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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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fügte. So schlecht wie mit der Axt schnitt er zwar nicht ab, aber ein sonderlich guter Speerwerfer war er auch nicht.
    Herr Agne machte sich immer größere Sorgen um den Spott und das Gegacker der Zuschauer. Das konnte zu späterer Feindschaft führen und dieser Hochzeit sehr schaden. Von den jungen Hitzköpfen unter den Zuschauern, die den schlimmsten Lärm machten - auch weil sie nicht zu den Junkerspielen zugelassen worden waren -, würden einige ihren Mund nicht halten können, wenn sie nachts zu viel Bier getrunken hatten. Zwischen normalem Spott bei einem Gastmahl und gekränkter Ehre gab es eine klare Grenze, zumindest für jemanden, der lange genug gelebt hatte, um eine gewisse Klugheit zu erwerben. Ein paar Worte zu viel, und schon wurde das blanke, scharfe Schwert gezogen. Dann gab es kein Zurück mehr. Und wie die Sache auch immer ausgehen mochte, war das Unglück groß. Es gab im Süden ein Sprichwort, dass der, der einen Folkunger erschlug, den dritten Sonnenuntergang danach nicht erlebte. Das war vermutlich nur Gerede, und vermutlich kam es auch sehr darauf an, um was für einen Folkunger es sich handelte, denn schließlich gab es recht viele davon.
    Mit zunehmendem Unbehagen sah Herr Agne ein, dass das Pferd, die Ausrüstung, auch der Schild und die Lanze des Folkungers solche Kostbarkeiten darstellten, die sich nur ein einflussreicher Mann leisten konnte. Dummerweise
hatte er sich nicht eingehender nach seinem Namen erkundigt und wusste nur, dass er Birger hieß. Das konnte alles Mögliche bedeuten, aber es wäre entsetzlich gewesen, wenn er ein Birger zu Bjälbo, Forsvik, Ulvåsa, Ymseborg, Arnäs oder eines der anderen großen Folkunger-Güter dort im Süden gewesen wäre. Wenn dieser Folkunger bei den Wettkämpfen noch weiter erniedrigt würde, dann musste Herr Agne, so viel war ihm klar, dafür sorgen, dass er die Hochzeit rasch und ohne Blutvergießen wieder verlassen konnte.
    Seine Angst vor dieser Gefahr überschattete nun die gesamte Hochzeit auf Agneshus, und sie wurde nicht geringer, als sein Sohn Jon, der Knut schließlich beim Speerwerfen besiegt hatte, jetzt auf den Folkunger zeigte. Der nächste Wettkampf war Knüppel auf der Planke. Alle Zuschauer hatten mittlerweile damit begonnen zu gackern, und ihr Spott ging wie ein starker Regen über den Folkunger nieder, als er einen Knüppel packte und auf das schwankende Brett trat, auf dem der siegesgewisse Sohn von Herrn Agne bereits wartete und fröhlich seiner Braut zuwinkte. Das war wenig klug, denn im nächsten Augenblick lag er bereits im Wasser.
    Unter den Zuschauern wurde es vollkommen still, als Jon Agnesson aus der Grube kletterte. Jemand meinte, das sei nur ein Missgeschick gewesen und zähle nicht, aber da sagte Herr Agne mit harter Stimme, Missgeschicke und Stürze gehörten zu jedem Wettkampf und zählten daher genauso wie geschickte Schläge und Glück. Dann deutete er streng auf den Rübenkorb seines Sohnes, in den die Knechte zögernd und betreten sieben Rüben zählten.
    Jon ließ jedoch mit keiner Miene erkennen, dass es sich um Schummelei gehandelt haben könnte, sondern begann
damit, seine nassen Kleider auszuwringen, während er auf Knut Holmgeirsson zuging, der mit gesenktem Kopf dastand und seinen Freund auszulachen schien. Und das schienen viele der Zuschauer verstehen zu können, denn alle wussten, dass Jon und Knut die beiden waren, die am meisten nach dem Sieg trachteten, und derjenige von ihnen, der sieben Rüben in einem Wettkampf erhalten hatte, würde Mühe haben aufzuholen.
    »Wenn ich mich nicht vollkommen falsch entsinne«, sagte Jon zu Knut, »dann hast du zu mir gesagt, man solle den Folkunger als Ersten auswählen, denn er sei der Schlechteste von uns allen. So schlecht war er jedoch nicht, denn er hat mich vom Steg gestoßen, noch ehe ich blinzeln konnte.«
    »Nein, das war wirklich kein schlechter Schlag, der dich getroffen hat«, entgegnete Knut gelassen. »Ich hatte nur gesagt, dass mein Freund Birger eine Niete mit der Axt und mit dem Speer ist. Über Knüppel auf der Planke habe ich kein Wort verloren, das war deine eigene Vermutung.«
    Birger stand auf dem schwankenden Brett und schwang langsam den Knüppel hin und her, dessen Enden mit Leder umwickelt waren, damit sich niemand verletzte. Er atmete auf, da die Schmach jetzt ein Ende hatte, aber er versuchte auch, seinen Zorn noch so lange zu zügeln, bis er wusste, welchen Gegner er als Nächsten wählen sollte. Er hatte noch nie erlebt, dass

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