Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Art nur schwer erträglich seien. Doch keiner von ihnen wollte als Erster einknicken oder dem anderen gegenüber Schwäche zeigen, geschweige denn dem König gegenübertreten und zugeben müssen, seinen Auftrag nicht erfüllt zu haben. Die Weihnachtsfeiern lagen zudem noch in weiter Ferne. Erst dann würde alle Arbeit ruhen, und sie konnten eine längere Pause einlegen. Ohne sich gegenseitig ihre Überlegungen einzugestehen suchten beide nach einer Entschuldigung, um zumindest eine kürzere Zeit etwas anderes tun zu können, als Schwert und Schild zu verschleißen.
Ihre Ausrede erschien in Gestalt von Boten der Eriker, die zuerst auf der Königsburg Näs gewesen waren, ehe man sie nach Ulvåsa weitergeschickt hatte. Junker Knut Holmgeirsson war bei seinem Freund Jon Agnesson auf der Insel Fogdö bei Strängnäs zur Hochzeit eingeladen. Diese Einladung konnte er nicht ausschlagen, da Jon zur
Familie der Ulfssöhne gehörte, die mit den Erikern verbündet waren. Knut war neben seinem Vater und dem König der wichtigste Eriker. Es wäre nicht gut aufgenommen worden, wenn er es vorgezogen hätte, sich bei einem Folkunger im Schwertkampf zu üben. Er musste also abreisen, und zwar sofort.
Als wichtigster Hochzeitsgast besaß Knut das Recht, einen Verwandten oder Freund mitzubringen, und nicht einmal Ingrid Ylva wusste etwas dagegen einzuwenden, dass er Birger zu dieser Hochzeit mitnahm. Während der zehn Tage, die Knut abwesend sein würde, einschließlich der sechs Reisetage, hatte es wenig Sinn, Birger mit seinen Brüdern und den Klerikern die Schulbank drücken zu lassen. Blieb er allein, würde er vermutlich schnellstmöglich nach Forsvik verschwinden.
Birger hätte die freie Woche gern auf Forsvik verbracht, um sich den langsamen Schwertkampf wieder abzugewöhnen, aber das würde er ohnehin ausführlich tun, wenn das Jahr mit dem königlichen Auftrag vorüber war. Außerdem reizte es ihn, sich in die Fremde und zu Fremden zu begeben. Knut flüsterte ihm zu, dass es in Svealand, Junker und Jungfern betreffend, ganz andere Sitten gebe, wenn die Älteren spätnachts ins Bett gesunken seien.
Der angenehmste und sicherste Weg von Ulvåsa nach Strängnäs wäre per Frachtkahn von Ulvåsa in Richtung Osten nach Linköping gewesen, dann weiter nach Söderköping an der Ostsee. Von dort verkehrten täglich Schiffe zum Mälaren oder nach Visby. Auf dem Mälaren war mühelos jede Stadt zu erreichen.
Eine solche Reise hätte jedoch vier Tage in Anspruch genommen, und jetzt eilte es, da sich die Boten aufgrund ihrer Suche nach Knut verspätet hatten. Schneller, aber gefährlicher war der Weg von Ulvåsa in die entgegengesetzte
Richtung auf dem Vättern. Von dessen Nordufer aus ritt man zu Pferde durch einen Wald, den Tiveden, nach Örebro und gelangte danach über den Hjälmaren nach Eskilstuna. Am gefährlichsten war der Ritt durch den Tiveden, in dem des Tags die Räuber herrschten und des Nachts die Trolle. Niemand ritt ohne ein großes, schwer bewaffnetes Gefolge durch den Tiveden.
Ingrid Ylva schlug vor, den Seeweg über Söderköping, Tälje und den Mälaren zu wählen, da diese Route für kleinere Reisegesellschaften bequemer und sicherer sei. Eine Verspätung von einem Tag könnten sie damit entschuldigen, dass die Boten zu spät eingetroffen seien.
Knut und Birger wandten ein, dass es wenig höfisch sei, zu spät zu einer Hochzeit zu erscheinen, außerdem würden ihnen zwei bewaffnete Gefolgsleute Gesellschaft leisten. Was die Räuber beträfe, so gebe es nicht mehr so viele, da unter König Erik gute und friedlichere Zeiten angebrochen seien. Viele Geächtete seien vom König begnadigt worden, hätten die Wälder verlassen und sich mit ihren Schuldnern und Gegnern ausgesöhnt. Außerdem würde es sich jeder Wegelagerer zweimal überlegen, vier schwer bewaffnete junge Männer mit den Eriker-Kronen und dem Folkunger-Löwen anzugreifen. Diese Wappen stellten für alle im Reich ein deutliches Zeichen dar. Sie bedeuteten den sofortigen Tod, und wer ihm entging, fiel der noch grausameren Rache der Verwandten anheim.
Nur wenige Stunden nach dem Eintreffen der Boten auf Ulvåsa ritten die vier schwer bewaffnet los. Auf zwei Packpferden führten sie Zelte und Felle sowie Geschenke für das Brautpaar und Proviant mit.
Wenn sie im Morgengrauen von Ulvåsa aufgebrochen wären, hätten sie nur eine Nacht im dunklen Herzen des
Tiveden verbringen müssen. So würden sie zwei Nächte dortbleiben müssen, meinte Ingrid Ylva.
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