Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Alle hofften, dass es bereits beim ersten Mal ein Sohn werden würde.
Darob schüttelte Ingrid Ylva nur den Kopf, sprach aber nicht aus, was sie von dieser Sache hielt.
III
D ER BEGINN DES GEMEINSAMEN WEGES der beiden jungen Männer war mühsam, gestaltete sich aber für Knut Holmgeirsson am unbehaglichsten. Wie der König befohlen hatte, musste er seine harte Arbeit bereits gegen Mittag des nächsten Tages antreten. Diesen Zeitpunkt fand der König zudem recht gnädig, da es noch schlimmer gewesen wäre, frühmorgens, bevor er seinen Rausch ausgeschlafen haben würde, zu beginnen.
Was Birger ebenso sehr wie sein schmerzender Kopf zu schaffen machte, war die Einsicht, dass Knut bereits so viele falsche Bewegungen eingeübt hatte, dass es schwierig sein würde, ihn eines Besseren zu belehren.
Was Knut noch mehr als sein schmerzender Kopf zu schaffen machte, war die Tatsache, dass ihn die Blicke aller neugierigen Zuschauer demütigten, die sich unter irgendeinem Vorwand in den Teil des Burghofes begeben hatten, in dem die Übungen stattfanden. Denn diese Zuschauer lachten jedes Mal roh und herzlos, wenn ihn Birger mit der flachen Seite auf den Hintern schlug, so wie man übermütige Grünschnäbel züchtigt.
Aber Birger wusste sich keinen besseren Rat. So machte man es auf Forsvik mit Lehrlingen, die öfter denselben Fehler begingen. Das half in der Regel, doch Knut beging denselben Fehler stets von neuem, und je öfter Birger ihm auf den Hintern schlug, desto größer wurde die Heiterkeit unter den Zuschauer. Man hätte meinen können,
Birger wolle Knut erniedrigen, aber das war durchaus nicht der Fall. Birger gehorchte nur seinem König, so gut er vermochte. Ihm blieb keine andere Wahl, und er wusste auch nicht, wie er sonst hätte unterrichten sollen.
Bereits nach dem ersten Übungstag suchten sie gemeinsam den König auf und baten darum, Näs verlassen zu dürfen. Sie versicherten, sie hätten durchaus die Absicht, ihrem König zu gehorchen, aber Näs sei für den Unterricht denkbar schlecht geeignet. Knut berichtete, wie kränkend es für ihn sei, sich auf der Burg des Königs züchtigen lassen zu müssen. Birger forderte Abgeschiedenheit, um irgendetwas erreichen zu können.
Der König hörte sie wohlwollend an. Ihre gemeinsame Zielstrebigkeit gefiel ihm. Er hielt sie für einen ersten Hinweis darauf, dass sein Unterfangen gelingen und seine Anordnung sie dazu zwingen würde, nach demselben Ziel zu streben. Wenn sie ein Jahr lang so eng zusammenarbeiteten, dann würde sich ihre Feindschaft vielleicht in Freundschaft verwandeln … zum Wohle des Reiches.
Dass er diese Entwicklung bereits zu schätzen wusste, ließ er am ersten Tag jedoch nicht erkennen. Stattdessen sprach er streng und drohend. Sie sollten sich nur nicht einbilden, seine Anordnung auf die leichte Schulter nehmen zu können, bloß weil sie sich seiner Aufsicht entzögen. Er könne zwar in Erwägung ziehen, seinen Auftrag abzuändern, was sie aber keinesfalls zu der Schlussfolgerung verleiten dürfe, dass er von seinem ursprünglichen Wunsch Abstand nehme. Sie versicherten ihm demütig, dass sie diese Hoffnung durchaus nicht gehegt hätten.
Der König ließ daraufhin seinen Kanzler eine Verfügung sowohl an Ingrid Ylva als auch an Knuts Vater Holmgeir zu Vik am Mälaren aufsetzen, dass die beiden Junker ein Jahr lang auf dem Schwertübungsplatz zubringen
sollten, um danach auf Näs zu erscheinen und die Früchte ihrer Bemühungen zu präsentieren. Als sie sich auf den Weg machten, konnten sie sich zum ersten Mal ein wenig unbeschwerter unterhalten. Knut war jedoch immer wieder darauf bedacht, ein Stück vorauszureiten. Auf der linken Seite trug er einen neuen, blauen Schild mit den drei Kronen, der schon von Ferne zu sehen war.
Sie trafen noch am selben Abend auf Ulvåsa ein, Knut als Gast, Birger als Gastgeber, da Ingrid Ylva immer noch mit den anderen Witwen auf Näs weilte. Sie aßen ein einfaches Abendessen. Birger zeigte Knut sein Nachtlager und zog sich dann mit dem Hinweis, dass er es gewohnt sei, zum Morgengrauen mit der Arbeit zu beginnen, zurück. Knut war wenig begeistert, konnte aber als Gast dagegen nichts einwenden.
Wie angekündigt riss Birger Knut bereits in der ersten grauen Dämmerung des nächsten Tages die Decke weg, womit ein Arbeitstag begann, den Knut so bald nicht vergessen würde. Schweigend legten sie eine dicke Schutzkleidung aus Filz und Leder unter den Kettenpanzern an und begaben sich dann hinter eine der
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