganz anders werden würde.
Knut erschien hinkend und mit finsterer Miene. Anfangs sah es gar nicht danach aus, als ließen sich die zwei Feinde zu Freunden machen. Aber König Erik ließ sich von den verdrossenen Mienen der beiden Junker nicht abschrecken und tat, als bemerke er diese gar nicht. Einleitend erzählte er vom Krieg, von seiner erwachenden Liebe zu Königin Rikissa und von der ersten erfolgreichen Hirschund Wildschweinjagd des Herbstes, während er seinen beiden unfreiwilligen Gästen fortwährend nachschenkte.
Später, als sie mit dem Essen begonnen hatten, kam er auf die wunderbaren Kriegskünste zu sprechen, die mit den Tempelrittern in den Norden gekommen seien. Nur durch sie ließen sich die beiden wunderbaren Siege bei Lena und Gestilren erklären. Was heute auf Forsvik gelehrt werde, mache im Übrigen auch die Folkunger zu viel besseren Kriegern, insbesondere zu Pferde.
Deswegen, fuhr er fort, habe er auch aus Sorge um seinen geliebten, jungen Verwandten den Kampf zu Pferde zwischen ihnen verboten, da dieser zu ungleich gewesen wäre.
Langsam, aber sicher - Bier und Wein taten ein Übriges - gelang es ihm, die Laune der beiden zu heben und Knuts Neugier zu wecken. Als er Birger bat, von den Geheimnissen auf Forsvik zu erzählen, lauschte Knut nicht mehr feindselig, sondern interessiert.
König Erik schmeichelte und trank und gab bis zum Morgengrauen, das sich zu dieser Jahreszeit recht spät einstellte, nicht auf. Am Ende der Nacht hatte er seinen Willen durchgesetzt, ohne mit Schärfe von seiner königlichen Befehlsgewalt Gebrauch machen zu müssen. Birger Magnusson hatte einen Lehrling bekommen.
Die junge Königin Rikissa hatte die Nacht, in der ihr Gemahl die beiden Streithähne mit Bier zur Vernunft bringen wollte, allerdings alles andere als allein verbracht. Sie hatte die Gelegenheit genutzt, die vier Witwen - ihre einzigen verlässlichen Freundinnen in der neuen Heimat - in die königlichen Gemächer im Westturm einzuladen. Aus der Kammer über
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